ILX. Die Zeit des Ningens nach Einheit und Freiheit. 101
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Aloys Senefelder, der Sohn eines Schauspielers, ward am 6. No-
vember 1771 zu Prag geboren. Da der Knabe 7 Jahre zählte, kam
sein Vater als Hofschauspieler nach München. Der junge Aloys
machte in der Schule glänzende Fortschritte, so daß sich die Kurfürstin
Marie Anna des fleißigen Schülers annahm und ihm zum Besuche
der Ingolstädter Universität jährlich 120 Gulden gab. Auch auf
der Univerfität studierte Senefelder so eifrig, daß er von seinen
Lehrern die Note „ausgezeichnet“ erhielt. Da starb zum Unglücke
sein geliebter Vater, und die zahlreiche Familie blieb in bitterster Not
zurück. Um für die Mutter und seine acht füngern Geschwister sorgen
zu können, gab Aloys schweren Herzens seine Studien auf und suchte
als Schauspieser und Schriftsteller etwas zu verdienen. Seine Hoff-
nungen wurden jedoch nicht erfüllt. Für seine Schriften fand er
keinen Verleger, und er selbst konnte den Druck nicht bezahlen. Da
sann er auf Abhilfe. Er wollte ein neues Druckverfahren erfinden und
selbst seine Werke drucken. Nachdem er sich in der Spiegelschrift
geübt hatte, ritzte er solche Schriften in Kupferplatten und Zinnteller
ein, und stellte Abdrücke her. Doch eigneten sich diese Metalle nicht.
Run probierte er Kalschieferplatten und erzielte schärfere Abzüge.
Nach vielen Versuchen gelang es ihm auch, eine passende Atzttüfsfigkei
und brauchbare Druckerschwärze zusammenzustellen und damit war die
erhöhte Spiegelschrift, der eigentliche Steindruck, erfunden. Um seine
Erfindung ausnützen zu können, brauchte Senefelder größere Geld-
summend diese streckte ihm der Hofmusiker Gleißner vor. Senefelder druckte
nun Lieder und Musikstücke und fand Beifall mit seinen Abdrücken.
Der Kurfürst Karl Theodor überwies ihm 100 Gulden, und auch die
Akademie der Wissenschaften gewährte ihm eine bescheidene Unterstützung.
Senefelder arbeitete unermüblich an der Vervollkommnung seiner groß-
artigen Erfindung. Dadurch vergrößerte sich sein Geschäft immer mehr.
Auch die bayerische Regierung erkannte bald die Vedeutung des Stein-
druckes: deshalb ward für die Regierungsarbeiten eine große Druck-
anstalt errichtet und Senefelder als deren Direktor mit einem guten
Gehalte- angestellt. Nun war die Zeit der Sor cen vorüber. Sene-
felders Name wurde in der ganzen Welt bekannt. Am 20. Februar 7834
rief ihn der Tod aus seinem arbeitsreichen, gesegneten Leben ab. Der
kunstsinnige König Ludwig I. ließ ihm auf dem Münchner Friedhofe
ein Denkmal errichten. · . »
ZAUFFMUFXMU Gabelsberger hatte eine ziemlich freudlose
Jugend. Er ward am 9. Februar 1789 als Sohn eines Hofblas-
instruwentenmachere in München geboren. Bald Waise geworden,
kam er zu seinem Großvater, die Sattlerei zu erlernen. Hierzu zeigte
er jedoch wenig Lust und Geschick. Klostergeistliche nahmen sich seiner
an, und nun sollte er Lehrer werden. Die Not zwang ihn aber die
Sidien wieder aufzugeben. Nachdem er bei Senefelder die Aitho-
graphir erlernt hatte, kam er als Schreiber ins Minifterium. Da er
zeichen so zu verkürzen, daß dat Schreiben so schnell von statten gehen