326 Die landwirtschaftlichen Wissenschaften. X. Buch.
Gerade in der Ziegenzucht kann die zur Besserung unbedingt notwendige Klein-
arbeit nur unter Ausbau des genossenschaftlichen Gedankens mit genügendem Nach-
druck einsetzen.
Einen, beut noch gar nicht zu über-
sehenden Fortschritt dürfte die immer
mehr verbreitete Leistungsprüfung
speziell in der Landeerinderzucht in Form der aus Dänemark übernommenen sog.
Kontrollvereine angebahnt haben. Eine durchschnittliche Vermehrung des Milch-
ertrages um nur 100 1 im Zahr bedeutet bei 10 Millionen Milchkühen in Deutschland
und einem Wert von 10 Pf. pro Liter eine Mehreinnahme von 100 Mill. Mark. Dieses
Mehr zu vervielfachen, darf durchaus nicht als Utopie angesehen werden.
Die Gefahren einer einseitigen Leistungszucht sind so oft besprochen und werden
so allgemein anerkannt, daß sie nicht zu fürchten sind. Eine verständige Berücksichtigung
der Form, sowie vermehrter Weidebetrieb lassen alle Bedenken zurürcktreten. Deshalb
ist das Kontrollvereinswesen mit allen Mitteln zu fördern.
Das Vereinswesen ist in den letzten 25 Jahren auch auf unserm Gebiet in ganz
wunderbarer Weise ausgebaut, und doch darf man auch hier, wenn man das große Ganze
im Auge hat, erst von bescheidenen Anfängen reden. Nach unten eine immer stärkere
Verzweigung zur Förderung der ebenso schwierigen wie wichtigen züchterischen Klein-
arbeit, nach oben eine immer großzügigere Zusammenfassung, um auch hier die lächer-
liche Kirchturmpolitik zurückzudrängen, das sind Aufgaben, die sich gebieterisch jedem
Weiterblickenden aufdrängen müssen und die reichen Lohn in Aussicht stellen.
Auch der Aufschwung des Ausstellungswesens dürfte erst der Beginn dazu sein,
es immer mehr zu vertiefen und mit neuzeitlichen Fragen zu durchsetzen. So scheint
es mir selbstverständlich, daß man mit der Vervollkommnung und Verallgemeinerung
des Herdbuchwesens und der Leistungsprüfungen auch deren Ergebnisse neben der reinen
Formbeurteilung zur Bewertung heranzieht, und zwar sollte dies in sehr viel schnellerem
Tempo geschehen, wie bisher. Die Schwierigkeiten zu überwinden, wird erst die Er-
fahrung lehren. Ebenso dürfte es an der Zeit sein, auf Grund der zuverlässigen Nach-
weise im Stammbuch mehr wie bisher Abstammung und eigene Zuchtleistung der Aus-
stellungstiere bei der Beurteilung zu bewerten.
Das Herdbuchwesen nimmt von Jahr zu Jahr zu, wird aber leider vielfach noch
immer zu engherzig gehandhabt. Das Herd- oder Stamm- oder Stutbuch soll kein Ver-
zeichnis von Elitetieren sein, sondern ein Nachschlagebuch für die Landeszucht.
Ebenso ist zu betonen, daß das gerade in den letzten 23 Jahren so stark ausgebaute
Körwesen mit großer Vorsicht gehandhabt werden muß. Keineswegs darf durch die
Körung die Zucht bezüglich der Menge beeinträchtigt werden und ebensowenig soll durch
zu harte Bevormundung die freudige Mitarbeit der Büchter leiden.
Vereinswesen. — Ausstellungswesen.
Körwesen.
.. . Endlich darf nicht unerwähnt bleiben die Arbeit
O C ·W t.
ie Tierzucht-Wissenschaf der Tierzucht-Wissenschaft. Ze länger um so
mehr stellt sich die Notwendigkeit vermehrter Gelegenheit zu praktischer Forschungstätigkeit
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