Full text: Der Ausbruch des Weltkrieges 1914/15.

Der Text des deutschen Weißbuches. 55 
und mir eröffnet, daß er von Seiner Majestät soeben 
komme. Er sei vom Kriegsminister beauftragt worden, 
mir nochmals zu bestätigen, es sei alles so geblieben, wie 
es mir vor zwei Tagen der Minister mitgeteilt habe. Er 
bot mir schriftliche Bestätigung an und gab mir sein 
Ehrenwort in feierlichster Form, daß nirgends eine Mo- 
bilmachung, d. h. Einziehung eines einzigen Mannes 
oder Pferdes bis zur Stunde, 3 Uhr nachmittags, er- 
folgt sei. Er könne sich dafür für die Zukunft nicht ver- 
bürgen, aber wohl nachdrücklichst bestätigen, daß in den 
Fronten, die auf unsere Grenzen gerichtet seien, vo#n 
Seiner Majestät keine Mobilisierung gewünscht würde. 
Es sind aber hier über erfolgte Einziehung von Reser- 
visten in verschiedenen Teilen des Reichs, auch in War- 
schau und in Wilna, vielfache Nachrichten eingegangen. 
Ich habe deshalb dem General vorgehalten, daß ich durch 
die mir von ihm gemachten Eröffnungen vor ein Rätsel 
gestellt sei. Auf Offiziersparole erwiderte er mir jedoch, 
daß solche Nachrichten unrichtig seien, es möge hie und 
da allenfalls ein falscher Alarm vorliegen. 
„Ich muß das Gespräch in Anbetracht der positiven, 
zahlreichen über erfolgte Einziehungen vorliegenden 
Nachrichten als einen Versuch betrachten, uns über den 
Umfang der bisherigen Maßnahmen irrezuführen.“ 
Da die russische Regierung auf die verschiedenen An- 
fragen über die Gründe ihrer drohenden Haltung des 
öfteren darauf hinwies, daß Österreich-Ungarn noch keine 
Konversation in Petersburg begonnen habe, erhielt der öster- 
reichisch-ungarische Botschafter in Petersburg am 29. Juli 
auf unsere Anregung die Weisung, mit Herrn Sasonow 
die Konversation zu beginnen. Graf Szapary ist ermäch- 
tigt worden, die durch den Beginn des Kriegszustandes 
allerdings überholte Note an Serbien dem russischen Mi- 
nister gegenüber zu erläutern und jede Anregung entgegen- 
zunehmen, die von russischer Seite aus noch weiter erfol-
	        
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