368 Eie technischen Wissenschaften. X. Buch.
in ihrer Vervollkommnung durch den Amerikaner Cooper Hewitt und fast ebensowenig
in der Gestalt der Heräusschen Quarzlampe. «
Die Glühlampe ist lange Zeit unverändert geblieben. Das Problem war, Lampen
zu bauen, die bei möglichst hoher Spannung einen möglichst geringen spezifischen Ver-
brauch, dabei aber eine lange Brenndauer und eine große mechanische Festigkeit des
Fadens hätten. Der Preis der Lampe sollte natürlich gering sein. Die Lösung war
schwierig, denn die Bedingungen widersprechen einander; besonders schwierig war es,
den Bedingungen bei Lampen geringer Lichtstärke zu genügen. Deehalb erscheinen bei
jeder erreichten Spannungserhöhung erst Lampen verhältnismäßig hoher Lichtstärke und
hohen spezifischen Verbrauchs; erst allmählich gelingt es, den letzteren zu verbessern und
auch Lampen geringerer Lichtstärke herzustellen. Die Kohlenfadenlampen der gebräuch-
lichsten Spannung und Lichtstärke hatten 1888 einen spezifischen Verbrauch von 3,5
bis 4 Watt pro Hefnerkerze bei 600 bis 800 Stunden Brenndauer, und viel weiter ist
man mit ihnen überhaupt nicht gekommen.
Der spätere Fortschritt in der Glühlampentechnik stützte sich auf die hauptsächlich
durch Lummer geförderte Kenntnis von dem Wesen der sogenannten Temperatur-
strahler. Das durch sie geleitete Bestreben, Glühfäden aus Körpern herzustellen, die eine
möglichst hohe Temperatur aushalten, zeitigte zuerst, und zwar im Zahre 1901, die von
Nernst erfundene und nach ihm benannte Glühlampe mit Glühkörpern aus sogenannten
Leitern zweiter Klasse, die bei gewöhnlicher Temperatur Isolatoren, bei hoher aber Leiter
sind. Die außerordentlichen Schwierigkeiten, die sich der praktischen Lampe entgegen-
stellten, wurden von der Allgemeinen Elektrizitäts - Gesellschaft in bewunde-
rungswürdigem Maße überwunden. Der spezifische Berbrauch der Lampe war etwa
1,6 Watt pro Kerze, ihre Brenndauer leider freilich nur 300 Stunden. Ihre Konstruk-
tion war allerdings sehr verwickelt, und so mußte sie denn nach einigen Jahren wieder
einfacheren Lampen weichen. Darunter sind anzuführen die Osmiumlampe der
Deutschen Gasglühlichtgesellschaft von Auer von Welsbach 1901, die Tantallampe der
Firma Siemens & Halske 1905 nach den Erfindungen ihres Ingenieurs Dr. von Bolton.
Im Jahre 1906 wurde mit einer aus dem noch schwerer schmelzbaren Wolfram her-
gestellten Glühlampe bei einem spezifischen Verbrauche von 1,1 Watt und etwa 1500
Stunden Brenndauer die Grenze des bis heute Möglichen erreicht. Nur für ganz große
Lampen ist es gelungen, den spezifischen Verbrauch noch weiter, bis auf etwa 0,8 Watt,
und in allerjüngster Zeit sogar auf 0,5 Watt herabzudrücken. Ein wichtiger Schritt der
letzten Zeit bestand darin, daß man — während die Fäden bis dahin „gespritzt“ werden
mußten — durch eine in Deutschland und in Amerika gleichzeitig gemachte Erfindung
Wolfram zu widerstandsfähigen Drähten ziehen lernte. Die neueren Glühlampen
haben die elektrische Beleuchtung außerordentlich verbreiten helfen, und die Glühlampe
hat auch die Bogenlampe vielfach verdrängt.
Auch die technisch-wissenschaftliche Behandlung der Leitungen zwischen
den Erzeugern und den Empfängern der elektrischen Energie beginnt Ende
der 80er Jahre. Vorher war man schon zu der Erkenntnis gekommen, daß die Energie-
Leitungen.
1512