X. Buch. Astronomie, ##strophyfik, Seodäsie. 127
theoretische und experimentelle Förderung dargeboten durch Hartmann's Disper-
sionsformel für das prismatische Spektrum und durch seine Erfindung eines Spektro-
komparators, mittels dessen die dabei erforderliche Meß- und Rechenarbeit, zumal bei
zahlreichen Wiederholungen analoger Messungen, erbeblich vermindert wird.
Im Anschluß an die obige Erwähnung der
spektroskopischen Doppelsterne, wäre hier über
die Erforschung der engeren Sternsysteme, insbesondere der Doppelsterne,
vielleicht etwas näher zu berichten, doch liegen zurzeit besonders hervortretende deutsche
Leistungen hier nicht vor. Zur Vervollständigung der Mitteilungen über die Radial-
geschwindigkeiten der Sterne ist aber noch zu bemerken, daß aus Campbells Messungen der
Radialgeschwindigkeiten von nabezu 1200 Sternen auch für die Bewegung unserer Sonne
und unseres ganzen Planetenspstems im Sternenraume eine von der Messung der Winkel-
bewegungen der Sterne unabhängige Bestimmung erlangt worden ist, auf deren Wichtig-
keit ich oben bei der Erwähnung des ganzen Problems bereits hingewiesen habe. Nach
Campbell ist unsere säkulare, zunächst wohl als gleichförmig anzusehende und wohl in
nahezu unveränderlicher Richtung vor sich gehende Bewegung im Sternenraume zurzeit
nach einer NRegion des Himmels gerichtet, welche etwas südlich vom Sternbilde der Leper
liegt, und zwar mit der Geschwindigkeit von nahezu zwanzig Kilometer in der Sekunde.
Und dieses Ergebnis aus den Radialgeschwindigkeiten stimmt mit demjenigen, welches
bisher aus den bloßen Ortsveränderungen der Sterne an der Himmelsfläche (den Winkel-
bewegungen) nach den oben erörterten Gesichtspunkten abgeleitet worden war, merk-
würdig nahe überein. In Verbindung mit diesen letzteren Untersuchungen hat man
aber entdeckt, daß am Sternhimmel doch außer den perspektivischen Wirkungen unserer
eigenen säkularen Bewegung noch Gesetzmäßigkeiten der übrigen Sternbewegungen
vorhanden sind, für deren Deutung man auf die zulünftige säkulare Verwertung der
obenerwähnten Hunderttausende von genaueren Ortsbestimmungen der Sterne und nun
gar der Millionen von Sternen hoffen muß, deren Ortsbestimmungen uns die bereits
erwähnte photographische Aufnahme der ganzen Himmelefläche darbieten wird.
Was jene aus den bisherigen Messungen bereits hervorgetretenen Spsteme von
übereinstimmenden Richtungen der Ortsveränderungen zahlreicher Sterne an der Him-
melsfläche betrifft, so scheinen dieselben nach einigen Untersuchungen eine nähere Beziehung
zur Milchstraße zu haben. Man hat neuerdings auch immer deutlicher erwiesen, daß
in den sogenannten Sternhaufen, in denen Hunderte oder Tausende von Sternen enger
gruppiert sind, auch übereinstimmende fortschreitende Bewegungen der einzelnen Sterne
gemeinsam mit der ganzen Gruppe stattfinden, ja, es ist sogar erwiesen worden, daß auf ge-
wissen Himmelsflächen, z. B. innerhalb des weiten Flächengebietes des Sternbildes
der großen Bärin, übereinstimmende Gesetze der Ortsveränderungen bestehen, nach denen
man einen gewissen inneren Zusammenhang von Bewegungsbedingungen in ganz
gewaltigen Welträumen annehmen muß. An allen diesen Untersuchungen haben sich
die deutschen Astronomen auch in unserm Bierteljahrhundert eindringlich beteiligt, ins-
besondere auch Kobold, von Seeliger und Schwarzschild, ebenso auch von Seeliger
Oie Sternsysteme ũüberhaupt.
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