32 III. Die Zeit der Lehensherrschaft.
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diese wurden daher später vom Kaiser zu Rechnungsmünzen bestimmt
und auch in Deutschland geprägt. Um das Beschneiden zu verhüten,
war der Denar durch Einschnütk gerändert und trug auf einer Seite
das Bild des Kaisers. Der Denar erhielt vom deutschen Volke ver-
schiedene Namen, gewöhnlich wurde er als Pfeunig bezeichuet. Das
Recht, Münzen zu prägen, stand ursprünglich nur dem Kaiser zuz es
wurde in den kaiserlichen Pfalzen ausgeübt, wobei der Graf die Auf-
sicht führte.
2. Der Silberpfennig war die einzige deutsche Münze. Die
Entdeckung der reichen Silberbergwerke zu Goslar am Harz, zur Zeit
Ottos I., hat das deutsche Münzwesen sehr gefördert; es entstanden
viele neue Münzstätten. Goldmünzen sind erst viel später ge-
prägt; sie erhielten den Namen Gulden. Von Böhmen aus kamen
nach Deutschland Silbergeldftücke, die viel dicker als die bisher ge-
bräuchlichen Pfennige waren; man nannte sie grossi oder Groschen,
das bedeutet Dicke. Seitdem wurde der Pfennig nur noch als Scheide-
münze gebraucht. In der Stadt Joachimsthal in Böhmen wurden
zuerst die großen Geldftücke geprägt, die den Namen Joachimsthaler
oder kurzweg Thaler erhalten haben.
3. Mit der Lehensherrschaft ging das Münzrecht vom Kaifer auch
auf die Fürsten und Grafen, Bischöfe und Städte über, und die Zahl
der Münzstätten wurde nun immer größer, die Form und der Wert
der Münzen verschiedener, so daß es mit der Zeit schwer hielt, sich
zwischen all den verschiedenen Geldsorten durchzufinden. Auch das
Reisen wurde dadurch sehr erschwert; denn der Reisende mußte wechseln,
so oft er in Gebiete kam, die anderes Geld hatten. Es gab darum
in jeder Stadt und an Orten, wo viele Fremde zusammenkamen, Wechsler,
die aus dem Umtausche des Geldes ein Geschäft machten; man nannte
sie Handwechsler. Wer oft wechseln mußte, der hatte viel Schaden,
weil er sich von dem vollen Werte jedesmal etwas abziehen lassen mußte.
33. Heinrich l.
r
1. Als im Jahre 911 der letzte Karolinger, Ludwig das Kind,
gestorben war, kam der Frankenherzog Konrad zur Regierung. Er re-
gierte nur wenige Jahre und lenkte die Augen der Großen auf Heinrich,
den mächtigen Herzog von Sachsen und Thüringen, der mit großer
Gewalt in seinen Landen regierte. Die Feinde hatten bereits Heinrichs
starken Arm gefühlt, und im Rate der Fürsten galt seine Stimme
vor andern. Eberhard von Franken, der Bruder des verstorbenen
Königs, überbrachte ihm mit andern Großen des Reichs die Nachricht
von der auf ihn gefallenen Wahl; sie trafen ihn, der Sage nach,
als er in den Wäldern des Harzes mit Vogelfang beschäftigt
war. Heinrich nahm die Wahl an und gelobte, dem Volke ein
tüchtiger Herrscher zu sein. — Die Franken hatten damit den bisher