Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
210 Innere Medizin. X. Buch. 
Pasteurs weitere Arbeiten betreffen die Schutzimpfungen gegen Tollwut, Milz- 
brand, Schweinerotlauf, Studien über die Krankheiten des Weins, des Weinessigs, der 
Krankheiten der Seidenraupe. Für die zuletzt genannten Krankheiten erhielt er 1874 
von der Nationalversammlung als Nationalbelohnung eine lebenslängliche jährliche Pen- 
sion von 12000 Franken. Nach dem Vorbilde des Pariser Institut Pasteur sind viele an- 
dere seinen Namen tragenden in den französisch sprechenden Teilen der Welt errichtet 
worden. 
In seinen Leistungen und Erfolgen ist Robert Koch Pasteur ebenbürtig. Robert 
Koch (geb. 11 Dezember 1845 in Clausthal im Harz, gestorben 1910 in Berlin) machte 
seine ersten epochemachenden Arbeiten als Phpsikus in Wollstein im Kreise Bombst. Sie 
handeln über die Atiologie des Milzbrandes (1876), über #tiologie der Wundinfektions- 
krankheiten (1878). Seine größte Entdeckung ist in seiner Arbeit „Beiträge zur Stiologie 
der Tuberkulose“ (1882) niedergelegt, in der er mitteilt, daß es ihm gelungen, in tuber- 
kulösen Organen einen bestimmten, durch Färbung sich genau differenzierenden Bazillus 
(„Tuberkelbazillus“") zu finden, diese Bazillen in Reinkultur zu züchten und mit 
den Reinkulturen bei Tieren wieder Tuberkulose zu erzeugen. Diese und 
andere Arbeiten über die Tuberkulose werden für immer zu den llassischen Werken 
der medizinischen Literatur gehören. 
1883 entdeckte R. Koch den Tholerabazillus. Er erfand das „Tuberkulin“, 
welches aus den Tuberkelbazillen hergestellt, für die Diagnose und Behandlung der Tu- 
berkulose von großer Bedeutung ist. Er wurde damit der Erfinder der ätiologischen Thera- 
pie. Seit 1896 ist Koch mehrfach in den Tropen, besonders in Afrika gewesen, um Tropen- 
krankheiten (Rinderpest, Malaria, Schlafkrankheit) zu studieren, auch hierbei hat er wert- 
volle Beobachtungen gemacht. 
Bleibendes Verdienst erwarb sich Koch durch den 
Ausbau der bakteriologischen Methodik, von 
ihm rührt vor allem die Einführung der festen 
Nährböden (Gelatine, Blutserum) her, wodurch erst eine Reinzüchtung der verschiedenen 
pathogenen Keime ermöglicht wurde. Es seien einige der wichtigsten genannt: der 
Toyphusbazillus (entdeckt von Eberth, reingezüchtet von Löffler), der Ruhrbazillus 
(von Kruse und Shiga, Flexner), der Influenzabazillus (1892 von KR. Pfeiffer), 
der Pestbazillus (von Versin und Kitasato) der Rotgbazillus (von F. Löffler), der 
Diphtheriebazillus (von Klebs und F. Löffler 1884), der Tetanusbazillus, der 
Erreger des Starrkrampfs, (von Aicolaier und Kitasato), der Pneumokokkus, der Er- 
reger der Lungenentzündung (von Fraenkel und Weichselbaum) der Gonokokkus, 
der Erreger des Trippers (von NReißer). Von den genannten Forschern sind Löffler, 
Pfeiffer, Fraenkel, Kruse, Kitasato Schüler von Koch. 
Als weitere Großtat der Bakteriologie soll hier die Entdeckung des Erregers 
der Syphilis durch Schaudinn und E. Hoffmann (1905) genannt werden, wodurch 
diese verbreitete Krankheit in ihrem Wesen beträchtlich bekannter und der Bekämpfung 
zugänglicher geworden ist. 
Entdeckungen von wichtigen 
Krankheitserregern. 
  
  
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