X. Buch. Innere Medizin. 215
Bau von Röntgenapparaten beschäftigt. Induktorien von 30—50—70 cm Funkenlänge
sind heute überall in Deutschland in guter vollkommener Ausführung zu haben.
Unterbrecherlose Apparate von einer Stabilität sind konstruiert, daß man sagen kann,
aus dem Nöntgen apparat ist eine Röntgen maschine geworden, welche ungeahnte
Energiemengen liefert. Die Röntgenröhre ist aus unscheinbaren Anfängen ein Kunst-
werk der Glasbläserkunst geworden, welches anstandslos den Durchgang großer Elektrizi-
tätsmengen verträgt. Durch Verbesserung der Röntgenapparate wie der Röhren ist
es heute möglich in /10—/100 Sekunde Aufnahmen von Brust- und Bauchorganen zu
machen, welche im ersten Jahre nach der Entdeckung Röntgens unmöglich erschienen.
Die Röntgendiagnostik ist heute so ausgebaut, daß sie uns Einblicke, man
kann sagen mit einem neuen Sinne in den Körper gestattet, die Erkennung
der Krankheiten ist dadurch beträchtlich erleichtert. Die Lungentuberkulose, die
Lungengeschwülste, die Eiterungen in den Lungen, viele Krankheiten der Luftröhre und
Bronchien sind sowohl bei der Durchleuchtung, wie bei der Photographie vorzüglich zu
erkennen. Zur Bestimmung der Herzgröße ist ein Verfahren, die Orthodiagraphie aus-
gearbeitet worden, welches die genauste aller zurzeit bekannten Methoden ist. (Moritz.)
Es konnten damit hochinteressante Fragen der Herzpathologie gelöst werden, welche
früher zweifelhaft, strittig oder unbekannt waren, so ist nachgewiesen worden, daß
durch eine einmalige starke körperliche Anstrengung das Herz nicht vergrößert wird,
im Gegenteile, es wurde bei Rennfahrern und Schwimmern nach starker sportlicher
Anstrengung eine deutliche Verkleinerung konstatiert. (Dela Camp, Dietlen.) Bei Krank-
beiten der Gefäße, besonders der Aorta ist die Röntgenuntersuchung häufig unentbehr-
lich, ebenso bei Steinleiden der Nieren, welches anderen diagnostischen Methoden schwer
zugänglich ist. Die neueste Errungenschaft der letzten Jahre ist die Röntgenunter-
suchungdes Magen-Darmkanals. (H. Rieder-Münchenuu. a.) Gibt man Menschen
Speisen, z. B. Kartoffelbrei, ober Kakao-Mondaminsuppe, welchen ein für Röntgenstrahlen
undurchsichtiges Mittel, wie chemisch reines Bariumsulfat oder Bismuthum carbonicum zu-
gesetzt ist, zu essen, so ist man imstande, sich bei der Röntgenuntersuchung sowohl die
Speiseröhre, wie den Magen und Darm sichtbar zu machen. Es gelingt, Krebserkrankungen,
Lage und Formveränderungen zu erkennen; bei der Durchleuchtung des Magens sieht man
in erstaunlicher Deutlichkeit die Bewegungen des Magens und vermag in krankhaften
Zuständen daraus wichtige Schlüsse zu ziehen. Die Knochenerkrankungen der Extremi-
täteenknochen, wie der Wirbelsäule des Brustkrebs und Schädels sind auf der Röntgen-
Pphotographie trefflich zu erkennen.
Biologische Einwirkungen der e „oesn nahen 4% nL rore große
iologische wirkung au anzen,
Nöntgenstrahlen. Tiere und Nenschen. Kleinere Tiere
können mit der Sicherheit des Experimentes dadurch getötet werden, ohne daß an der
Haut etwas zu sehen ist; besonders empfänglich ist das hochorganisierte Gewebe der
Keimdrüsen, der Eierstöcke und Hoden. Es gelingt, bei männlichen Tieren durch Be-
strahlung von 5—15 Minuten eine vollständige Azoospermie d. i. Fehlen von Samen-
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