332 Oie landwirtschaftlichen Wissenschaften. N. Buch.
der Kalisalze bilden, sind in den verflossenen Zahren in außerordentlich großer Anzahl
ausgeführt worden, besonders seit Mitte der 90iger Jahre, wo zu den bis dahin nur ver-
wendeten Staßfurter Rohsalzen das 40 Jeige Kalisalz, ein Halbfabrikat aus dem Car-
nallit, hinzukam. Kainit, Sploinit, Hartsalz und 40 coiges Kalisalz sind seit jener
Zeit die für Deutschland in Frage kommenden Kaliformen. Alle diese Formen enthalten
das Kali in Form von Chlorkalium, auch der Kainit, der nach früherer Auffassung das
Kali in Form von schwefelsaurem Kali enthalten sollte. Um gleiche Mengen von Kali
dem Boden zuzuführen, kommen auf 1 Zentner 40 oiges Kalisalz 3½ Zentner Kainit.
Aus diesem Grunde eignet sich, wie auch die Versuche ergaben, der Kainit im allgemeinen
mehr für den leichten Boden, das 40 eige Kalisalz mehr für die besseren Böden, da diese
durch die höheren Kainitgaben leicht eine Verkrustung erfahren. Die angestellten Ver-
suche haben aber auch gelehrt, daß die verschiedenen Kulturpflanzen sich gegen die beiden
Kaliformen verschieden verhalten. Es gibt Kulturpflanzen, welche sehr dankbar für die
Nebensalze des Kainits und solche, welche gegen dieselben sehr empfindlich sind. Dank-
bar für die Nebensalze, speziell für das Kochsalz, sind die RKüben, besonders die Futter-
rüben, und auch das Getreide; sehr empfindlich gegen die Nebensalze ist die Kartoffel.
Aus diesem Grunde kann man, wenn man eine Verkrustung des Bodens nicht befürchtet,
den Rüben und dem Getreide auch auf besseren Böden die Kalidüngung in Form von
Kainit geben, während man der empfindlichen Kartoffel zweckmäßig die Kalidüngung
immer in Form des 40 voigen Kalisalzes gibt, auch auf den Sandböden.
Die Kalidüngungsversuche haben auch gelehrt, daß nicht nur die kaliärmeren Sand-
und Hochmoorböden dankbar für die Kalidüngung sind, sondern auch bis zu einem ge-
wissen Grade die besseren kalireichen Böden, besonders bei schwacher Viehhaltung, wo
man das Kalibedürfnis der Kulturpflanzen durch den Stalldünger nicht zu decken vermag.
Kalidüngungsversuche in größerem Maßstabe sind ausgeführt worden von Maercker,
Schneidewind, D. Meper, Münter, Wagner, Gerlach, Baeßler u. a.
Zahlreiche Versuche, welche D. Meyer über die
Wirkung der verschiedenen Kalk- und Magnesia-
formen anstellte, haben ergeben, daß auf kalkbedürftigen Böden, mit ausreichenden
Mengen von Magnesia, welch letztere wohl bis jetzt kaum auf einem Kulturboden ins
Minimum geraten ist, der kohlensaure Kalk und die kohlensaure Magnesia bzw.
der DTtzkalk und die gebrannte Magnesia, welch letztere im Boden sehr bald in kohlen-
saure Salze übergeführt werden, eine gute Wirkung zeigen, während dies bei anderen
Kalk- und Magnesiasalzen, wie z. B. den schwefelsauren Salzen, nicht der Fall ist. Die
günstige Wirkung der kohlensauren Salze wird in erster Linie auf die neutrale bis schwach
alkalische Bodenreaktion, welche sie erzeugen, zurückzuführen sein. Dolomitische Mergel
und gebrannte dolomitische Kalke zeigten dieselbe günstige Wirkung als die reinen Kalk-
mergel bzw. die reinen gebrannten Kalke; es sind daher die dolomitischen Mergel und
Kalke nach ihrem Kalk- und Magnesiagehalt zu bewerten. Auch die Anwendung von
kieselsäurereichen gebrannten Kalken, welche früher für die Kalkdüngung verworfen
wurden, sind nach Versuchen von Zmmendorff ohne Bedenken anzuwenden.
Der Kalk und die Magnesia.
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