Full text: Der Weltkrieg 1914. Band 1. (1)

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Frankreichs letztes Aufgebot. 
Paris, 7. September. 
Gestern wurde ein amtlicher Erlaß veröffentlicht, der bestimmt, daß 
Jahrgang 1914 ausgebildet und nach Verlauf von einigen Monaten 
mobilisiert und sofort durch den Jahrgang 1915 ersetzt werden soll, der 
seinerseits in der Weise ausgebildet werden soll, daß er, sobald es irgend 
möglich ist, ohne Verzug ins Feld rücken kann. 
Russische Truppen auf dem Wege nach Frankreich. 
bh. Kopenhagen, 6. September. Wie die hiesige „Politiken“ 
mitteilt, find in Stockholm Meldungen eingelaufen, denen zufolge zwei- 
hundertfünfzigtausend Russen in Archangelsk eingeschifft wurden, um in 
England an Land gesetzt zu werden. In Malmö meldet das „Sydswenska 
Dagbladet Snällposten“: Unser Korrespondent in Astad (Schweden) teilt 
uns mit: Ein schwedischer Dampfer aus England ist heute hier ange- 
kommen. Der Kapitän war in der Lage, einiges von den Vorgängen 
in England mitzuteilen. Er erzählt, daß er während des Aufenthaltes in 
Hartlepool von zuverlässiger Seite zu wissen erhalten hätte, daß große rus- 
sische Truppentransporte während der letzten Tage in Birkenhead, Liver- 
pool und Aberdeen ans Land gesetzt worden wären. Die Ausschiffung der 
Truppen, die von Archangelsk auf englischen Transportschiffen unter Be- 
gleitung eines großen englischen Geschwaders sich vollzogen habe, wäre glatt 
von statten gegangen. Ein norwegischer Dampfer, der auf dem Wege 
nach Hartlepool war, wurde von einem englischen Kreuzer angehalten und 
nach deutschen Kriegsschiffen gefragt. Nach mehrfachen Mitteilungen soll 
die Zahl der russischen Truppen sechzigtausend bis achtzigtausend Mann 
betragen. Die Truppen sollen von den nördlichen Landungsplätzen mit 
der Eisenbahn nach Devenport an den Kanal transportiert worden sein, 
um von da aus nach Brest und Cherbourg in das nördliche Frankreich 
weiterbefördert zu werden. Alle diese Transporte vollzogen sich in der 
größten Heimlichkeit. (Nat.-Ztg.) 
1250 000 Kriegsfreiwillige in Oesterreich-Ungarn. 
Wien, 7. September. Nach authentischen Mitteilungen erreichte 
mit Ablauf der letzten Woche die Gesamtzahl der Anmeldungen von Kriegs- 
freiwilligen in der österreichisch-ungarischen Armee 1250 000. — Die frei- 
willigen Sammlungen für das Rote Kreuz und die Kriegerfürsorge in den 
österreichischen Kronlanden weisen nach den bis 31. August veröffent- 
lichten Quittungen etwas über 205 Millionen Kronen auf. (Nat.-Ztg.) 
Die Freilassung der gefangenen Mohammedaner. 
Frankfurt a. M., 7. September. Die „Frankfurter Zeitung“ 
meldet aus Konstantinopel: Der vom „Tanin“ mitgeteilte Entschluß des 
Deutschen Kaisers, die zahlreichen, unter den französischen Gefangenen 
befindlichen algerischen und tunefischen Muselmanen in Freiheit zu setzen 
und nach dem Sitze der Kalifate geleiten zu lassen, hat hier ungeheuren 
Eindruck gemacht. 
Eine halbamtliche Erklärung zur Räumung Lembergs. 
Wien, 7. September. Die „Wiener Allgemeine Zeitung“ erklärt in 
einer Besprechung der Räumung Lembergs: Von einer Ueberraschung der 
Heeresleitung durch Eintreten dieses Ereignisses kann gewiß nicht die Rede 
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