Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

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Klugheit führen lassen, sondern Lehre annehmen. Rach den Worten 
unseres Sprichwortes ist es aber der Schade, der uns zur Klugheit führt 
Diese Erfahrung beobachtet man nur zu oft bei der Jugend. 
Lehrer und Eltern ermahnen anhaltend den Knaben. Doch dieser. 
sich wenig an solche Ermahnungen kehrend, fährt fort, seinen Un- 
gehorsam zu zeigen. Da sieht nach der Erzieher genötigt, zu Straf- 
mitteln zu greifen. Erst jetzt gelangt der Zögling zur Srnich, Nicht 
allein die Jugend ist es, welche erst durch Schaden zur Erkenntnis 
des Richtigen gebracht werden muß, sondern auch die Erwachsenen 
Der Grund, warum sie oft vielfach nicht erkennen wollen, ist hier 
wohl weniger die Unüberlegtheit der einfältigen Kinder, sondern 
meistens sittliche Schwäche. Durch Leidenschaften aller Art werden 
sie förmlich hingerissen, erlangen Schaden an Leib und Seele, wenden 
sich meistens erst nach recht traurigen Erfahrungen, die ihnen nicht 
erspart bleiben, dem Guten zu; ja, sind aber auch dazu oftmals 
nicht mehr imstande und gehen elend unter in böser Gesellschaft, im 
Pfuhle des Lasters oder in anderer Weise. · 
Die trefflichsten Belege für die Wahrheit obigen Wortes bietet 
das gesellschaftliche Leben alltäglich; auch die Geschichte der Völker 
ist reich an Beispielen. Die deutschen Kaiser vor Rudolf von Habsburg 
unternahmen mit stattlichen Heeren große Kriegszüge nach Italien, 
um dieses Land dem Deutschen Reiche einzuverleiben. Ihre Erfolge 
waren nie bedeutend, meist kehrten sit mit Verlusten zurück. Rudolf 
von Habsburg folgte dem Beispiel seiner Vorgänger nicht, sondern 
durch den Schaber jener Kaiser klug geworden, sprach er: „Ich sehe 
wohl die Fußtapfen derer, die glücklich hineinkommen, nicht aber 
derer, die wohlbehalten wieder herausge ommen sind“", und nahm 
Abstand von den Römerzügen. . 
In heutigen Geschäftsleben bewahrheitet sich unser Wort leider 
nur allzuoft. Der Kampf ums Dasein, den vielfach Konkurrenz- 
firmen zum eignen Schaden miteinander führen, verleitet oft diesen 
oder jenen Geschäftsmann, rechnend auf allerlei Glücksumstände, die 
Preise der Ware oder Arbeit bedeutend herunterzusetzen. Kaum hat 
er jedoch die Hälfte seiner Verpflichtungen erfüllt, so sieht er seinen 
Fesler ein und arbeitet nun zum eignen Nachteile seines guten 
Geschäftsrufes oder erträgt finanzielle Verluste. Eine spätere 
Beteiligung wird ihn wohl besser rechnen lassen. 
Die große Freigebigkeit und Freundlichkeit in Geldangelegenheiten 
haben ebenfalls manchen gutmütigen, auch wohl etwas unvorsichtigen 
Menschen die Wahrheit unseres Sprichwortes gelehrt, selbst eine 
übereilte Unterschrift ist schon manchen redlichen Mannes Unglück 
geworden. 
Es gibt darum vor jeder Handlung reiflich zu überlegen: denn 
Vorsicht ist die Mutter der Weisbeit! 
155. Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. 
Gedankengang: 
I. Einleitung: Mancherlei Gefahren. 
II. Ausführung: 
1. Erklärung des Begriffes Gefahr.
	        
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