xXI. Buch. Malerei und Plaftik. Ar
nicht den Vorwurf beabsichtigter Täuschung herleiten wollen. Es liegt im Gegenteil
der Beweis vor, daß die Maler damals von einer erhebenden Selbstlosigkeit erfüllt
waren, denn daß sie keine Verkaufsware herstellten, bewies ihnen das Publikum sehr
schnell. Der Impressionismus mußte vorwiegend auf die Landschaft sich beschränken,
weil er seinen Ursprung von der Beobachtung der Wirkung des prismatisch zerlegten
strahlenden weißen Sonnenscheins auf die von der Atmosphäre umgebenen Dinge
nahm. Das Licht wurde dadurch in eine ganz andere Stellung zum Bilde gebracht.
Es war jetzt der bestimmende Faktor des künstlerischen Aufbaues geworden, während
es in dem im Atelier entstandenen Gemälde einen Teil der Komposition ausmachte. Durch
diese alles beherrschende Stellung des Himmelelichtes wurde die Aufmerksamkeit für
die landschaftliche Natur in solchem Maße gesteigert, daß der Mensch zu einem Teil
der Umwelt, gleich irgendeinem Stück der Landschaft, wurde. Die Eindruckmalerei will
koloristisch nichts anderes geben, als die optischen Reize eines unbefangen angeschauten,
unvoreingenommen empfundenen Jusschnittes der Natur. Diesen will der Künstler
auf sich wirken lassen, mit seinen Malmitteln in Kunstform übersetzen und mit seiner
Hingebung an alle Schönheit der Welt erfüllen. Deshalb mieden (und meiden) die
Maler die großen Städte und zogen sich einzeln oder in Gruppen auf das Land zurück.
Die Berechtigung dieses Gefühls wird neuerdings durch die Art und Weise, wie die
jüngsten Kunstakademien errichtet werden, anerkannt. Eine derartige Flucht aufs Land
bringt dann besonders köstliche Früchte, wenn der Künstler in seiner Heimat bleibt;
denn dort, wo uns das kleine Zufällige von langher bekannt ist, wird das Große, das
Typische am ehesten erkannt. Weil nun in jedem einzelnen Menschen das Weltgefühl
lebendig ist, je nach dem Grade seiner Seelenkraft, so kann ein großer Landschafter auch
in dem anspruchslosesten Stückchen Erde seine Schöne, seinen Charakter, das Ewige sich
wiederspiegeln lassen. Wenn dieser Naturalismus des Impressionismus oft Gefahr lief,
nur ein Inventarium der Landschaft, nicht eine Ubertragung in künstlerische Form zu
liefern, so lag das in erster Linie daran, daß der Deutsche für reine Formgedanken —
das Wort im umfassenderen Sinne genommen — bei weitem nicht das Organ wie der
Franzose besitzt. Es ist aber die Sache eines jeden Einzelnen zu entscheiden, ob und
wie er von derartigen Werken ergriffen wird. Wir können hier nur historisch jene Ab-
sicht, welche ganz unleugbar bestand, feststellen.
Technische Behandlung. Da der vorwiegend lichtreiche, helltonige Eindruck
von und vor der Natur festgehalten werden sollte,
so mußte die Methode der Versinnbildlichung von Grund aus geändert werden.
An die Stelle einer sorgsamen Einzelarbeit mußte ein kühnes Zusammenfassen,
das blitzschnell über nutzlose Einzelheiten hineilt, treten, um sich an den wesentlichen
Formgedanken, an der Wahrheit des Gesamteindruckes genügen zu lassen. Das
Haschen nach Licht brachte demzufolge bei den Olfarben ein pastoses, brutales
Malen, das leicht in befremdende, ja abstoßende Halbfertigkeit ausarten konnte. Auf
der andern Seite ist es aber auch richtig, daß die breite Behandlung zwingt, die charakte-
ristischen Eigenheiten des jeweilig gewählten Dinges sehr Uar herauszuheben, und daß
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