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dete Härten abzustellen. Entsprechende Maßnahmen sind in kurzer Zeit zu
erwarten.
Fremde Staatsangehörige in Rußland.
W.T. B. Petersburg, 20. August. Die deutschen und österrei-
chischen Staatsangehörigen, die älter als 45 und jünger als 17 Jahre sind,
haben die Erlaubnis erhalten, Rußland zu verlassen.
Türkische Minister in Bukarest.
W.T. B. Bukarest, 20. August. Der türkische Minister des Innern
Talaat Bei und der Präsident der Kammer Halil Bei sind mit Begleitung
heute mittag hier eingetroffen.
Deutsch-englischer Depeschenwechsel vor dem Kriege.
Des Kaisers Friedensbemühungen, getäuscht durch Lichnowskys
„Mißverständnisse“.
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ übergibt der Oeffentlichkeit
Aktenstücke, die sich auf den politischen Meinungsaustausch zwischen Deutsch-
land und England unmittelbar vor dem Kriegsausbruch beziehen. Es ergibt
sich aus diesen Mitteilungen, daß Deutschland bereit war, Frankreich zu
gebtmen fas England neutral blieb und die Neutralität Frankreichs ge-
währleistete. «
Telegramm Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich an den
König von England vom 30. Juli 1914.
Bin seit gestern hier, habe das, was Du mir so freundlich in
Buckingham Palace am vorigen Sonnabend gesagt hast, Wilhelm mit-
geteilt, der Deine Botschaft dankbar entgegennahm.
Wilhelm, der sehr besorgt ist, tut Sein Aeußerstes, um der Bitte
Nikolaus' nachzukommen, für die Erhaltung des Friedens zu arbeiten. Er
steht in dauerndem telegraphischen Verkehr mit Nikolaus, der heute die
Nachricht bestätigt, daß Er militärische Maßnahmen angeordnet hat, welche
einer Mobilmachung gleichkommen, und daß diese Mahnahmen schon vor
5 Tagen getroffen wurden. ·
Außerdem erhalten wir Nachrichten, daß Frankreich militärische Vor-
bereitungen trifft, während wir keinerlei Maßnahmen verfügt haben, wozu
wir indessen jeden Augenblick gezwungen werden können, wenn unsere Nach-
barn damit fortfahren. Das würde dann einen europäischen Krieg
edeuten. .
Wenn Du wirklich und aufrichtig wünschst, dieses furchtbare Unglück
zu verhindern, darf ich Dir dann vorschlagen, Deinen Einfluß auf Frankreich
und auch auf Rußland dahin auszuüben, daß sie neutral bleiben. Das-
würde meiner Ansicht nach von größtem Nutzen sein. Ich halte dies für eine
sichere und vielleicht einzige Möglichkeit, den Frieden zu wahren. Ich
möchte hinzufügen, daß jetzt mehr denn je Deutschland und England sich
gegenseitig unterstützen sollten, um ein furchtbares Unheil zu verhindern,
das sonst unabwendbar erscheint.
Glaube mir, daß Wilhelm in seinen Bestrebungen um die Aufrecht-
erhaltung des Friedens von der größten Aufrichtigkeit ist. Aber die mili-
tärischen Vorbereitungen seiner beiden Nachbarn können ihn schließlich
zwingen, für die Sicherheit seines eigenen Landes, das sonst wehrlos bleiben
würde, ihrem Beispiel zu folgen. Ich habe Wilhelm von meinem Tele-