Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
190 Zoologie. X. Buch. 
Zoologische Gesellschaft vor allen Dingen zur Aufgabe, die wissenschaftliche Zoologie 
zu fördern. ODazu fand sie sofort nach ihrer Gründung Gelegenheit, indem sie in einer an 
den Kaiser gerichteten Immediateingabe unter eingehender Begründung um Errichtung 
einer zoologischen Station auf der vom Reich kurz vorher erworbenen Insel Helgoland 
nachsuchte. Daß dieser wohl von allen deutschen Zoologen geteilte Wunsch glücklicher- 
weise schon bald Erfüllung fand, ergab sich bereits aus dem oben Mitgeteilten. Dem 
verheißungsvollen Anfang entsprach die weitere Entwicklung der Deutschen Zoologischen 
Gesellschaft, welcher bald die meisten deutschen Zoologen beitraten, um auf ihren all- 
jährlich stattfindenden BVersammlungen reiche wissenschaftliche Anregung zu empfangen. 
Wo es darauf ankam, zoologische Bestrebungen zu fördern, sei es durch die Klärung all- 
gemein wichtiger Fragen, die Begründung von Stationen und anderen wissenschaftlichen 
Anstalten, durch die Unterstützung geplanter Expeditionen, von Naturschutzbestrebungen, 
Herausgabe größerer Werke usw. hat sich die Deutsche Zoologische Gesellschaft als solche 
wie durch ihre einzelnen Mitglieder stets auf das eifrigste beteiligt und diese Unter- 
nehmungen nach Möglichkeit gefördert. 
Wenn wir im Vorstehenden an den 
sozusagen äußerlich wahrnehmbaren 
Merkmalen einen weitgehenden Aufschwung unserer Wissenschaft feststellen konnten, so“ 
wird man sich nicht verhehlen dürfen, daß eine derartige glänzende Fortentwicklung nur 
im Zusammenhang mit dem allgemeinen Aufstieg der Verhällnisse seit der Reichsgründung 
denkbar ist. Wie für die Pflege und Unterstützung der Wissenschaft im allgemeinen, ergaben 
sich für die Zoologie in verschiedener Hinsicht noch besondere Vorteile, wie z. B. aus der 
Erwerbung der Kolonien und der durch sie gebotenen Möglichkeiten der genaueren 
Durchforschung der Tierwelt größerer Gebiete in fernen Erdteilen. Nicht nur, daß die 
spstematische Zoologie und Zoogeographie davon großen Gewinn hatten und ein reicher 
Zufluß neuer oder noch nicht vorhandener Tierformen in die Museen die Folge war, auch 
die Biologie zog großen Vorteil daraus. Konnte doch, nachdem einzelne Forscher in den 
verschiedenen Kolonien tätig gewesen waren, in Deutsch-Ostafrika schon vor einer Reihe 
von Jahren die Biologische Station Amani gegründet werden, an welcher stets eine An- 
zahl Forscher dauernd und vorübergehend mit Erfolg tätig ist. Andere solche Gründungen 
sind noch geplant und werden gewiß nicht auf sich warten lassen. Auch dann, wenn sie 
mehr nach der praktischen Seite und hauptsächlich auf die Förderung der einheimischen 
Kulturen gerichtet sind, bringen sie der Zoologie Nutzen genug. Dieser steht in enger Be- 
ziehung zu demjenigen für die betreffende Kolonie selbst. Denken wir nur an die Er- 
forschung der Ursachen von Malaria und Schlafkrankheit, welche sich zum nicht geringen 
Teil unter tatkräftiger Mitwirkung deutscher Forscher innerhalb und außerhalb unserer 
eigenen Kolonien vollzogen hat; es sei nur an die Expedition Robert Kochs und seiner 
Mitarbeiter erinnert. Die Lösung der Frage nach den Erregern der Malaria, der Schlaf- 
krankheit, des Rückfallfiebers und anderer besonders tropischer oder doch in wärmeren 
Klimaten grassierender Krankheiten, gehört ebenfalls zu den Triumphen der Zoologie 
in den letzten 25 Jahren, doch ist ihrer besser bei Erwähnung der großen Erfolge zu 
Einfluß der Erwerbung von Kolonien. 
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