Full text: Deutsche Geschichte für Schule und Haus nach den Forderungen der Gegenwart für das Königreich Bayern.

X. Die Gegenwart. 125, 
  
3. Zur Verteidigung unserer Küste im Kriege und zur Erhaltung 
der deutschen Ehre auf den Weltmeeren besteht eine Flotte von etwa 
achtzig Schiffen und vierhundert Kanonen. Die Bemannung dieser 
Kriegsschiffe bildet die deutsche Seewehr, die ähnlich eingerichtet ist 
wie das Landheer. — Wer zwölf Jahre freiwillig Soldat bleibt, erhält 
1000 Mk. Belohnung und nach seinen Kenntnissen eine Anstellung 
als Zivilbeamter und damit Versorgung für sein ganzes Leben. 
— — — 
124. Reichspost und Reichstelegraph. 
1. Im Jahre 1850 traten Preußen und Östreich zu einem Post- 
vereine zusammen. Diesem traten nach und nach alle deutschen 
Staaten bei. Zu gleicher Zeit widmete sich dem preußischen Postdienste 
ein Mann, dem es vorbehalten war, das deutsche Postwesen völlig 
umzugestalten und einheitlich zu regeln. Dieser Mann war Heinrich 
Stephan, Sohn eines schlichten Handwerkers zu Stolp in Pommern. 
Er war infolge seiner Begabung und Arbeitskraft in das General- 
postamt nach Berlin berufen worden. Bei der Gründung des Nord- 
deutschen Bundes löste er im Auftrage Preußens die alte Reichspost 
der Familie Thurn und Taris ab, verschmolz sie mit der preußischen 
und machte Norddeutschland zu einem großen Postgebiete. Da Stephans 
Pläue Anerkennung fanden, so wurde er zum Generalpostmeister des 
Norddeutschen Bundes ernannt und machte sich während des Krieges 
gegen Frankreich durch die musterhafte Einrichtung der Feldpost be- 
sonders bekannt. « " 
2. Die Rechte und Pflichten der Post und ihrer Beamten sind 
durch besondere Gesetze und Verordnungen geregelt. Für Briefe, 
Postkarten, Postanweisungen, Postaufträge, Drucksachen, Zeitungen 
und Pakete sind besondere Porkotarife festgesetzt. Den Personenverkehr 
hat meist die Eisenbahn übernommen; wo eine solche jedoch nicht 
vorhanden ist, da werden auch heute noch Personen regelmäßig durch 
die Post befördert. Zur Beschleunigung ihres Verkehrs bedieut sich 
die Poft der Eisenbahnen. — Im Jahre 1876 wurde auch die Reichs- 
telegraphenverwaltung mit der Reichspostverwaltung vereinigt. Alle 
Städte und größeren Dörfer haben ihre Postanstalt. Briefkasten bieten 
überall bequeme Gelegenheit, der Post Briefe u. dergl. zur Beförderung 
zu übergeben. Das Telegraphennetz wird von Jahr zu Jahr ver- 
vollkommnet, und die Telephonverbindungen werden überall vermehrt. 
Mit dem zunehmenden Verkehre ist auch die Zahl der Pofst= und 
Telegraphenbeamten gestiegen, und heute gibt es keinen Ort im 
deutschen Reiche, der nicht täglich mindestens einmal durch den Post- 
boten mit dem großen Weltverkehre in Verbindung gebracht würde. 
Auch hinsichtlich seiner Post und Telegraphie ist Bayern selbständig. 
Es hat noch seinc eigenen Briefmarken.
	        
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