III. Die Zeit der Lehensherrschaft. 29
Ordnung sorgte, ging es dem Volke wohl. Als aber Karl der Große
gestorben war, stürzte das große, stolze Frankenreich in Trümmer.
Die Völker westlich des Rheins empörten sich, wählten ihren cigenen
König und behielten den alten Frankennamen bei, der noch heute in
Frankreich und Franzosen wiederklingt. In gleicher Weise betrachteten
sich die Stämme öftlich des Rheine als ein besonderes Volk und
nannten sich Deutsche. Wir führen diesen Namen seit iener Zeit als
Ehrennamen. Der Bruch zwischen beiden Teilen des Frankenreichs
wurde in einem Vertrage zu Verdun öffentlich anerkannt.
2. Das alte deutsche Reich reichte von der Elbe bis zum Rheine,
von den Alpen bis zur Nordsee, und Ludwig, mit dem Beinamen der
Deutsche, war sein erster König. Durch einen Vertrag kam Elsaß-
Lothringen zu Deutschland, gab aber Ursache zu manchen Seitigkeiten
zwischen Deutschen und Franzosen.
3. Wie einst im großen Frankenreiche, so ftrebren auch im
deutschen Reiche die einzelnen Stämme danach, ihre alte Selbständig-
keit wieder zu erlangen und die Kaisergewalt zu entfernen. Nament-
lich trachteten die Nachkommen der alten Stammesherzöge danach,
die Herzogswürde in ihrem Stamme wieder herzustellen. Dies gelang
um so leichter, als ränberische Nachbarn in jener Zeit unser Vater-
land zum Tummelplatz ihrer Raubzüge machten, und der König ge-
zwungen war, in den einzelnen Herzogtümern Männer zu ernennen,
die dem Eindringen der Feinde selbständig wehren konnten. Darum
stellte Ludwig der Deutsche schon im neunten Jahre seiner Regierung
das alte Volksherzogkum Sachsen wieder her. Auch Bayern, Schwaben,
Lothringen und Thüringen wurden bald darauf unter eigenen Herzögen
wieder selbständiger. Von Süden kamen damals die Ungarn auf
ihren schnellen Pferden#von Norden die Normannen auf leichten
Kähnen, und von Östen drangen die Slaven tief ins Land, raubten
und senglen, fingen und mordeten, was vorkam, und ehe die Deutschen
sich zur Gegenwehr gerüstet, hatten die Feinde längst das Weite ge-
sucht.) In dieser Zeit starb der letzte Nachkomme Karls des Großen
in Deutschland als ein schwaches Kind. — Karl den Großen und seine
Nachkommen neunt man die Karolinger.
29. Bayern unter den Luitpoldingern.
1. Bei der Teilung des Weltreiches, das Karl der Große hinter-
ließ, kam Bayern als der Kern des deutschen Reiches unter die Herr-
schaft Ludwigs des Deutschen. Vor allen andern Stämmen war es
ausgezeichnet; denn es besaß eine eigene Hauptstadt (Megensburg) und
den tüchtigsten Heerbann, der sich im Kriege mit Slaven, Avaren und
Ungarn oft erprobt hatte. Die folgenden Karolinger vermochten das
Land nicht ordentlich zu schützen. Unter dem letzten Nachkommen Karls
des Großen, Ludwig dem Kinde, sah es in Bayern sehr trüb aus, die
Ungarn brachen ein, raubten, sengten und mordeten. Im Jahre 900
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