Full text: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. Vierter Band. (4)

  
X. Buch. Astronomie, Astrophysit, —— 131 
  
gerufenes Aufleuchten der im ganzen Weltraume in den verschiedensten Dichtigkeiten 
vorhandenen und wandernden kosmischen Staubmassen zu erkenmen ist. 
Was nun die Sonne selber betrifft, so haben in unserem Vierteljahrhundert das 
Bedeutendste in der spektralen und photometrischen Ergründung, sowie in der photo- 
graphischen Aufnahme der Sonnenzustände nicht die deutschen Astronomen, sondern 
wohl Hale im Verkes-Observatory in Nord-Amerika und Deslandres in Paris (Menudon) 
beigetragen. 
Es ist unzweifelhaft festgestellt worden, daß in den verschiedenen Schichten der Son- 
nenoberfläche Wirbelbewegungen elektrisch wirksamer Gasmassen und hierdurch magne- 
tische Felder entstehen, und es ist von den norwegischen Forschern Störmer und Birke- 
land theoretisch und experimentell nachgewiesen worden, daß die irdischen Polarlicht- 
erscheimumgen sich immer vollständiger erklären lassen durch ein Zusammenwirken des 
Erdmagnetismus mit Kathodenstrahlungswirkungen, die von der Sonne ausgehen. — 
Was sodann die Planeten betrifft, so sind für Merkur, Benus, Mars aus letzter 
Zeit keine Forschungsergebnisse von erheblicher Rovität zu verzeichnen. 
Um die Erforschung der Zustände des Planeten Zupiter hat sich besonders auch 
Fauth in Landstuhl verdient gemacht. Die neuesten Entbeckungen in der Zupiter- 
welt betreffen aber die Trabanten. Zu den fünf, uns am Anfang unseres Bierteljahr- 
hunderts bekannten Trabanten sind zwei hinzugekommen, die auf dem Lick-Observatorn 
entdeckt wurden, und noch einer, der achte Trabant, der in Greenwich entdeckt wurde und 
so lichtschwach ist, daß er dem Auge selbst mit den stärksten Fernrohr unsichtbar und nur 
mit Dauerphotographie wahrzunehmen und in seiner Bewegung zu verfolgen ist. Dieser 
Trabant bewegt sich auch nicht in der Richtung, wie die übrigen Zupitertrabanten, und 
seine Bahnebene, ebenso wie diejenige des 6. und 7. Trabanten, ist stark geneigt gegen 
die Ebene des Zupiteräquators, mit welcher die Bahnebenen der fünf inneren Trabanten 
nahe zusammenfallen. Ee ist danach wahrscheinlich, daß die drei jetzt erst entdeckten Tra- 
banten, die übrigens vom Zupiter auch viel weiter als die fünf bis dahin bekannten ab- 
stehen, nicht dieselbe Entstehungsgeschichte haben, wie diese letzteren, sondern sozusagen 
vom Zupiter „eingefangene“ kleine Planeten sind. Die vorstehende Mitteilung möge 
eine Ergänzung bilden zu dem früher über die Beteiligung der deutschen Astronomen 
an der Erforschung der kleinen Planeten Gesagten. 
An der Erforschung von Saturn, Uranus und Neptun ist die deutsche Astronomie 
in unserem Vierteljahrhundert hauptsächlich durch von Seeliger und Hermann 
Struve beteiligt gewesen. Dem ersteren werden tiefgehende Untersuchungen über die 
Ringsysteme, dem letzteren über die Trabanten des Saturn verdankt. Zu den bisher 
bekannten 8 Trabanten des Saturn sind neuerdings noch zwei binzugekommen, deren 
Entdeckung den photographischen Aufnahmen des Harvard-Observatory durch W. H. 
Pickering verdankt wird. Zu von Seeligers Untersuchungen über die Saturn- 
ringe sind ergänzend und bestätigend die spektrographischen Messungen von Keeler auf 
dem Leick-Observatory hinzugekommen, so daß wir jetzt sicher annehmen können, die 
Ringe seien nichts anderes, als Scharen von kleinsten planetarischen Massen, die sich in 
gewissen Phasen der Entwickelung des Planeten Saturn und seiner sehr schnellen Rota- 
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