Full text: Staatslexikon. Zweiter Band: Eltern bis Kant. (2)

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arbeit, gegründet von M. Cauer, jetzige Vors. 
Dr Alice Salomon (Jahresberichte). 1894 grün- 
den Cäcilie Dose, Adele Gamper, Marie Stritt 
die ersten Rechtsschutzvereine, die sich 1904 
zum Verband der Rechtsschutzvereine zusammen- 
schließen; Vors. Frau Marg. Bennewiz (Halle); 
Organ: „Mitteilungen". 1894 Verein für 
Fraueninteressen; Vors. Ika Freudenberg 
(München); Organ: „Frauenstreben". 1894 All- 
gemeiner deutscher Verein für Haus- 
beamtinnen; Vorf. Frau Luise Pache (Leipzig). 
1897 Verband katholischer Gehilfinnen, jetzt Ver- 
band katholischer kaufmännischer Ge- 
hilfinnen und Beamtinnen; Vors. Jeanne 
Trimborn (Köln); Organ: „Korrespondenzblatt". 
1900 Bund abstinenter Frauen; Vorfs. 
Ottilie Hoffmann (Bremen); Flugblätter. 1905 
Verband für weibliche Vormundschaft 
in Berlin; Vorf. Dr iur. Frida Duensing. 
Im Jahr 1894 schlossen sich die in den verschieden- 
sten Städten bestehenden Frauenvereine zusammen 
zu dem Bund deutscher Frauenvereine. 
Die. Anregung ging aus von Hanna Bieber-Böhm, 
Auguste Förster, Anna Simson. Sie erstrebten „die 
Herstellung eines innern Zusammenhanges zwischen 
allen Frauenvereinen, die ihre Arbeit in den Dienst 
des Familien= und Volkswohles stellen". Das Be- 
streben, eine Sonderstellung zu wahren, hielt Frau 
Frauenfrage ufw. 
300 
Simson), und „Der Bund deutscher Frauenvereine. 
Eine Darlegung seiner Aufgaben und Ziele und 
seiner bisherigen Entwicklung“ (Marie Stritt und 
Ika Freudenberg). Eingehend orientiert über die 
ausgedehnte Organisation ein „Merkbuch“, das für 
die Propagandakommission des Bundes deutscher 
Frauenvereine auf Grund einer statistischen Er- 
hebung von Marie Wegner jetzt herausgegeben ist. 
Der Bund besteht zurzeit aus 27 größeren Landes-, 
Fach= und Standesorganisationen, 179 direkt und 
über 700 indirekt angeschlossenen Lokalvereinen; 
sein Zweck ist, der Frauenbewegung aller Arbeits- 
gebiete die Möglichkeit zu geben, sich zu einem 
nationalen Ganzen zusammenzuschließen. Der sog. 
„Bund für Mutterschutz“ ist dem Bund deutscher 
Frauenvereine nicht angeschlossen; Organ: „Die neue 
Generation", hrsg. von Dr Helene Stöcker. 
Dem Bunde ferngeblieben war bis 1908 die 
christliche Frauenbewegung, die 1893 von 
E. GEnauck-Kühne ins Leben gerufen wurde, indem 
sie dem Evangelisch-sozialen Kongreß eine Frauen- 
gruppe angliederte, die sich später wieder auflöste. 
1908 aber hat sich der Deutsch-Evangelische 
Frauen bund angeschlossen, gegründet 1899 von 
Lizentiat Weber und Gertrud Knutzen; jetzige Vorf. 
Paula Mueller (Hannover); Organ: „Evangelische 
Frauenzeitung“. Die Organisation ist zentrali- 
stisch; 88 Ortsgruppen, 10 000 Mitglieder. Im 
  
Kettler fern; aber schon 1895 erzwang der Verein gleichen Jahr entstand die Frauengruppe der 
„Reform“ den Anschluß; er änderte seinen Namen Freien Kirchlich-sozialen Konferenz; 
in Frauenbildung-Frauenstudium jetzige Vors. Elisabeth v. Knebel (Berlin); Organ: „Mit- 
Vors. Frau Steinmann (Bonn). Der Sitz des Bun= teilungen der Freien Kirchlich-sozialen Konferenz“. 
des deutscher Frauenvereine ist Dresden; Vors. 1904 der Katholische Frauenbund; Vorf. 
Marie Stritt, Organ:,Zentralblatt“. Gegenwärtig E. Hopmann, Sitz Köln; Organ: „Der Katholische 
sind in dem Bunde etwa 150 000 Frauen organi= Frauenbund“ zentralistische Organisation, 20000 
siert. Er ist ein Glied des Internationalen Mitglieder. Der Umstand, daß die katholischen 
Bundes, der alle fünf Jahre tagt und mehr als Frauen als letzte in die Bewegung eintraten, er- 
acht Millionen Mitglieder umfaßt. Vors. die jetzige klärt sich daraus, daß durch die Inanspruchnahme 
Vizekönigin von Irland, Lady Aberdeen. Der Bund vieler Frauenhände seitens der Klöster und freier 
deutscher Frauenvereine hält alle zwei Jahre eine charitativer Vereinigungen die Stoßkraft der wirt- 
Tagung ab. Ihm sind angeschlossen Einzelvereine schaftlichen, durch konservativere Geistesrichtung des 
und Verbände, z. B. Rheinisch-westfälischer, schlefi= katholischen Volksteils die Stoßkraft der ideellen 
scher, nord-, mitteldeutscher Verband usw. 1899 # Ursachen abgeschwächt wurde. Die drei christlichen 
schloß sich der Bund fortschrittlicher Frauen-Organisationen zählen zusammen etwa 30000 Mit- 
vereine zusammen, der die Cauersche „Frauen= glieder. Alle drei arbeiten mit männlichen Beratern 
bewegung"“ als Organ anerkennt und im Verein in Vorstand und Ausschuß, durch Kommissionen, 
Frauenwohl seinen Stützpunkt hat. Zu ihm ge= allgemeine Mitgliederversammlungen, Presse. 
hören Anita Augspurg, Maria Lischnewska, Else Einen neuen Boden der Vereinigung und des 
Lüders. Die gemäßigte Richtung, die durch Gertrud Zusammenschlusses bietet das Vereinsgesetz vom 
Bäumer, Anna Edinger, Helene v. Forster, Ika 15. Mai 1908. Im Anschluß an dieses Gesetz hat 
Freudenberg, Elsbeth Krukenberg, Helene Lange, sich bereits die erste politische Organisation, die 
Anna Pappritz, Alice Salomon, Marianne We= liberale Frauenpartei für Groß-Berlin, 
ber vertreten wird, hat ihre Stützpunkte in den gebildet. Ob die Frauen der verschiedenen Rich- 
Landesverbänden sowie im Allgemeinen Deutschen tungen sich den politischen Parteien einzeln oder in 
Frauenverein. — 1902 wurde als deutsches Glied Gruppen angliedern werden, oder ob sie eine eigene 
des Weltbundes für Frauenstimmrecht der Deut= Organisation bilden, muß die Zukunft lehren. 
sche Verband für Frauenstimmrecht Eineninteressanten Überblick über die bestehenden 
unter Vorsitz von Dr Anita Augspurg gegründet; Frauenorganisationen wird das Resultat einer Er- 
Organ: „Zeitschrift für Frauenstimmrecht“; Vorort hebung bilden, die das Kaiserliche Statistische Amt 
Hamburg. 1907 wurde der Zentralverein für in Berlin im Frühjahr 1908 veranstaltet hat. Das 
Arbeiterinneninteressen gegründet; Vors. Jahr 1908 hat somit der deutschen Frau die Reform 
Margarete Friedenthal (Berlin); Organ: „Mit= des höheren Mädchenschulwesens mit der Univerfi- 
teilungen“, hrsg. von Frau Dr phil. Altmann= täts-Immatrikulation in Preußen und in Elsaß- 
Gottheiner (Frankfurt a. M.). über die Ent= Lothringen gebracht und im Reich die politische 
wicklung und Organisation des Bundes deutscher Mündigkeitserklärung durch das neue Vereinsgesetz 
Frauenvereine, über seine Ziele und Aufgaben so= sowie die Anerkennung der Frauenorganisationen 
wie über seine Geschäftsordnung geben Aufschluß durch eine erste amtliche statistische Erhebung. 
die beiden Broschüren: „Bund deutscher Frauen- Anchristlichen Arbeiterinnenorgani- 
vereine, was er will, und was er nicht will“ (Anna 1! sationen sind zu verzeichnen: der Verband süd- 
 
	        
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