120 Astronomie, Astrophysik, Geodäsie. X. Buch.
dem vorangegangenen Vierteljahrhundert auch bereits kollegial organisierte Messungs-
arbeit im Gebiet der Fixsternwelt hat in unserm VBierteljahrhundert ebenfalls eine
Epoche zu verzeichnen, bei welcher deutsche Mitarbeit von besonderer Bedeutung ge-
wesen ist. Die von der Internationalen Astronomischen Gesellschaft organisierte Orts-
und Helligkeitsbestimmung von nahezu 200 000 Fixsternen bis zu der neunten Größe
hat nämlich in dieser Zeit einen, kompetentest geordneten, Abschluß gefunden, und zwar
durch die Vollendung, welche der Leiter jenes so wertvollen Beobachtungsunternehmens,
von Auwers, — zugleich der Begründer der unter der Agide der Berliner Akademie
der Wissenschaften ins Leben gerufene Arbeitsorganisation zur „Geschichte des Firstern-
himmels“ — seinen großen Arbeiten in dem neuen fundamentalen Sternkatalog des von
dem Recheninstitut herausgegebenen Berliner astronomischen Jahrbuches gegeben hat.
Auf diese Erforschungen der Fixrsternwelt kommt unsere Betrachtung weiterhin zurück.
ODie kleinen Planeten. Als ein überwiegend deutsches Arbeitsgebiet
Das Berliner Rechen-Institut. kann man sodann in unserm Vierteljahr-
. ndert die sogenannten kleinen Pla-
t ichten“. bu
Die-Astronomischen Nachrichten neten bezeichnen, deren Bahnen den Raum
zwischen der Marsbahn und der Zupiterbahn einnehmen, und deren Anzahl jetzt bereits
nahezu 750 beträgt. Bei der Auffindung und Verfolgung dieser kleinen Himmelskörper
hat gegenwärtig die Sternwarte zu Heidelberg und ihr Direktor Max Wolf die Führung,
und die Bahnen der neu aufgefundenen Planeten werden meistens von dem Berliner
astronomischen Recheninstitut erstmalig berechnet und weiterhin durch periodische Boraus-
berechnungen im Berllner Jahrbuch beständig unter Kontrolle gehalten.
Eine noch vollständigere Organisation dieses Gebietes der astronomischen Forschung
binsichtlich der Beobachtung und der Berechnung ist im Werden. Wertovolle theoretische
und rechnerische Mitarbeit wird dabei jetzt schon innerhalb der wissenschaftlichen Institu-
tionen in Frankfurt am Main durch Brendel gewährt. Die umfassende und möglichst
vollständige Beherrschung dieser Planetenscharen kann schließlich eminente Bedeutung
erlangen für die Entwickelung von Theorie und rechnerischer Kunst, sowie für die gründ-
liche Erforschung unsers ganzen Planetenspstems und auch der Sternenwelt. Schon
jetzt baben uns diese Scharen von Bahnen ein Himmelskörperchen, den Eros, von Witt
auf der Berliner Urania-Sternwarte entdeckt, geliefert, der uns so nahe kommen kann,
daß er uns für alle Vergleichungen der Messungen auf Erden mit denjenigen in den
Himmelsräumen genaueren Anhalt darbietet, als wir bis jetzt besaßen.
Von dem Berliner astronomischen Recheninstitut ist auch die Fortführung des von
Wislicenus (Straßburg) mit dem Zahrgang 1899 begründeten „Astronomischen
Jahresberichtes“, nach dem Tode des Begründers, übernommen worden, und zwar
anfangs durch den Mitarbeiter des Instituts, Berberich, neuerdings aber durch das In-
stitut selbst unter Führung seines Direktors Fritz Cohn. Dieser Jahresbericht, der die
astronomische Tätigkeit und Literatur aller Länder umfaßt, wird seit vorigem Jahre
nach der Seite der unmittelbarer und schleuniger interessierenden Mitteilungen
von Beobachtungsergebnissen und Berechnungen ergänzt durch die „Literarische Beilage“,
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