30 III. Die Feit der Lehensherrschaft.
verwüsteten sie in einem Tage einen Landstrich von zehn Meilen im
Umkreis mit Feuer und Schwert.
2. In diesen Zeiten der Not ergriff ein tüchtiger Graf die Nügel
der Regierung. Es war Lnitpold der Schyre, "er Stammvater unseres
jetzt noch blühenden Königshauses- Schon König Arnulf hatte ihm
mehrere Gaue übertragen, und bald libertraf Luitpold alle andern
baycrischen Grafen nicht nur an Mächt und Anjehen, sondern auch an
Klughelt und Geschick. Als die Ungarn zum zweitenmale kamen,
eilte er den Räubern nach und besiegte sie glünzend. Zum Schute
der Gzrenzen errichtete Luitpold eine starke Feste, die Ennaburg. Zm
Jahre 907 fielen die Ungarn wieder im Bayern ein und gingen aus
einer mörderischen Schlacht als Sieger hervor. Die Blüte des bayerischen
Stammes blieb auf dem Schlachtfelde. Mit dem lansene Martgrafen
Luitpold welen auch mehrere bayerische Bischöfe. Das unglückliche.
schutzlose Land hatte nun unter den Ränbereien der Feinde ichwer zu
leiden.
3. Luitpolds lapferer Sohn Arnuls war der nächste Herzog. Er
führte den Titel: Durch Fügung der göttlichen Vorsehung Herzog
der Bayern und der angrenzenden Gebiete“. Arnulf war darauf
bedacht, die steten Einfälle der Ungarn zu beseitigen. Gr übte sein
Hcer auf die Kampfesweise derselben ein und legte Befestigungen
an. Im Jahre 913 erschienen die Ungarn wieder in Bayern. Aber
dieemal schlug sie Armuf am Iun so aufs Haupt, daß sie um Frieden
baten und Bayern auf längere Zeit verschonten.
30. Messen und Mlärkte.
Durch die große Volksmenge, welche regelmäßig an den Sonn-
und Festlagen bei den Kirchen zusammenkam, wurden die Kauf-
leute angelockt, daselbst ihre Waren feilzubieten. Die Friesen durch-
zogen als Wallenweber mit ihrem Fries die deutschen Lande und
wußten meistens den Raum hinter dem Altar der Kirche als Waren-
lager zu gewinnen. Sobald der Gottesdienst vorüber war, offneten
die Händler in der Nähe der Kirche ihre Läden und boten die Waren
zum Verkaufe aus. So entstanden die Messen der Kaufleute. wie sie
hente noch in Braunschweig, Frankfurt a. M. und Leipzig bestehen;
sie erhielten den Namen „Messe“ von dem kirchlichen Hochamte, dem
sie gewöhnlich folgten. Diese Kaufgelegenheit war Käufern und Ner-
käufern angenehm. Sie wurde deshalb auch an andern Orten nhach-
geahmt, jedoch nicht immer mit dem Gontesdienste in Verbindung
gebracht; sie erhielt den Namen Markt. Der Kaiser oder Landeêherr
gab bestimmte Tage im Jahre oder in der Woche zur Abhallung des
Marktes frei. Die von Karl dem Großen zu militärischen Zwecken an-
gelegten Konigsstraßen gereichten dem Handel auf Messen und Märkten
zum großen Vorteile Mit der Zunahme der Herrendienste verlor der
Bauer die Zeit, sich noch um andere Dinge als Ackerbau und Vieh-