— 116 —
in Seinem edlen Herzen unsere gerechten Forderungen erfüllen und alles
das beseitigen wird, was uns bedrückt. Vertrauet auch, daß wir durch un-
sere Mitarbeit zum Siege der Kaiserlichen Armee unseren leidenden Brü-
dern jenseits der Grenze zum Erringen einer besseren Zukunft mitverhelfen
werden.
Da jedoch die Geschicke der Völker in Gottes Hand ruhen und im
gegenwärtigen Kriege von Ihm abgewogen werden, wendet Euch in Se-
meinschaft mit Euren Seelenhirten in Euren täglichen Gebeten zum Herrn
der Heerscharen und flehet Ihn an, Er möge in Seiner Gnade das Kaiser-
liche Heer, also auch Eure Männer, Brüder und Söhne nach dem Kriege
mit Siegesruhm gekrönt in die heimatlichen Fluren zurückführen.
Abgesehen von dieser Mahnung zum eifrigen Privatgebet verordnen
Wir, wie schon den Priestern in der letzten Nummer des kirchlichen An-
zeigers bekannt gegeben wurde,
1. daß an allen Sonn= und Feiertagen während der Dauer des Krieges
nach dem Hochamt vor dem ausgesetzten Hochwürdigsten Gute „O Heiliger
Gott“ und zum Schluß ein entsprechendes Lied gesungen werde;
2. daß an den Abenden der Wochentage die Pfarrgeistlichen die Gläu-
bigen in die Kirchen berufen, mit ihnen zur Erflehung des Sieges oer
gerechten Sache den Rosenkranz und die Lauretanische Litanei beten und
dem unbefleckten Herzen der Gottesmutter alle unsere Anliegen empfehlen
mögen; diese Gebete können auch, wo es für passender gehalten wird,
morgens nach der hl. Messe verrichtet werden;
3. daß die Priester, soweit die Rubriken es gestatten, in der hl. Messe
die Collecte „tempore belli“ an Stelle der Collecte „pro papa“ einlegen.
Dieser Aufruf soll am nächstfolgenden Sonntage in allen Pfarr= und
Filialkirchen nach dem Hochamt von der Kanzel verlesen werden.
Gegeben zu Posen und GEnesen den 9. August 1914.
Die Bistumsvperweser
Bischof Eduard Likowski.
Prälat Dorszewski.
Ueber Japans Haltung
wird der englischen Presse unter dem 5. August aus Tokio telegrapbiert:
Japan werde für den Fall, daß Großbritannien im fernen Osten in den
Krieg verwickelt würde, den Bündnisfall als gegeben erachten und die er-
forderlichen Maßnahmen ergreifen. „Die Kaiserliche Regierung ist gleich-
wohl des aufrichtigen Glaubens, daß dieser Fall nie eintreten möge.“
Hofrat Kattner in der deutschen Botschaft in Petersburg ermordet.
Wie der „Tag“ mitteilt, ist bei der Verwüstung der deutschen Botschaft
in Petersburg der Hofrat Kattner, der bei der Abreise des deutschen Boi-
hafters zurückgelassen worden war, von dem Petersburger Mob ermordet
worden. 1
Englands Kriegserklärung gegen Oesterreich-Ungarn.
W.T. B. Wien, 13. August. Heute mittag um “1 Uhr erschien der
englische Botschafter im Ministerium des Aeußern und erklärte, daß sich
England von gestern (Mittwoch) 12 Uhr Mitternacht an als mit Oester-
reich-Ungarn im Kriegszustand befindlich betrachte. Gleichzeitig forderte
der Botschafter seine Pässe.