Der Text bes deutschen Weißbuches. 53
mittelungsaktion sich nicht auf denlediglicheine
österreichisch= ungarische Angelegenheit dar-
stellenden österreichisch-serbischen Konflikt, son-
dernnurauf das Verhältnis zwischen PÖsterreich-
Ungarn und Rußland beziehen könnte, haben
wir unsere Bemühungen fortgesetzt, eine Ver-
ständigung zwischen diesen beiden Mächten her-
beizuführen. Wir haben uns aber auch bereit-
gefunden, nach Ablehnung der Konferenzidee
einen weiteren Vorschlag Sir Edward Greysnach
Wien zu übermitteln, in dem er anregt, Öster-
reich-Ungarn möchte sich entschließen, entweder
die serbische Antwort als genügend zubetrachten
oder aber als Grundlagefür weitere Besprechun-
gen. Die österreichisch-ungarische Regierung
hat unter voller Würdigung unserer vermitteln-
den Tätigkeit zu diesem Vorschlag bemerkt, daß
er nach Eröffnung der Feindseligkeiten zu spät
kommec.
Trotzdem haben wir unsere Vermittelungs-
versuche bis zum Außersten fortgesetzt und haben
in Wien geraten, jedes mit der Würde der Mon-
archie vereinbare Entgegenkommen zu zeigen.
Leider sind alle diese Vermittelungsaktionen von den
militärischen Vorbereitungen Rußlands und Frankreichs
überholt worden.
Am 29. Juli hat die russische Regierung in Verlin amt-
lich mitgeteilt, daß sie vier Armeebezirke mobilisiert habe.
Gleichzeitig trafen weitere Meldungen über schnell fort-
schreitende militärische Vorbereitungen Frankreichs zu
Wasser und zu Lande ein.
An demselben Tage hatte der Kaiserliche Botschafter in
Petersburg eine Unterredung mit dem russischen Minister
des Auswärtigen, über die er telegraphisch das Folgende
berichtete: