Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
348 Die technischen Wissenschaften. X. Buch. 
  
Naturgemäß war diese dem steigenden Verkehr sich an- 
passende Steigerung der Leistungsfähigkeit der Eisen- 
bahnen nicht allein das Verdienst zweckmäßiger bautechnischer Anlagen, sondern, wie 
bereits hervorgehoben, vor allem auch ermöglicht durch die rechtzeitige Bermehrung und 
Verbesserung der Motore und Fahrbetriebsmittel, deren zahlenmäßiges Anwachsen 
seit 1888 die nachfolgende Zusammenstellung zeigt. 
Fahrbetriebesmittel. 
  
  
  
Güterwagen 
tomotio Personen- a 
Lokomotiven Postwagen Gepäckwagen bedeckte! offene 
wagen 
  
  
Bestand 1% 13105 24383 15604 6045 77189 172612 
  
  
  
  
  
1 
im Jahre 1013 20000 Coooo 28820 18000 (758000 455000 
(schätzungsweise) I 
Zunahmeinxetwauo 150 so 200 130 130 
Bei den Lokomotiven ging mit der Erhöhung der Anzahl eine wesentliche Steige- 
rung ihrer Leistungsfähigkeit Hand in Hand. Dampflokomotiven von 1500 Pferde- 
stärken und mehr sind heute keine Seltenheit auf deutschen Bahnen. Erreicht wurde 
diese Leistungsvermehrung durch Vergrößerung der Heizfläche und des Kessels, durch 
Verwendung überhitzten Dampfes, durch bessere Dampfausnutzung infolge von Span- 
nungserhöhung im Dampfraum, durch Einführung und Ausbildung der Verbund- 
Anordnung (Hoch- und Niederdruck-Dampfzplinder), sowie durch Verminderung der 
Bewegungswiderstände, insbesondere bei dem Durchfahren von Bögen, mittels dreh- 
barer Achsgestelle. Schlepptender mit bis zu 30 chm Wasserinhalt sorgen heute dafür, 
daß große Strecken — über 200 km — ohne Anhalten durchfahren werden können, 
durchgehende Bremsen verschiedener Bauweise — meist nach Westinghouse, Schleifer, 
Knorr oder Heberlein — finden sich zur Erhöhung der Sicherheit gegen Unfälle an 
allen Personenzügen, selbst an denen schmalspuriger Nebenbahnen. Im Bau der Per- 
sonenwagen gab eine starke Anregung die 1892 erfolgte Einführung der D-Süge, 
die jetzt ausschließlich aus vierachsigen, auf Drehgestellen ruhenden und mit allen 
Bequemlichkeiten ausgestatteten Durchgangswagen mit Faltenbalgverbindungen zu- 
sammengesetzt sind, während die früher allein herrschenden Abteilwagen, ebenfalls ent- 
sprechend den Anforderungen der Neuzeit angepaßt, zweckmäßig in dem Vorortverkehr 
großer Städte verwendet werden, da ihre Entleerung und Neubesetzung bei starkem 
Verkehr in kürzerer Zeit erfolgt als die der Wagen anderer Grundrißanordnung. An 
Stelle der 1888 noch sehr verbreiteten Preßkohlen- und Wärmflaschenheizung ist für 
Wagen des Fernverkehrs die von der Lokomotive aus gespeiste Dampfheizung, an 
Stelle der Olbeleuchtung das Fettgas, Azethylengas oder das elektrische Licht getreten. 
Die Vergrößerung der Sitzplatzflächen, die Anordnung von Aborten und Waschgelegen- 
heiten, von Lüftungsvorrichtungen und großen Fenstern, sowie die Einreihung von 
Speise- und Schlafwagen sowie zahlreicher Kurswagen in die weiter gehenden Fernzüge 
ermöglichen es heute in weit höherem Maße als vor 25 Jahren, lange Strecken in un- 
unterbrochener Folge ohne Unbequemlichkeiten zurückzulegen. 
1492
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.