Einleitung. 27
sein. Es ist das stolze Bekenntnis der Zugehörigkeit zu einem
großen und mächtigen Staat geworden. Das Bewußtsein, ein
Deutscher zu sein, erschöpft sich nicht mehr in einem Bündel senti-
mentaler Erinnerungen; der heutige Auslandsdeutsche steht bei den
jetzigen Verkehrsverhältnissen, bei der Leichtigkeit des brieflichen
Verkehrs, bei der Entwicklung unserer Presse in dauerndem und
lebhaftem Verkehr mit dem wirtschaftlichen und geistigen Leben
seines Heimatlandes und mit denen, die ihm dort in irgendeiner
Weise nahegestanden haben. Das Bewußtsein, ein Deutscher zu
sein, gibt gleichzeitig das Gefühl der Sicherheit, das alle haben,
die sich unter dem Schutze einer starken Flagge wissen.
Und, meine Herren, auch das Deutsche Reich hat ein anderes
Interesse als damals, diejenigen an sich zu fesseln, die über das
Meer hinausgegangen sind; denn auch die Gründe der Auswanderung
sind zu einem erheblichen Teil andere geworden als damals. Wer
heute geht, geht nicht, um sich wirtschaftlich und politisch von seinem
Vaterlande zu trennen; sondern ein großer Teil von denen, die
hinausgehen, tun dies, um wirtschaftlich und politisch im Dienste
ihres Vaterlandes zu arbeiten. Wir sind auch heute, dank unserer
entwickelten Konsulatseinrichtungen, dank unserer starken Flotte in
der Lage, diese Deutschen, die sich draußen als Deutsche fühlen,
und die draußen sich eventuell auf den Schutz des Deutschen Reichs
verlassen, im gegebenen Falle zu schützen. Daraus folgt zweifellos
mit Recht die vielfach erhobene Forderung einer Beseitigung der
Bestimmung des § 21 des Gesetzes von 1870. Es fragt sich nur,
wie man den Forderungen, die in dieser Beziehung zwar erhoben,
aber sehr wenig genau formuliert sind, gerecht werden kann.
Nun, meine Herren, man hat gesagt, man müsse von dem
Grundsatze ausgehen, daß die Eigenschaft als Deutscher, die wir
durch die Geburt gewonnen haben, wo immer auch unsere Wiege
gestanden hat, niemals verloren gehen kann. Man hat diese For-
derung zusammengefaßt in der Formel „Semel Germanus, semper
Germanus"“. Das klingt sehr schön, hat aber in die Praxis um-
gesetzt seine Nachteile und andererseits auch nicht die Vorteile, die
man sich davon verspricht. Wenn man grundsätzlich sich auf den
Standpunkt stellt, daß, wer einmal Deutscher geworden ist, wer als
Deutscher geboren ist, auch Deutscher bleiben soll, so wird man
mindestens zugeben müssen, daß derjenige, der klar und ausdrücklich
bekundet hat, daß er nicht Deutscher bleiben wolle, nicht in der