X. Buch. Lontwicklung, Wissenschaft und Unterrichtswesen. 301
griffen. Es stieg der Preis für Rindvieh und Schweine in den letzten 30 Jahren gegen
früher um zeitweise über 33% , und das hatte einen vorher kaum geahnten Aufschwung
der deutschen Viehhaltung zur Folge, insbesondere der Milchvieh- und Schweinehaltung,
während die Schafbaltung infolge der wenig rentablen Wollzucht und der Abneigung un-
seres Volkes gegen Schaffleisch leiber außerordentlich zurückging. ·
So begünstigt, tritt uns der Fortschritt auf fast allen Gebieten des Ackerbaues und der
Biehzucht deutlich entgegen, er hat den Zustand und die Lage der deutschen Landwirt-
schaft gegen früher gänzlich verändert. Aber sie würde niemals ihren heutigen hohen
Stand haben erreichen können, wenn ihr nicht die Wissenschaft allzeit treu zur Seite
gestanden hätte. Das tritt uns überall lebhaft entgegen!
Während man noch vor 30 Zahren auf einer Reise durch Deutsch-
land weite Flächen verunkrauteter A#cker erblicken konnte und
Quecken, Hederich, Disteln usw. die Kulturpflanzen arg bedrängten, gibt es heute viele
Landstriche, die eine gartenmäßige Reinheit der Felder aufweisen. Uberall ist der Kampf
mit dem Unkraut erfolgreich eingeleitet oder bereits durchgeführt. Hierbei helfen dem
Landwirt nicht nur die verbesserten und neu erfundenen Maschinen und Ackergeräte und
die sorgsamere Bearbeitung des Ackers, sondern auch chemische Bespritzungsmittel, welche
sowohl gegen Unkräuter als auch gegen tierische und parasitäre Schädiger mit bestem Erfolge
angewandt werden. So können die Kulturpflanzen, befreit von den lästigen Unkräutern,
sich jetzt frei, kräftiger und ertragreicher entwickeln! Schon bierdurch hoben sich die Ernten,
aber dieser Hebel wurde durch die weit wirksameren einer rationellen Düngung unter Zu-
bilfenahme auch der Gründüngung und einer besseren und tieferen Ackerkultur noch er-
beblich überboten.
Verunkrautung.
In der Düngung haben sich die künstlichen Düngemittel, wie von anderer
Seite näher dargetan werden wird, allgemein Eingang verschafft und
werden in Deutschland besonders auch auf Sand- und Moorboden jetzt in erstaunlichen
Mengen und fehr erfolgreich angewandt. Dabei hat sich jedoch auch die Stallmist-
erzeugung vermehrt, und vor allem ist der Stallmist von heute weit gehaltreicher —
sicherlich um 30—50 % — als vor 30 Jahren, weil besser gefüttert und weil er während
der Lagerung mehr vor Verlusten geschützt wird. Leider geschieht das letztere immer
noch viel zu wenig und keineswegs allgemein, daher gehen auch heute noch alljährlich
viele Millionen Mark aus Unkenntnis dem Landwirt verloren. Neben der Stallmist-
düngung ist dann die Gründüngung gerade in den letzten 25 Jahren neu belebt und
hat viele Anhänger gefunden. Wenn sie vielfach den Erwartungen nicht entsprach, so
beruht das auf den besonderen klimatischen Verhältnissen, welche sie als Stoppelfrucht
beansprucht, das ist: einen warmen und feuchten Spätsommer und Herbst. Wo diese,
wie vornehmlich auch in Lupitz, vorhanden sind, hat sie sich zu einem neuen Wirt-
schaftsspftem ausbauen lassen. Erfreulicherweise nimmt neuerdings auch die Anwendung
des Kalkes und Mergels in Deutschland wieder zu und behauptet mit Recht ihren alten
bewährten Erfolg auch neben der Massenanwendung künstlicher Düngemittel.
Düngung.
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