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Zeit erblickte man in dem unerwarteten Tod der Kaiserin einen Finger-
zeig des Himmels, da Otto IV. durch Papst Innocenz III. bereits im
Jahr vorher in den Kirchenbann gethan worden war. Bestürzung ver-
breitete sich nun über das eigene Heer des Kaisers, welches bei Weissensee
stand, und sowohl die Bayern, als auch die Schwaben verliessen das
Lager. — Ja, als er von der Leichenfeier in das Lager zurückkam, fand
er kaum noch die Hälfte seines Heeres vorhanden.
1479. Kaiser Maximilian I. besiegt den König Ludwig XI. von
Frankreich, der sich das Herzogtum Burgund widerrechtlich an-
geeignet hatte, bei Guinegate.
Was Ludwig XI. jedoch durch das Schwert hier verloren hatte,
das gewann er später durch Unterhandlungen wieder.
1488. Kaspar Aquila, Feldprediger von Franz von Sickingen,
Freund Luthers und eifriger Mitarbeiter an der Reformation,
geboren.
Er starb am 12. November 1560 als Superintendent zu Saalfeld.
1495. Der Reichstag zu Worms beschliesst das Reichs-
grundgesetz, zur „Herstellung des Friedens im Reich, des
Rechts und der Ordnung“, zum „ewigen Landfrieden‘,
und setzt zu dessen Handhabung und Aufrechterhaltung das
Reichskammergericht ein, mit dem Sitze zunächst in Frankfurt,
seit 1497 in Worms, dann in Speyer, seit 1689 in Wetzlar. —
Damit sollte das Fehderecht im Innern des deutschen Reiches auf-
gehoben werden; „allgemein und unbedingt für immer.”
Es bestand aus einem vom Kaiser ernannten Kammerrichter, zwei
Präsidenten und anfangs 16, zuletzt 25 Assessoren. Es war zugleich die
Instanz für die Reichsmittelbaren bei Justizverweigerung vor den
Landesgerichten und in Reichsfriedenssachen. Der Geschäftsgang
desGerichts war überaus schwerfällig und daher sprichwört-
lich geworden.
1620. Die Mutter des grossen Reformators der Wissenschaft, Johann
Keplers, welche von einem bösartigen Weibe, der Glasersfrau
Reinold in Leonberg schon 1615 aus heftigem Hass als Hexe
angeklagt und verfolgt worden war, wird auf Befehl des Gerichts
verhaftet.
Da die hochbetagte Katharina Kepler alles leugnete, so wurde auf
die Anwendung der Folter erkannt; da aber die Juristenfacultät
in Tübingen diese verwarf, so liess man es dabei bewenden, die Ange-
klagte nur mit den Vorbereitungen der Tortur zu schrecken. Doch die
714jährige Greisin beteuerte auch dann noch ihre Unschuld; sie sollte
nämlich der Reinold durch einen Trank eine unheilbare Krankheit „an-
gehext* haben. Den unausgesetzten Bemühungen ihres Sohnes gelang
es endlich, der Bedauernswerten wieder die Freiheit zu verschaffen.
1635. Friedrich Spee, der wahrhaft fromme und edle Bekämpfer
des furchtbaren Hexenglaubens und katholischer Liederdichter,
stirbt, erst 40 Jahre zählend.
Als Seelsorger hatte er in wenigen Jahren mehr als zwei-
hundert vermeintliche Hexen zum Tode vorbereitet und ihnen auf