Full text: Staatslexikon. Zweiter Band: Eltern bis Kant. (2)

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Rindviehzucht in den Gebirgsgegenden, der Nor- 
mandie, Bretagne, Auvergne und Gascogne, die 
Schafzucht auf dem Zentralplateau, an der untern 
Rhöne, die Ziegenzucht auf Korsika und in den Alpen, 
die Schweine= und besonders die Geflügelzucht im 
ganzen Land, die Bienenzucht in der Bretagne und 
im Limousin. — Bedeutend ist die Seefischerei, 
die außer an den heimischen Küsten auch in neu- 
fundländischen und isländischen Gewässern be- 
trieben wird und als Pflanzschule der Marine von 
Wichtigkeit ist, ferner die Fisch= und Austernzucht 
(Arcachon, Marennes). Die große Fischerei (auf 
Kabeljau, Heringe) beschäftigte 1906: 1032 Fahr- 
zeuge mit 19010 Mann Besatzung. 
An Mineralreichtum steht Frankreich hinter 
England und Deutschland weit zurück. Die Zahl 
der erteilten Ermächtigungen betrug 1906: 1486 
mit 1202 846 ha;, die Förderung 1906 ins- 
gesamt 548,25 Mill. —.: Kohlen 34,2 Mill. t 
für 468,56 Mill. '§. (im Departement Nord, in 
den Becken von Creuzot, St-Etienne, Decaze- 
ville usw.), Blei= und Silbererze 11 795 t, Zinn- 
erze 53 466 t. Eisenerze 7 821 230 t für 33,98 
Mill.#es. (hauptsächlich im Departement Meurthe- 
et-Moselle), Eisenerze im Tagbau 660 193 t, 
Antimonerze 18 567t, Steinsalz 715 953 t, See- 
salz und algerisches Steinsalz 715 753 t. Die 
Hüttenindustrie erzeugte 1906: 3314000t Roh- 
eisen (264,78 Mill. f-S.), 748 000 t Schweiß- 
eisen und Schweißstahl (142,86 Mill. /7—.), 
1 684 000 t Gußstahl (352,27 Mill. 5—8.), 
50 058 kg Silber (6007000 /I##.), 25614 t 
Blei (11,99 Mill. Os.), 46 536 t Zink (30,36 
Mill. /.), 5770 t Kupfer (12,35 Mill. 17-8.), 
1750 t Nickel (5,68 Mill. y#/s.), 3396 t Alu- 
minium (9,72 Mill. Ps.), 3433 t Antimon 
(5,45 Mill. frs.). 
Die französische Großindustrie hat ihre Haupt- 
sitze in Paris und den Kohlenbezirken. Sie ist 
weniger auf die Herstellung von großen Massen 
billiger Güter gerichtet als auf die Erzeugung 
einer und relativ kostbarer Waren, wobei sich die 
schöpferische Erfindungsgabe und der feine Ge- 
chmack des französischen Volkes im glänzendsten 
Lichte zeigen. 
Die Metallverarbeitung deckt nicht den Bedarf; 
Hauptsitze der Stahlindustrie sind die Departe- 
ments Nord, Saöne-et-Loire, Pas-de-Calais und 
Meurthe-et-Moselle. Gußwaren liefern Rive-de- 
Gier und St-Etienne (Loire) usw. Staatliche Ge- 
schützgießereien bestehen in Bourges, für die Ma- 
rine in Ruelle (bei Angouleme), Villeneuve und 
St-Gervais (bei Grenoble); private in Le Creusot; 
großartige Schmieden zu La Chassaude (unweit 
Nevers), ein Arsenal zu Indret bei Nantes; Gewehr- 
fabriken zu St-Etienne, Tulle und Chätellerault, 
wo auch Klingen gefertigt werden. Die Fabrika- 
tion von Messerschmiedewaren, vorzüglich zu Paris 
und in den Dep. Haute-Marne, Puy-de-Döme 
und Vienne, ist der englischen ebenbürtig. Mit 
seinen Gold-, Silber- und Bronzewaren, seinen 
  
Frankreich. 
  
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Juwelier-- und Bijouterieartikeln gibt Frankreich 
(namentlich Paris) auf dem Weltmarkt den Ton 
anz ebenso auf dem Gebiete der Luxuswagen und 
Instrumente. Die Uhrenindustrie, nächst der eng- 
lischen und schweizerischen die bedeutendste in 
Europa, hat ihren Hauptsitz in Besangon. Die 
Tonwarenindustrie leistet Ausgezeichnetes; welt- 
bekannt als Kunstinstitut ist die Porzellanmanu-= 
faktur in Sevres. Die berühmtesten Spiegelfabriken 
sind zu St-Gobain und Chauny im Departement 
Aisne. Hochentwickelt sind die Möbelindustrie 
(Paris und Bordeaux), die Lederbereitung und 
everarbeitung; Hauptsitze der Handschuhfabrika- 
tion sind Paris und Grenoble. 
Die Textilindustrie mit einem jährlichen Er- 
zeugungswert von 3 Milliarden arbeitet für den 
Welthandel. Die französische Seidenweberei (1907: 
342 Betriebe mit mehr als 5 Arbeitern) nimmt die 
erste Stelle in Europa ein und ist besonders hei- 
misch im Rhöne-, Loire= und Isere-Departement. 
Die Verarbeitung von Schafwolle liefert unüber- 
troffene Streich= und Kammgarne (namentlich in 
den nördlichen Departements) und die verschieden- 
artigsten Stoffe daraus. Die Flachsindustrie des 
flandrischen Nordens muß einen großen Teil des 
nötigen Nohstoffes einführen (481 Etablissements). 
Die Baumwollenverarbeitung hat ihren Sitz in 
den Dep. Seine-Inférieure (Rouen), Nord (Lille, 
Roubaix, Tourcoing), Vogesen, Aisne und Eure 
(932 Etablissements). Die Zahl der in der 
Textilindustrie beschäftigten Arbeiter beläuft sich 
nach der Zählung von 1901 auf nahezu 900 000, 
in der Leinenfabrikation auf 70000, in der 
Baumwollindustrie auf 167000, in der Woll- 
weberei auf 166 000, in der Seidenweberei auf 
136.000. 
Die Färberei und Stoffdruckerei (an 50 000 
beschäftigte Personen) ist verbreitet in der Nor- 
mandie, den Vogesentälern und in Paris, die 
Seidenfärberei in Lyon, die Baum= und Schaf- 
wollfärberei in Paris, Rouen, Roubaix, Reims usw. 
Erwähnenswert ist noch die Spitzenfabrikation, 
die Weiß= und Buntstickerei, die Erzeugung von 
Putzaartikeln. Die Bekleidungsindustrie beschäf- 
tigt an 4,1 Mill. Personen, die Papier= und 
Kautschukindustrie an 71000 Personen, die Rüben- 
zuckerfabrikation an 60 000. Weltbekannt sind 
die französischen Schaumweine (hauptsächlich im 
Departement Marne; jährlich an 170 000 h.), 
Branntweine und Liköre; 1907 wurden 2514 810 
hl Alkohol hergestellt. Für die Verarbeitung von 
Tabak bestehen 20 Staatsfabriken; die franzö- 
sische Tabaksregie brachte 1906 einen Reingewinn 
von 376,97 Mill. /##. Der Verbrauch ist fort- 
während im Steigen; er betrug 1906: 39390760 
kg. etwa 1 kg auf den Kopf. — Die chemische 
Industrie beschäftigt an 110 000 Personen und 
erzeugt in großartigen Etablissements Säuren, 
Soda, weltberühmte Parfümeriewaren (Paris), 
Harz, Firnis, Lack, Seife (besonders in Marseille) 
und Kerzen. Hochentwickelt ist auch die Herstel- 
 
	        
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