261
(ũber 2 Mill. gedruckte Werke). Paris birgt auch
eine Reihe ansehnlicher Kunstsammlungen (Louvre,
Luxembourg u. a.); Theater und Presse haben
hier ebenfalls ihren Mittelpunkt. Anfang 1907
erschienen in Frankreich 8548 Zeitungen und
Zeitschriften, davon 3218 in Paris, 5067 in der
Provinz, 263 in den Kolonien.
V. Volkswirtschaft. In Frankreich hat die
Landwirtschaft auch bei der neuzeitlichen Ent-
wicklung der Industrie eine größere Bedeutung be-
halten als in Deutschland und Großbritannien.
Charakteristisch ist das Überwiegen des kleinen
Grundbesitzes, der infolge der gleichmäßigen Erb-
teilung noch zunimmt und vielfach aufs äußerste
zerstückelt ist, was aber im allgemeinen die inten-
sive Bebauung befördert. 1892 gab es 5,7 Mill.
land= und forstwirtschaftliche Betriebe mit einer
Gesamtfläche von 49,56 Mill. ha, einer land-
wirtschaftlich benutzten Fläche von 34,7 Mill. ha
und 125,2 Mill. Parzellen. Nach der Größe zer-
fielen die Betriebe folgendermaßen:
r 3 2 3
-- Gesamt- Z2523— Prozent
Größe Zahl der stäche * der Be- 7
in ha etriebe 2 triebe 5
ha ha
0— 11235 4050|32y2 0,50 38.2 2,2
1—10 2617 11311244 750 4,31 46.5 22,9
10—40 711 118 14 813 417 20,41 12,8 29,9
über 40 138 67122 493 393 16,71 2,5 45,0
5 702 307 49 378 81313,83 61.8 97,8
Von der landwirtschaftlich bebauten Fläche steht
etwa die Hälfte (52,7 %) in freiem Eigentum der
Landwirte, 36,5 % gehören zu fermages und lo-
cations verbales (d. h. Geldpachtgüter), 10,8
zu métayages und colonats (zu Pachtungen auf
Anteil). Die Zahl der Besitzer hat sich nach den
Erhebungen von 1882 und 1892 vermehrt, die
der Pächter, Halbpächter und des Gesindes ver-
mindert. Von der Bodenfläche des Landes sind
56,3 %%/ Acker-, 3,1 % Weinland, 10,5 % Wiesen
und Weiden, 15,8 % Wald, 14,3% Od= und
Unland. Anbaufläche und Ertrag der wichtigeren
Bodenprodukte 1905:
WeiJzgeen 6509 711 ha 118 212 850 bl
Gerst 706 664 14 392 390 „
Hafer 3 812 191 „ 94 999 902
Noggen 1269 450 20 480 0680,
Buchweizen 22949 „ 8 029242 „
Maauauas 502 371 „ 8 468 181 „
Mengekon 150 301 „ 2518 896 „
Kartoffeln 1487 313 6 101 935 t
JZuckerrübden 271936 „ 3831 040 „
Andere RKüben 596 067 „ 9457 995 „
Taback 16 239 „ 9
le 1 081 881 „ 2 058 712 „
Wiesen und Weiden 5 963 697 „ 9897966 „
Weizen ist die herrschende Brotfrucht, die nur
in wenigen mittleren Departements durch Roggen
ersetzt wird. Gerste wird hauptsächlich in den
Departements Manche, Mayenne, Eure-et-Loire,
Sarthe, Somme und Pas-de-Calais, Hafer am
stärksten in den nördlichen und mittleren, Mais
Frankreich.
262
in den südlichen Landesteilen, Buchweizen in der
Bretagne und der nordwestlichen Normandie,
Zuckerrüben namentlich im Norden, Kartoffeln
überall gebaut. Die Oliven= (1905: 42590
Tonnen) und Maulbeerbaumkultur (106 867 t
Blätter, 8 809 398 kg Seidenkokons) sind auf
die Niederungen der Provence des Languedoc
und Rhönetals beschränkt. An Mostbirnen und
Apfeln wurden 1905: 233 514 t, an Kastanien
144 833 t geerntet.
Im Weinbau behauptet Frankreich, nachdem
die Verwüstungen der Reblaus überwunden sind
(ausgedehnte Anpflanzungen von amerikanischen
Setzlingen), unter allen europäischen Staaten wie-
der den ersten Platz 1907:1649 157 ha; 66,07
Mill. hI); Hauptgebiete sind das Hügelland an
der Garonne, das Languedoc, Burgund und die
Champagne. Nur 8 nordwestliche und 2 mittlere
Departements haben keinen Wein und ersetzen ihn
durch cidre (Obstwein; 1904: 40,9; 1906:
22,3; 1907 nur 3,36 Mill. hl). Große Mengen
von Wein werden ferner aus Spanien, Italien
und andern südlichen Ländern eingeführt, im Lande
verarbeitet (Spirituosen) oder zum Verschneiden
benutzt.
Der Förderung der Landwirtschaft dienen, außer
der schutzzöllnerischen Politik der Regierung (be-
sonders unter dem Kabinett Méline) eine Reihe
von staatlichen, gemeindlichen und genossenschaft-
lichen Instituten und Maßnahmen: Landeskam-
mern (in jedem Arrondissement), Lehranstalten,
Ausstellungen mit Preisbewerbungen und Volks-
festen, landwirtschaftliche Vereine, Versuchs= und
Musterstationen, Ackerbausyndikate usw. Bei der
Waldarmut des Landes muß der Holzbedarf zum
großen Teil (1907 für 189,7 Mill.) aus dem
Auslande gedeckt werden; die eigene Nutzholz-
erzeugung beträgt jährlich an 6 Mill. Festmeter.
Die Entwaldung Frankreichs, besonders seit der
Revolutionszeit, hat die Vermuhrung weiter
Strecken in den Alpen, Pyrenäen und der Pro-
vence, furchtbare Uberschwemmungen und eine dem
Verkehr sehr nachteilige unregelmäßige Wasser-
führung der Flüsse verursacht. Für die Auffor-
stung ist in neuerer Zeit viel getan worden (Lan-
des usw.). Waldreich sind besonders die Landes,
die Vogesen, Lothringen, der Jura und Savoyen.
Der staatliche Waldbesitz betrug 1904: 1,15
Mill. ha.
ill.
Die Viehzucht, deren Hauptsitz die Nord-
hälfte Frankreichs ist, deckt infolge der großen
Ausdehnung des Ackerlandes nicht den Bedarf an
Fleisch und Wolle, liefert aber Häute, Eier, Butter
und Käse für die Ausfuhr. Der Viehstand beim
landwirtschaftlichen Betrieb war Anfang 1906
folgender:
ferde 3169224| Schafe . 17 7os 209
Maultiere u. Esel 564 046 Zieggen. 1476957
Rindvieh 315 552 Schweine 7558 779
Die Pferdezucht blüht besonders im Nordosten
(Normänner) und in der Landschaft Perche, die
97