Full text: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

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geschlossen: England ist der Gefolgschaft Frankreichs und damit auch der 
Rußlands sicher, aber freilich auch England selbst bindet seinen Willen. 
Wollen Frankreich oder Rußland, wo die in beiden Ländern vorhandenen 
chauvinistischen Kreise in der militärischen Konnivenz Englands ihre 
stärkste Stütze finden, wollen Frankreich oder Rußland losgehen, England 
ist moralisch in den Händen seiner Freunde, und das alles zu welchem 
Zweck: Deutschland muß niedergehalten werden. Wir haben es an 
Warnungen bei der englischen Regierung nicht fehlen lassen, noch zu 
Anfang Juli dieses Jahres habe ich der englischen Regierung andeuten 
lassen, daß mir ihre geheimen Verhandlungen mit Rußland über eine 
Marinekonvention bekannt seien. Ich habe auf die ernsten Gefahren 
aufmerksam gemacht, die diese englische Politik für den Weltfrieden berge. 
Lebhafte Rufe: Hört, hört!) 14 Tage später schon trat das ein, was ich 
vorausgesagt hatte. 
Wir haben, meine Herren, aus dieser gesamten Lage der Dinge die 
Konsequenzen gezogen. Schneller hintereinander habe ich Ihnen die 
größten Rüstungsvorlagen gebracht, die die deutsche Geschichte kennt, und 
Sie haben in voller Erkenntnis der Gefahr einmütig und opferbereit 
bewilligt, was für unsere Selbstverteidigung notwendig war. 
Und als nun der Krieg ausgebrochen ist, läßt England jeden Schein 
fallen. Laut und offen verkündet es: England will kämpfen, bis Deutsch- 
land wirtschaftlich und militärisch niedergezwungen ist. Panflawistischer 
Deutschenhaß stimmt jubelnd jauchzend zu. Frankreich hofft, mit der 
nüne Kraft einer alten soldatischen Nation, die Scharte von 1870 aus- 
zuwetzen. 
Meine Herren, darauf haben wir nur die eine Antwort an unsere 
Feinde: Deutschland läßt sich nicht vernichten! (Stürmischer Beifall.) 
Und, meine Herren, wie unsere militärische, so hat sich auch unsere 
finanzielle Kraft glänzend bewährt, sich rückhaltlos in den Dienst des 
Vaterlandes bestellt Das wirtschaftliche Leben wird aufrechterhalten, 
die Zahl der Arbeitslosen ist verhältnismäßig gering. Deutschlands 
Organisationskraft und Organisationskunst sucht in immer neuen For- 
men Uebeln vorzubeugen, Schäden auszugleichen. Kein Mann, keine 
Frau entzieht sich der freiwilligen Mitarbeit. (Lebhafte Zustimmung.) 
Keine Werbetrommel braucht gerührt zu werden. Und alles zu dem 
einzigen großen Zwecke für das Land der Bäter, für die Hoffnung der 
Kinder und Enkel alles hinzugeben an Gut und Blut! Wenn dieser 
Geist, diese fittliche Größe des Volkes, wie sie die Weltgeschichte bisher 
nicht gekannt hat, wenn der millionenhaft bewährte Heldenmut unseres 
Volkes in Waffen gegenüber einer Welt von Feinden von unseren Geg- 
nern als Militarismus geschmäht wird, wenn sie uns Hunnen und Bar- 
baren schelten, wenn sie eine Flut von Lügen über uns auf dem Erden- 
rund verbreiten, meine Herren, wir können stolz genug sein, uns darum 
nicht zu grämen. (Stürmisches Bravol) Dieser wunderbare Geist, der 
die Herzen des deutschen Volkes durchglüht in niegesehener Einigkeit, 
er muß und wird siegreich bleiben. 
Und, meine Herren, wenn ein ruhmvoller, wenn ein glücklicher 
Frieden erkämpft sein wird, dann wollen wir diesen Geist hochhalten als 
das heiligste Vermächtnis dieser furchtbar ernsten und großen Zeit. (Leb- 
51°
	        
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