358 Die technischen Wissenschaften. X. Buch.
bau, wenn auch die Entwicklung dieser Zweige des Bauwesens keineswegs still-
gestanden hat.
Die Vervollkommnung der Baggergeräte, die der Maschinenbau in
immer größeren Einheiten und mit ständig gesteigerter Wirt-
schaftlichkeit des Betriebes lieferte, haben zu einer noch ausgedehnteren Verwendung
von Baggerungen im Fluß- und Seebau geführt, wie sie früher üblich war. Nament-
lich bei der großen Aufgabe der Unterweserkorrektion, deren Durchführung nach den
Plänen von Franzius von der Bremer Bürgerschaft am 29. Juli 1887 beschlossen
wurde, und bei der Erbauung des Kaiser-Wilhelm-Kanals, dessen Erbauung in die
Fahre 1887—1895 fällt, kamen Baggerungen in einem seither in Deutschland nicht be-
kannten Umfang zur Ausführung. Im Flußbau gab der endgültige Ausbau der Strom-
betten, namentlich aber die Ausbildung der Aiederwasserrinnen und die Notwendigkeit
eines besseren Schutzes der Ufergelände gegen Hochwasser Anregung zu einem genauen
Studium der Vorgänge beim Wasserabfluß.
Baggerungen.
Zn allen größeren Strömen und in vielen Gebirgs-
flüssen wurden sorgfältige Beobachtungen über die
Menge und Verteilung des Wasserabflusses angestellt. Es wurden hydrographische
Amter geschaffen, die alle auf den Wasserabfluß bezügliche Daten sammelten und
in übersichtlicher Weise verarbeiteten. Ganz Deutschland ist heute mit einem weitver-
zweigten Netz von meteorologischen Stationen überzogen. Das Pegelwesen ist geregelt
und jede Anschwellung eines Flusses läßt sich, da auch genaue Längenaufnahmen der
größeren Ströme vorliegen, bis zum Meer hinunter zuverlässig verfolgen. Die Gestalt
des Flußbettes ist teils durch einzelne Querschnitte, teils durch Flächenvermessung der
ganzen Sohle festgelegt worden.
Ourch genaue Wassermessungen sind für zahlreiche Flußquerschnitte die den
einzelnen Pegelständen entsprechenden Wassermengen bestimmt worden, so daß aus
den Pegelablesungen die zugehörigen Wassermengen ermittelt werden können. Auch
die Eisverhältnisse der Ströme wurden genau beobachtet, um daraus ein Bild
über die Eisbedeckung der Flüsse, über die Bildung der Eisdecke und die Entstehung
und den Aufbruch von Eisversetzungen zu erhalten. Ein Hochwasser-Nachrichten-
dienst ist eingerichtet worden, und die Hochwasservoraussage wurde eingeführt.-
Über die meisten Stromgebiete sind eingehende hoydrographisch-wasserwirtschaftliche
Darstellungen veröffentlicht worden, und zwar für den Rhein durch das badische
Zentralbureau für Meteorologie und Hydrographie, für die Elbe von der Elbstrombau-
verwaltung, für die anderen preußischen Ströme von dem durch Allerhöchsten Erlaß
vom 28. Februar 1892 zur Untersuchung der Wasserverhältnisse in den der Uber-
schwemmungsgefahr besonders ausgesetzten Flußgebieten eingesetzten Bureau des
Wasserausschusses. «
1) Hodrographische Arbeiten in Preußen und Norddeutschland von H. Keller. Mitteilungen des
IX internationalen Schiffahrtskongresses in Düsseldorf 1902.
Hydrographische AÄmter.
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