142 Phpsik. X. Buch.
Erscheinungen auf elektrische Vorgänge. Sie zielen zum Teil daraufhin, das Elektron
für den Träger aller Energie darzustellen oder Energiezentren elementarer Art zur Er-
klärung aller Naturerscheinungen heranzuziehen. Es ist wohl kaum möglich, ein für
den Nichtphysiker verständliches, klares Bild über die außerordentlich schwierige Materie
zu geben, an deren Entwickelung die Physiker aller Länder ihren gebührenden Anteil
haben. Wir mühssen uns daher hier darauf beschränken, noch einige wichtige Forschungs-
ergebnisse zu erwähnen, die bei der Aufstellung der modernen phypsikalischen Theorien
von wesentlichem Einflusse gewesen sind.
Rubens. — Neststrahlen. Da sind zuerst die Versuche zu nennen, die darauf
binzielen, das Gebiet der elektrischen Wellen von
mehreren Kilometern Länge bis zu 1/10000 eines Millimeters lückenlos auszufüllen.
Es ist dem Berliner Physiker Rubens gelungen, das Gebiet der Lichtwellen im
ultraroten Teil des Spektrums bis zu Wellenlänge von 0,07 mm Länge zu erweitern,
während man auf dem Gebiete der elektrischen Wellen bis zur Länge von 6 mm ge-
kommen ist. Ob die relativ kleine Lücke, die zwischen den eigentlichen elektrischen
Wellen und den Licht- und Wärmewellen noch besteht, wird ausgefüllt werden können,
ist eine Frage der Zukunft. Wichtig ist, daß an den von Rubens untersuchten längsten
Lichtwellen Eigenschaften aufgefunden worden sind, die wir an den kürzesten elektri-
schen Wellen schon länger kennen. Hierzu gehören in erster Linie die Resonanzerschei-
nungen von der Art, wie sie bei elektrischen Wellen bekannt sind. Rubens sonderte die
langen Lichtwellen aus einem Strahlenbündel dadurch aus, daß er dieses wiederholt
an ebenen Flächen eines Stückes Steinsalzes, Flußspat oder Spylvin reflektieren ließ.
Die Rubensschen Untersuchungen der „Reststrahlen" stehen wieder in Beziehung
einerseits zu der Frage nach der Strahlungsenergie einer Lichtquelle, andererseits
zu der sogenannten anomalen DOispersion und metallischen Reflezxion bzw.
selektiven (auswählenden) Absorption der Lichtwellen.
Die Untersuchungen über die Energieverteilung der
Strahlung eines Licht- und Wärmewellen aussen-
denden Körpers sind für die Strahlung eines ab-
solut schwarzen Körpers sehr gründlich ausgeführt worden. Hiermit bezeichnet man
einen Körper, der alle auf ihn fallenden Strahlen absorbiert. Nach einem schon von
Kirchhoff um 1860 ausgesprochenen Strahlungsgesetze absorbiert jeder Körper diejenigen
Strahlen, die er bei einer gegebenen Temperatur aussendet. Für einen absolut schwarzen
Körper sind die Strahlungsgesetze möglichst einfach und auch theoretisch berechenbar.
Boltzmann hat 1884 die Gesetze über die Strahlung eines absolut schwarzen Körpers
theoretisch abgeleitet, nachdem Stefan 1878 aus früheren Versuchen dasselbe Gesetz in-
duktiv hergeleitet hat, das unter dem Namen des Stefan-Boltzmannschen Integral-
gesetzes für die Strahlung des schwarzen Körpers bekannt ist. Es lautet: „Die Ge-
samtstrahlung eines schwarzen Körpers ist mit der vierten Potenz seiner absoluten Tem-
peratur proportional.“ Dieses Gesetz ist dann von Lummer und Pringsheim 1897
Strahlung eines absolut
schwarzen Körpers.
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