III. Die Zeit der Lehensherrschaft. 37
Hunde und den Wohnungen des Gesindes umgeben. Bei größern
Burgen war der Hof so geräumig, daß selbst Ritterspiele darin ge-
halken werden konnten. Uber den Hof hinweg ging man in den Ahnen-
saal; er war das Hauptgemach der Burg und der gewöhnliche Aufent-
halt der Männer. Hier hingen Waffen, Siegeszeichen und später auch
Ahnenbilder der Ritter. Eine Treppe höher lagen die Kemnaten, das
waren die Zimmer für die Frauen und Kinder und die Orte zu
traulicher Zusammenkunft im Kreise der eigenen Familie. Uber alle
Gebäude hinaus ragte der Turm oder Bergfried. Der Saal, die
Rüstkammer mit den Waffen, die Kapelle und das Verließ waren die
Hauptteile einer größern Burg. Das Verließ war ein dunkler, unter-
irdischer Raum für Gefangene. Bei Tag und Nacht achteten Wächter
am Thorwege hinter der Zugbrücke und auf dem Bergfriede auf alles,
was in Sicht kam. Der Ritter war stolz auf seine Burg und ver-
band ihren Namen mit dem seinigen, indem er sie Brunstein, Gerold-
stein, Rudelsburg u. s. w. nannte und zwischen beide das Wörtchen
„von"“ einschob. Dieser Gebrauch ist bei den Adeligen bis auf den
heutigen Tag geblieben.
36. Die Kreuzsüge und ihre Folgen.
1096.
I. Schon in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung trieb der
Glaube viele fromme Gemüter zu Wallfahrten nach dem Grabe Christi.
Als das heilige Land in die Hände der Araber fiel, konnten die christ-
lichen Pilger noch ungekränkt dorthin wallen; denn die Araber hatten
selbst Ehrfurcht vor den heiligen Stätten und fanden ihren Vorteil
bei den Wallfahrten der Christen. Im elften Jahrhunderte be-
mächtigten sich aber die Türken des heiligen Landes; seitdem wurden
die Pilger unmenschlich behandelt und manche von ihnen ermordet,
so daß in der Christenheit der Gedanke erwachte, das heilige Grab zu
befreien. Daher hielt Papst Urban II. eine große Kirchenversammlung
und forderte die Christen in begeisternder Rede zur Fahrt ins heilige Land
auf. „Gott will es!“ antworteten die Versammelten und ließen sich
ein Kreuz von rotem Tuche als Zeichen der Teilnahme an die Schulter
heften. Davon erhielten diese Züge den Namen Kreuzzüge. Die
Kreuzfahrer zogen unter der Führung tapferer Fürsten, drangen in
das heilige Land und eroberten nach unendlichen Beschwerden die
Stadt JFerusalem. Später sind noch mehr, im ganzen sieben, Kreuz-
züge unternommen worden; zu einer dauernden Eroberung des Landes
führten sie jedoch nicht.
2.. Das heilige Land glich damals einer europäischen Niederlaffung;
es siedelte über, wer sein Glück zu machen hoffte. So entstand ein
reger Verkehr zwischen dem reichen, kunstfertigen Morgenlande und
dem ihm noch weit nachstehenden Abendlande. Das Morgenland
lieferte köstliche Gewebe, seidene Stoffe, feine Waffen, edle # Jewürze