Object: Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart.

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die Dinge in seltener Weise für die Habsburger günstig, und wenn 
je, so schienen sie jetzt Gelegenheit zu haben, ihre alte Herrschaft in 
Schwaben in vollem Maße wiederherzustellen. Mit dem französischen 
Hof waren die österreichischen Fürsten befreundet, der junge Herzog 
von Tirol sollte des Königs Tochter heirathen und nicht ohne Freude 
sahen die Franzosen, wie sich des Kaisers Geheimschreiber mit Briefen 
an sie wendete und klagte, daß die Schweizer wachsende Frechheit 
zeigten und ihre Unterdrückung eigentlich ein gemeinsames Interesse 
aller Könige wäre. Man erwiderte von Frankreichs Seite mit un- 
verholener Theilnahme und in der That das unglaublichste geschah: 
der deutsche Kaiser schloß einen geheimen Bund mit Frankreichs 
König und forderte Unterstützung mittelst jener zahlreichen Söldner, 
welche Ludwig noch immer nicht zu entlassen gewagt hatte. Im 
Elsaß standen die Städte durchaus auf Seite der Eidgenossen, des 
Kaisers Vertrag mit Frankreich gefährdete sie nicht weniger, als diese, 
und man redete schen davon sich in den Schutz des Herzogs von 
Burgund zu begeben. Die beruhigenden Versicherungen aber, welche 
von Seite des Kaisers auf eine diplomatische Anfrage Straßburgs 
gegeben wurden, vermochten das nur allzugerechte Mißtrauen wieder 
einzuschläfern. 
Am Hofe des Königs Karl VII. von Frankreich faßte man den 
Antrag des Kaisers Friedrich von Anfang an in ganz anderem Sinne 
auf, als ihn Friedrich meinte. Dieser hatte eine Kriegshilfe ven 
5—6000 Mann verlangt, die Franzosen dagegen hielten eine Unter- 
nehmung, bei der sie nicht mit ganzer Kraft auftraten, für gewinnlos. 
Friedrich schleß den garstigen Handel mit dem Wunsche, einen Theil 
der Armagnaken zur Verfügung seiner Parteigänger, der Züricher 
und des Hauptmanns Hanns von Rechberg, zu erhalten; der König 
dagegen schickte 40,000 Soldaten unter dem Befehl seines Sohnes 
des Dauphin Ludwig, der keinem andern, als sich selst zu dienen 
kam. So war das Ungeheuere geschehn, daß der römische Kaiser 
Schuld an dem größten Unternehmen trug, welches die Franzosen 
bis dahin gegen deutsches Land ins Werk gerichtet hatten. Da und
	        
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