78 VII. Die Zeit der Fürstenmacht.
78. Landstraßen und Landesposten.
Aus den unregelmäßigen Botengängen und Frachtfuhren der
frühern Zeit entwickelte sich ein regelmäßiger Verkehr, so daß die
Landesherrn Verordnungen erließen, wonach derselbe geregelt wurde.
Der Bote trug gewöhnlich ein Schild auf der Brust, das ihn als
solchen kennzeichnete, und war mit einem Spieße gegen Räuber be-
waffnet; ebenso waren die Fuhrleute gegen Uberfall gerüstet. So
lange die Straßen noch in schlechtem Zustande waren oder ganz
fehlten, war es, besonders in den nassen Jahreszeiten, ein schlechtes
Ding um diesen Verkehr. Die Landesherren ahmten daher bald die
Reichspost in ihren Landen nach und übernahmen für ihre Landes-
posten den Brief-, Paket= und Personenverkehr. Der große Kurfürst
von Brandenburg ließ alle vierzehn Tage eine Post von Berlin nach
Dreoden fahren und richtete von der Memel bis zum Rheine einen
regelmäßigen Postdienst ein. Je mehr Poften entstanden, desto mehr
Landstraßen wurden auch gebaut und in gutem Stande gehalten. Die
Landesherren legten auch Chaufseen an, die als Mufter für die andern
dienen sollten.
79. Kurfürst Mar Gmanuel von Bayern.
1700.
1. Gegen das Jahr 1700 waren die Türken wieder in Ungarn
eingebrochen, bis Wien vorgedrungen, und hatten diese Stadt mit
einem gewaltigen Heere belagert. Zwei Monate verteidigte der
tapfere Rüdiger von Starhemberg mit einer kleinen Zahl getreuer
Streiter die wenig befestigte Stadt. Da rückte in der höchsten Not
das kaiserliche Heer heran; allen voran der bayrische Kurfürst Max
Emanuel im Bunde mit dem edlen Polenkönig Johann Sobiesky.
Die Türken wurden in die Flucht geschlagen und Wien befreit. Aber
damit waren die Sieger nicht zufrieden, der Feind sollte ganz aus
Östreich vertrieben werden. Hierbei leistete Mar Emannel dem Kalser
wiederum die treuesten Dienste. Die Türken wurden in mehreren
Schlachten besiegt und bis Belgrad zurückgedrängt. Bei der Er-
stürmung dieser Festung kämpfte Mar Emanuel wie ein Löwe, er
stand in der vordersten Reihe, drang in die erste Bresche und pflanzte
mit eigener Hand die bayrische Fahne auf die Belgrader Burg.
Viele Türken wurden damals gefangen, eine Menge Zelte, Roß-
schweife und Kostbarkeiten erbeutet. Die Moslemins hatten deshalb
eine solche Augst vor Mar Emanuel und seinen Bayern, daß sie ihn
mit Schrecken „den blauen König" nannten. Auch in den spätern
Türkenkriegen sandte Mar Emanuel den Östreichern Tausende von
Hilfstruppen, und in der großen Schlacht, die Prinz Eugen über die
Türken erfocht, kämpften die bayrischen Regimenter am tapfersten.