VII. Die Zeit der Fürstenmacht. 79
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2. Zu den grimmigsten Feinden Deutschlauds zählte damals auch
der französische König Ludwig XIV., dessen Ländergier keine Grenzen
kannte. Mitten im Frieden überfiel er Straßburg und machte das
Elsaß französisch. Deutschland war zu ohnmächtig, um es ihm zu
wehren. Dann wollte Ludwig die schöne Rheinpfalz zu einer Wüste
machen. „Die Pfalz muß niedergebraunt werden,“ so hatte sein
Minister frevemlich gesprochen, und der General Melac machte mit
seiner Mordbrennerbande dieses Wort wahr. Was die Pfalz damals
erduldete, läßt sich nicht beschreiben. Dörfer und Städte wurden ver-
brannt, die Bewohner aus der Heimat verjagt und Tausende ermordet.
Sogar die Gräber der deutschen Kaiser im Dome zu Speier wurden
geschändet. Mar Emanuel zog als Befehlshaber des Reichsheeres gegen
die Franzosen und verrichtete auch hier tapfere Thaten.
3. Mar Emanuel hoffte, durch Verheiratung mit der Tochter des
Kaisers Leopold, König von Spanien zu werden. Nun brach um dieses
Land ein heftiger Krieg zwischen Ostreich und Frankreich aus, in dem
sich Bayern auf Frankreichs Seite stellte. Doch das Kriegsglück war
den Östreichern hold; sie erfochten unter Prinz Eugen in Stalien,
Deutschland und den Niederlanden glänzende Siege. Mar Emannel
mußte sich schleunigst aus Tirol zurückziehen, denn die Tiroler Bauern
erhoben sich in Massen. Fast wäre der Kurfürst einem Mord-
anschlage zum Opfer gefallen; aber der edle Graf von Arco opferte
sich für seinen Herrn. Fünf feindliche Heere drohten in Bayern ein-
zufallen. Nur eine schuelle That konnte retten. Rasch entschlossen,
warf sich Marx Emanuel auf das östreichische Heer, das an der Donan
stand, und es blieb ihm nochmals sein altes Kriegsglück treu. Doch
im folgenden Jahre wurden die Bayern und Franzosen trotz ihrer
Tapferkeit bei Höchstädt und Blindheim geschlagen. Der Kurfürst
mußte ftüchten. Bayern wurde vom Feinde überschwemmt und furcht-
bar verwüstet. Unaufhörliche Einquartierungen und hohe Kriegs-
steuern machten das Land arm. Alle Festungen wurden von den
OÖstreichern besetzt, neue Beamten aufgesteltt und das Kurfürsten-
tum wie eine öftreichische Provinz behandelt. Der in München
zurückgebliebenen Kurfürstin Maria Therefia ließ man nur das Rent-
amt München. Doch das bayrische Volk fiel nicht von seinem
Kurfürsten ab. Die unaufhörlichen Bedrückungen veranlaßten einen
großen Aufstand. „Lieber bayrisch sterben, als östreichisch ver-
derben!“ erscholl es durchs Land, und bald war ein Heer von 20000
Mann, meistens Bauern, beisammen, deren Anführer Meindl und
Pliganser waren. Aber wenn auch die begeisterten Bauern in einigen
Gefechten Vorteile errangen, so konnten sie doch auf die Dauer den
gut bewaffneten Kaiserlichen nicht widerstehen; trotz ihrer Tapferkeit
wurden sie bis nach Sendling zurückgedrängt. Auf dem dortigen
Friedhofe entspann sich ein letztes mörderisches Ringen, in dem alle
Landesverteidiger fielen. Nun hausten die Sieger fürchterlich. Das
Land war wehrlos. Der Kurfürst kam in die Reichsacht. Noch
9 Jahre lastete der Druck der Fremdherrschaft auf Bayern. Endlich