Full text: Ereignisse und Gestalten 1878-1918

beobachten durften, wurden mir alle moglichen Schwierigkeiten in 
den Weg gelegt, an meinen Vater heranzukommen oder mit ihm 
auch nur schriftlich in dauernder Verbindung zu bleiben, meine 
Briefe wurden oft aufgefangen und nicht abgegeben. Außerdem 
wurde aus dem Bewachungskreise eine infame, regelrechte Ver- 
leumdungskampagne gegen mich in der Presse geführt. Besonders 
taten sich zwei Journaltsten hierbei hervor: ein Herr Schnidrowitz 
und Monsteur Jaques St. Cere vom „Figaro“ — ein deutscher 
Jude —, der den späteren Kalser sahrelang in giftigster Welse in 
Frankreich verleumdete, bis thm der Prozeß des „Petst Suoerfer" 
den Hals brach. 
Die letzte Freude, die der sterbende Katser erlebte, konnte ich ihm 
durch den Vorbefmarsch der von mir persönlich dem Bater vor- 
geführten 2. Garde-Infanterte-Brigade beresten. Es waren die 
ersten und letzten Truppen, welche Friedrich III. als Katser sah. 
Auf einem kleinen Zettel schrleb er seinem dadurch beglückten Sohne 
auf: Er sei dankbar für die Freude, diese Truppen zu sehen, und 
stolz darauf, sie die seinkgen nennen zu können. Dieses Ereignis 
war ein Lichtblick in den schweren 90 Tagen, die auch für mich als 
Kronprinzen viel Kummer, Demütigungen und Verdächtigungen 
brachten. Ich beobachtete während dlieser Krise pflichtgemäß wach- 
samen Auges alle Vorkommnssse in milktärischen, Beamten- und 
Gesellschaftskreisen und war (unerlich empört über die Zeichen der 
Lockerung, die ich überall wahrnahm, vor allem aber über die sich 
mehr und mehr bemerkbar machende Feindschaft gegen meine Mutkter. 
Auf der anderen Seite mustte mich die andauernd gegen mich ge- 
richtete Berleumdungskampagne, die mich als mit meinem Bater im 
Zwiespalt befindlich schtlderte, tief verletzen. 
* S 
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