X. Buch. Physit. 145
wird die Umkehrung des in den Keplerschen Fernrohren entstehenden umgekehrten
Bildes durch ein Prismensystem bewirkt. Zwar war schon wesentlich früher das Prinzip
der Anwendung der Priemen zu diesem Zwecke von dem französischen Zngenieur Porro
1853 angegeben worden, jedoch war diese Erfindung vollständig vergessen, weil sie da-
mals infolge ungenügender instrumenteller Technik nicht praktisch ausgenutzt werden
konnte.
Neues Glas für optische Instrumente. Mit den Zeißwerken Hand in Hand
arbeiten die Zenenser Glaswerke von
Schott und Genossen. Bis in die 80er Jahre des vorigen Zahrhunderts war man auf
die Benutzung weniger Glassorten, die durch die Worte Flintglas und Kronglas gekenn-
zeichnet sind, angewiesen. Dann wurden in den JZenenser Glaswerken, zum Teil mit Unter-
stützung der Regierung, spstematische Untersuchungen ausgeführt, die die Herstellung neuer
Glassorten zur Aufgabe hatten. Während bei den früheren Glassorten das Brechungs-
vermögen und Dispersionsvermögen bei allen Krongläsern und ebenso bei allen Flint-
gläsern einander nahezu proportional sind, gelang es den Zenenser Glaswerken, Glas-
sorten mit beliebig geforderten optischen Eigenschaften herzustellen, also z. B. sowohl
solche mit hohem Brechungsvermögen und kleinem Dispersionsvermögen wie auch solche
mit umgekehrten Eigenschaften. Durch diese Erfindungen war nun für die Konstruktion
neuer optischer Instrumente die Bahn geebnet. Die Vollkommenheit dieser Instrumente
hat jetzt eine ganz außerordentliche Höhe erreicht. Um sich zu vergegenwärtigen, daß
auch weitere Kreise aus der Vervollkommnung der GElastechnik großen Autzen ziehen,
möge man nur an die Ausbreitung der Photographie denken. Die schönen Bilder, die
mit relativ billigen photographischen Apparaten hergestellt werden können, sind zum
größten Teil erfst durch die Fortschritte in der Glastechnik ermöglicht worden. Daß bei
den Arbeiten der Zenenser Werke auch für andere als optische Zwecke brauchbare Gläser
abfielen, ist bekannt. Man denke nur an die Lampenzylinder und an die Thermometer
aus Zenenser Glas. Die Lichtdurchlässigkeit der Glassorten für die verschiedenen Teile
des Spektrums ist sehr verschieden; es ist jetzt gelungen, Gläser herzustellen, die noch
weite Gebiete des ultra-violetten Spektrums durchlassen. Eine solche Glassorte ist unter
dem Namen Uviolglas bekannt geworden.
Quarzglas. Im Anschluß bieran möge auch des Qnarzglases Erwähnung geschehen,
— das durch das Zusammenschmelzen des reinen Quarzes, des Bergkriftalls
gewonnen wird. Hauptsächlich wird es von der in Hanau belegenen Fabrik von Heräus &
Co. hergestellt. Es zeichnet sich dadurch aus, daß es sich bei Erwärmung nur außerordentlich
wenig ausdehnt. Das hat zur Folge, daß es bei plötzlicher Erwärmung und Abkühlung nicht
zerspringt. So kann man ein bis zu heller Rotglut erhitztes Gefäß aus Quarzglas direkt
in kaltes Wasser tauchen, ohne daß es zerspringt. Infolge dieser Eigenschaft ist es für
manche phpsikalische und chemische Untersuchungen von unbezahlbarem Wert; es kann
vielfach die teuren Platininstrumente ersetzen. Auch bei Herstellung der Quecksilber-
dampflampe, in der Quecksilberdampf durch den elektrischen Strom zum Elühen