Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
130 Astronomie, Astropbpfik, Geodäsie. X. Buch. 
  
Lichtreflexe in ähnlicher Weise zutage getreten, wie z. B. das Wandern des Echos 
mächtiger Schallwirkungen in gebirgigen Gegenden. 
In der Gesamtheit der vorangehenden Darlegungen ist vielleicht den Betrach- 
tungen und Mitteilungen über die Erforschung der Sternenwelt ein etwas zu großer Raum 
gewährt worden, da doch auch von der Erforschung unserer Sonne, von den Kometen 
und Planeten und von der Erde selber und ihrem Monde wenigstens insoweit berichtet 
werden müßte, als die deutsche Astronomie auch in diesen Forschungsgebieten eine er- 
freuende Wirksamkeit erwiesen hat. 
Serade in unserm Vierteljahrhundert ist aber die Erforschung der Sternenwelt 
auch der deutschen Astronomie das bevorzugte Ubungsfeld für erfolgreiche Anwendung 
jener neuen Arbeitsmethoden gewesen, welche von allgemeinster Bedeutung für unsere 
ganze Welterkenntnis sind, während in den anderen, soeben erwähnten Erforschungsauf- 
gaben der Himmelswelt der Verlauf der Arbeiten keine ebenso eigenartige Bedeutung 
batte. Die Fixsternwelt hat ja überhaupt den ganz besonderen Wert für das Fortschreiten 
unseres Welterkennens, daß ihre vereinfachenden großen Fernen und ihre stetig lang- 
samen Entwicklungen uns für die ungeheuren makrokosmischen Probleme und ebenso 
auch für das mikrokosmische Erkennen, sowohl im Gebiete der Theorie und Berechnung 
als auch im Gebiete der Messung, geradezu erziehen helfen. 
Der Ubergang von der Betrachtung der Sternenwelt auf die 
uns näher umgebende Himmelswelt erfolgt am natürlichsten 
durch die Kometen, die ja aus den Sternenräumen kommen 
und zum Teil auch wieder in unbestimmte Fernen zurückkehren, soweit sie nicht auf 
ihrem Wege zur Sonne und wieder von der Sonne binweg durch die Anziehungs- 
kräfte der Planeten in engere geschlossene Bahnen um die Sonne eingeordnet werden. 
Auf diesem Gebiete ist wesentlich Neues in den letzten Zeiten weder beobachtet 
noch gedacht worden. Am meisten haben neuerdings die nordamerikanischen Astronomen 
der Lick-Sternwarte, der Verkes-Sternwarte und der Warte auf dem Mount Wilson 
die Detailerforschung der Kometenwelt binsichtlich der spektralen Charaktere ihres Leuch- 
tens und hinsichtlich der Schweiferscheinungen gefördert; aber auch Heidelberg und Pots- 
dam haben bierbei mitgewirkt. 
Einen wesentlichen Fortschritt hat die Deutung der Abstoßungswirkungen der Sonne, 
welche in den Schweiferscheinungen zutage treten, durch die, Schwarzschild zu dan- 
kende, tiefere Ergründung des sogenannten Strahlungsdruckes erfahren, welcher mit den 
Wellenbewegungen der Strahlung der Sonne verbunden ist. Zugleich aber ist die schon 
im Anfange unseres Bierteljahrhunderts von dem Phpsiker der Berliner Sternwarte, 
Eugen Goldstein, demonstrierte Nachbildung der Schweiferscheinungen durch Kathoden- 
strahlungswirkungen immer mehr zur Anerkennung gelangt, je deutlicher sich überhaupt 
in den Zuständen und Wirkungen der Sonne elektrische und magnetische Erscheiungen 
erkennen ließen. Man nähert sich dabei auch immer mehr der von Goldstein begrün- 
deten Auffassung, daß in manchen der gewaltigen Schweiferscheinungen nicht sowohl 
Abstoßung von Massenteilen, sondern durch begrenzte elektrische Emanationen hervor- 
Kometen, Sonne 
und Planeten. 
  
  
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