302 Die landwirtschaftlichen Wissenschaften. X. Buch.
Tiefkultur. Mit der reichlicheren Düngung konnte naturgemäß auch eine Vertiefung
— der Ackerkrume vor sich gehen, und es bürgerte sich daher die Tiefkultur
in Deutschland immer mehr ein. Sie bietet dem Wurzelsystem der Pflanzen einen gün-
stigeren Standort als die Flachkultur und gestattet vor allem auch dem Boden, größere
Feuchtigkeitsmengen für trockene Zeiten aufzuspeichern; gerade das hat sich in den aller-
letzten dürren Jahren als sehr bedeutungsvoll erwiesen.
Die Ackerwirtschaft wurde aber dort besonders gehoben und geradezu zu einer Garten-
kultur ausgestaltet, wo ein intensiver Hackfruchtbau sich entfaltete, und so ist vornehmlich
der Rüben- und Kartoffelbau die hohe Schule des deutschen Landwirts geworden. In ihr
lernten wir die Pflüge und Maschinen in einer Weise vervollkommnen, welcher man
schon heute seine Bewunderung nicht versagen kann.
Kulturtechnik. Wo immer aber die Natur die Acker und Wiesen dem Landwirte
in einem Zustand darbot, welcher sie nicht zu den höchsten
Leistungen befähigte, aber doch verbesserungsfähig war, setzte die Kulturtechnik ein. Galt
es früher, vor allem die A#cker durch Drainagen trockener und wärmer zu gestalten, so
wird neuerdinge infolge der letzten trockenen JZahre auch das Problem der zweckmäßigsten
Feldbewässerung eifrig bearbeitet. Wenngleich diese nun keineswegs für Deutschland
eine derartige Bedeutung erhalten wird wie die Wiesenbewässerung oder die Feld-
entwässerung durch die Dränage, oder gar wie die Ackerbewässerung in subtropischen
Gegenden, so ist sie doch vereinzelt angebracht und besonders wird sie im Garten- und
Obstbau mit Erfolg sich einbürgern und bewähren.
Für den Boden hat dann speziell die Bakteriologie noch eine
große Bedeutung gewonnen. Zwar haben sich bis jetzt jene
Hoffnungen noch nicht voll erfüllt, die neben dem Düngerhändler auch einen Bakterien-
händler dem Landwirt prophezeiten. Auch steckt die Entwicklung der Bodenbakteriologie
immer noch in den Kinderschuhen, was bei dem Umfang der Materie und ihren
Schwierigkeiten kaum anders zu erwarten war. Aber wir wissen heute doch bereits
sicher, daß es eine große Anzahl Bakterienarten im Alckerboden gibt, die von so un-
geheurer Bedeutung für ihn sind, daß es sich im Interesse der Praxis lohnt, sie gründlich
zu erforschen, und das läßt sich die Wissenschaft auch angelegen sein. Den letzten
25 Jahren gebührt das Verdienst, das große Problem der Bodenbakteriologie offen auf-
gedeckt zu haben.
Bakteriologie.
Aber noch ein anderes in seinen Folgen großartigeres
Problem wurde im letzten Bierteljahrhundert bearbeitet,
das ist die Pflanzenzüchtung. Reichen auch ihre ersten spstematischen Anfänge in Deutsch-
land um über 20 Jahre weiter zurück, so wurde sie doch erst in der Neuzeit voll entwickelt
und in alle ihre einzelnen Teile zergliedert ausgebaut. Die nachfolgende Abhandlung
wird sie eingehend würdigen.
Der Erfolg aller dieser Neuerungen und Bestrebungen zeigt sich nun deutlich in den
Pflanzenzüchtung.
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