Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Graf Tisza an die Rumänen. 
W.T. B. Ofenpest, 12. August. Ministerpräsident Graf Tisza hat 
an den Abgeordneten der rumänischen Partei Alexander Vajda, den er 
in einer Sitzung der letzten Parlamentssession infolge eines von dem 
panslawistischen Agitator Gerowszky an Vajda gerichteten Schreibens 
der Teilnahme an der panflawistischen Agitation beschuldigt hatte, ein 
offenes Schreiben gerichtet, in welchem er, anknüpfend an ein von Vajda 
beim Ausbruch des Krieges in dem Bukarester „Adeverul“ veröffentlichte 
dreibundfreundliche und patriotische Erklärung, bereitwillig anerkennt, 
daß durch Vajdas jetziges Auftreten seine, des Ministers, frühere An- 
nahme widerlegt werde, und fortfährt: „Wir erleben jetzt entscheidende 
Stunden. Das rumänische Volk muß jetzt zeigen, ob es Verständigung 
und Zusammenwirken mit dem Deutschtume und dem Ungartume wünscht, 
oder ob es sich dem panslawistischen Koloß in die Arme werfen will. 
Jeder Akt treuer Vaterlandsliebe bildet heute einen Granitwürfel zu 
dem Fundamente einer schöneren, auf gegenseitigem Vrtrauen und gegen- 
seitiger Sympathie sich aufbauenden Zukunft.“ 
Rücktritt des italienischen Marineministers. 
W.T. B. Rom, 13. August. Die „Agenzia Stefani“ meldet vom- 
12. August: Marineminister Millo, der noch immer nicht von den Folgen 
seines Sturzes, wo er ein Bein brach, genesen ist, hat sein wiederholt 
schon eingereichtes Entlassungsgesuch erneuert. Der Ministerrat hat das 
Gesuch mit dem Augsdruck des größten Bedauerns und Münschen für 
baldige Genesung angenommen. Vizeadmiral Leone Viale ist zum Ma- 
rineminister ernannt worden. 
Dreibundpolitik. 
Der nachfolgende Artikel erschien am 1. August 1914 in der „Mor- 
ning Post“ aus der Feder des Petersburger Korrespondenten dieses 
Blattes. Der Titel ist „Dreibundpolitik“ und der Inhalt wirft nicht nur 
ein Licht auf die russischen Ansichten, sondern auch besonders für die- 
jenigen Faktoren, welche Sir Edward Grey als britische Trümpfe be- 
trachtete, diplomatisch, politisch und militärisch: 
„Die heutigen Zeitungen enthalten den Mobilmachungebesehl für 
vier der vorhandenen zwölf Militärbezirke. Da es sich um die am dich- 
testen bevölkerten handelt, so hat Rußland in Wirklichkeit ungefähr die 
Hälfte der gesamten Gefechtsstärke des Reiches mobil gemacht. — Ruß- 
dand will die Souveränität Serbiens aufrechterhalten, koste es, was es 
wolle. Oesterreich hat die unverteidigte Hauptstadt eines souveränen 
Staates allen Regeln des Völkerrechtes zum Trotz beschossen und einen 
„Strafzug“ in die europäischen Rechtsgebräuche eingeführt, wie er bis- 
her nur unzivilisierten Völkern gegenüber üblich war. Blind und taub 
gegen alle Vorstellungen hat es ganz Europa in einen Krieg gestürzt. 
Die Frechtheit seiner Herausforderung an das zivilisierte Europa gründet 
sich auf ein Stück Papier, das die vergilbten Unterschriften Deutschlands 
und Italiens trägt. Kommt es aber hart auf hart, dann sichert nur die 
Gemeinsamkeit der Interessen ein Bündnis, kein geschriebener Vertrag. 
Diese Gemeinsamkeit der Interessen besteht heute nicht im Dreibund, wohl 
aber in vollem Maße im Dreiverband. Der Logik der Tatsachen entsprechend 
ist Italien der Rebenbuhler, nicht der Verbündete Oesterreichs. Deutsch-
	        
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