104 I. Zie Feit des Ringens nach Einheit und Freiheit.
——.
Rentenbanken in der Provinzial= oder Landeshauptstadt suchte die
Regierung den Bauern die Ablösung zu erleichtern. Diese Kassen
gaben das zur Ablösung nötige Geld her und gestatteten, es allmäh-
lich wieder zurückzuzahlen. Die jährlichen Abzahlungen werden an
manchen Orten jetzt noch Jehntgelder genannt. Was man auf manchen
Dörfern heute noch Herrendienste nennt, sind keine Herrendienste mehr,
sondern Hand= und Spanndienste, die die Dorfbewohner bei der Ge-
meindearbeit statt baren Geldes leisten. «
105. Verteilung und Verkoppelung.
1. Die Geldwirtschaft hat auch zu einer festern Begrenzung des
Grundbesitzes geführt. In fetten Gegenden sind die Bewohner früher,
in magern später zu scharfer Abgrenzung der Ortsmark geschritten.
Manche Gemeinde wußte früher kaum, wo ihre Mark aufhörte und
die der Nachbargemeinde anfing; die Gemeindehirten wurden darum
öfters zu Rate gezogen, damit sie angäben, wie weit von jeder Seite
gehüret worden war; denn innerhalb der Ortsmark waren noch die
Allode und Allmende, und das Sondereigentum eines Hofes befand
sich noch in der Gemenglage. «
2. Die Gemeinheit hatte im Laufe der Zeit viel Unwillen erregt;
jeder wollte sie nutzen, aber keiner freiwillig etwas daran thun. Des-
gleichen gab die Gemenglage mit ihrem Flurzwange viel Veranlassung
zu Unzufriedenheit und Streit. Diesem unangenehmen Zustande machten
die Gesetze über Verkoppelung und Gemeinheitsteilung ein Ende. Rach
diesen Gesetzen kann jede Gemeinde unter Beihilfe königlicher Beamten
ihre Gemeinheit teilen und durch Tausch den Besitz der einzelnen Höfe
in größere Flächen zufammenlegen. Das ist denn auch bereits in den
meisten Orten geschehen und geschieht in andern noch bis zur Stunde.
Die Gemeinheit ist durch diese Teilung klein geworden, oft nur auf
einen einzigen Platz zusammengeschrumpft oder ganz verschwunden,
und das Sondereigentum eines jeden Hofes ist durch die Verkoppelung,
in große Stücke oder „Koppel“ zusammengelegt worden. Dadurch ist
mehr Zeit für Aussaat und Ernte gewonnen, und statt der magern,
dürftigen Viehweiden, die sonft als Gemeinheit die Dörfer umgaben,
sehen wir jetzt fruchtbare Acker und reiche Gärten. Freilich ist den
Häuslingen, die gar keinen Landbesitz haben, auf diese Weise die Weide-
benutzung auf der Gemeinheit entgangen; aber eine weise Fürsorge
wird auch sie wieder zu ihrem Rechte kommen lassen. "·
1067Dzifjtctkgjtxttdwsigl..vou-2«3ayxxm
1. Die J ugendjahre dieses um Bayern so hochverdienten Königs
fielen in die Zeit der Fremdherrschaft. Von echt deutscher Gesinnung
beseelt, empfand Ludwig den Druck der Fremdherrschaft doppelt schwer.