Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Zweiter Band. (2)

  
180 Steine und Erden. VI. Buch. 
  
zur Verfügung hat, sind bier ausgeschlossen. Bei den Glasblasemaschinen werden daher 
meist eine größere Anzahl Formen angeordnet, die nacheinander in Gebrauch kommen 
und nach Fertigstellung des Glaskörpers Zeit haben, sich an der Luft abzukühlen. Zu- 
weilen ist auch eine besondere Wasserkühlung vorgesehen. 
Maschine und Glasbläser. Wegen dieser Schwierigkeiten verfolgen andere Ver- 
fahren das Ziel, der Maschine nur einen Teil der 
Arbeit zuzuweisen und den anderen Teil dem Glasbläser vorzubehalten. Bei einer 
solchen Masschine wird das in eine Vorform maschinell geblasene Külbel in einer ge- 
höhlten Platte (WMotze) unter Aufsicht des Arbeiters so lange gedreht und gewälzt, bis 
es die erforderliche Größe und Rundung erhalten hat, und dann in einer Fertigform 
unter erneuter Zufuhr von Preßluft fertiggemacht. Bei dieser Arbeitsweise gelingt es, 
der Glasmasse so viel Hitze zu belassen, als zur letzten Formgebung erforderlich ist, und 
sie bis zu einem gewissen Grade abzukühlen, damit der aufgeblasene Glaskörper nicht 
beim Wechseln von Form zu Form zusammenknickt. 
Endlich geht eine weitere Methode dahin, der Glasmasse ihre erste Form in einer 
Maschine zu erteilen, während ein Glasbläser die Fertigstellung übernimmt. Eine Glas- 
macherpfeife wird an die Vorform einer Maschine angesetzt, die Vorform mit Glas ge- 
füllt, und dieses zu einem Külbel aufgeblasen. Damit ist der erste und für den Arbeiter 
anstrengendste Teil der Arbeit durch die Maschine geleistet. Der Arbeiter entfernt jetzt 
die Pfeise mit dem anhängenden Külbel aus der Maschine und stellt in bekannter Weise 
durch Schwenken, WMotzen und, falls erforderlich, durch Wiederanwärmen des Hohlkörpers 
den fertigen Gegenstand her. Ratürlich macht man die Vorform nicht wesentlich kleiner 
als die Fertigform, damit die Hauptarbeit der Maschine zufällt, und Kraft und Lunge 
des Arbeiters geschont werden. Oiese Einrichtung gestattet, den Glaskörpern eine reichere 
Gestaltung zu geben als die Maschinenarbeit allein. Denn dazu stehen dem Elasbläser 
seine bekannten Mittel zur Verfügung. 
Da der maschinelle Betrieb gestattet, das Glas dem Ofen mittels mechanischer Vor- 
richtungen zu entnehmen und der Maschine zuzuführen, sowie die fertigen Glaskörper 
in dem Kühlofen durch mechanische Transporteinrichtungen zu befördern, ist man in 
der Lage, die Glasblasemaschine vom Heißen Ofen so weit abzurücken, daß Belästigungen 
durch Licht, Hitze und Zug fortfallen oder geringer werden. Man muß also sagen, daß 
die Einführung mechanischer Glasblasevorrichtungen von wesentlichem Einflusse auf die 
sanitären Verhältnisse in den Glashütten ist. Außerdem liegt auf der Hand, daß der 
maschinelle Betrieb die Selbstkosten erheblich herabsetzt. Diese neuen Errungenschaften 
auf dem Gebiet der Glasindustrie haben daher nicht einseitig dem vermehrten Erwerbe 
gedient, sondern auch der Verbesserung der Verhältnisse der Glasbläser. 
  
Für den Glashüttenmann sind die Schmelzgefäße, die Häfen, in 
denen das Elassatz für die Verarbeitung geschmolzen wird, der 
Gegenstand peinlichster Fürsorge. Denn Schäden an den Häfen führen nicht nur den 
Verlust des Znhalts, sondern auch Verheerungen des Ofens herbei. Die bisher übliche 
#rtf, die Häfen aus auserwählten feuerfesten Materialien zu formen und zu schlagen, ist 
Schmelzhäfen. 
  
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