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1870. Die offizielle Kriegserklärung Frankreichs wird
der preussischen Regierung von dem französischen Geschäfts-
träger in Berlin übergeben.
König Wilhelm von Preussen erneuert den von seinem Vater
gestifteten Orden des Eisernen Kreuzes für das ganze
deutsche Heer.
An demselben Tage beginnen die Vorposten- und Re-
kognoszierungsgefechte an der deutsch-französi-
schen Grenze.
König Wilhelm I. von Preussen eröffnet den nord-
deutschen Reichstag.
In der Thronrede heisst es: „Hat Deutschland derartige Verge-
waltigungen seines Rechts und seiner Ehre in früheren Jahrhunderten
schweigend getragen, so ertrug es sie nur, weil es in seiner Zerrissenheit
nicht wusste, wie stark es war. Heute, wo das Band geistiger und recht-
licher Finigung, welches die Befreiungskriege zu knüpfen begannen, die
deutschen Stämme, je länger, desto inniger verbindet; heute, wo Deutsch-
lands Rüstung dem Feinde keine Oeffnung mehr bietet, trägt Deutsch-
land in sich selbst den Willen und die Kraft der Abwehr
erneuter französischer Gewaltthat!“
Die bayerische Abgeordnetenkammer verwilligt, trotz
der ultramontanen Gegnerschaft (Dr. Jörg als Wortführer)
mit 101 gegen 47 Stimmen 18260000 Gulden zum Zweck der
Ausrüstung und Unterhaltung der Armee.
England proklamiert seine Neutralität während des
deutsch-französischen Krieges, was es jedoch nicht abhält, der
Ausfuhr von Waffen und Munition nach Frankreich
Vorschub zu leisten.
1879. Favre, Unternehmer des Gotthardtunnels, stirbt.
1885. Deutsches Turnfest in Dresden.
An demselben Tag nationalliberaler Parteitag in Hagen
ın Westfalen.
1888. Kaiser Wilhelms II. Besuch in Petersburg, wo er als
Gast des Kaisers Alexander III. bis zum 24. weilt.
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