98 IX. Die Zeit des Ringens nach Einheit und Freiheit.
er verpflichtet ist, erhält eine äußere Anszeichnung und Anspruch auf
Zivilversorgung, wenn er zum ODienste unfähig ist. — Dem Vorbilde
Preußens folgten die übrigen deutschen Länder.
98. Die Seminare.
Die Freiheit und Selbständigkeit, wie sie Bürger und Bauer
erreicht hatten, erforderten eine bessere Schulbildung und mehr Kennt-
nisse, als in den vorhandenen Volkeschulen erlangt werden konnten.
Es war daher nötig, daß diese verbessert wurden. Zu dem Zwecke
mußten Schulen zur Heranbildung der Volksschullehrer ins Leben
gerufen werden. Das sind die Seminare. Das erste bayerische Seminar
wurde 1804 in München eröffnet. Jetzt gibt es in Deutschland
mehr als 200 solcher Anstalten. Das Seminar ist für die Volks-
schullehrer dasselbe, was für die Richter, Bezirksamtmänner, Arzte
und Geistlichen die Universität bedeutet. Nur solche, die sich die nötigen
Kenntnisse in einer Präparandenanstalt oder höhern Schule erworben
haben, können nach vorhergegangener Prüfung in das Seminar auf-
genommen werden. Dort werden sie in den Kenntnissen unterwiesen,
die das Leben und der Beruf des Lehrers erfordern.
99. Die Mission.
1. Mitglieder des Jesuitenordens gingen schon zur Reformations-
zeit nach Indien, Japan, China und Amerika, um das Christentum
daselbst zu verkündigen; sie und andere Orden betreiben auch heute
noch katholische Mission in den Heidenländern. Später sind den
Katholiken auch die andern Religionsgemeinschaften gefolgt. In be-
sondern Missionsanstalten werden die Missionare für ihren Beruf aus-
gebildet. Solche Anftalten gibt es z. B. in Berlin, Hermannsburg,
Basel, Barmen und Leipzig. Jeder, der sich stark genug fühlt, die
Beschwerden dieses Berufes zu ertragen, kann sich zum Missionare
ansbilden lassen.
2. Die Kirchentrennung veranlaßte die katholische Kirche auch,
innere Mission zu treiben, d. h. unter Christen das erloschene und
gefährdete Glaubensleben nen beleben und erhalten zu helfen. Die
evangelischen Kirchen sind auch darin ihrem Beispiele gefolgt, so daß
es jetzt in der gesamten deutschen Christenheit Anstalten für innere
Mission gibt. Für die Kinder im vorschulpftichtigen Alter sind
Krippen und Warteschulen errichtet. Dem schulpflichtigen Alter dienen
die Waisenhäuser und Rettungsanstalten. Die der Schule Ent-
wachsenen finden in Jünglingsvereinen und Dienstbotenschulen Unter-
haltung und Belehrung. Den Reisenden und Arbeitslosen thun