Full text: Staatslexikon. Zweiter Band: Eltern bis Kant. (2)

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weitem nicht decken. England baut hauptsächlich 
Weizen, Schottland und Wales Hafer und Irland 
Kartoffeln. Bebaut waren 1908 in England und 
Schottland mit Weizen 1,63, mit Gerste 1,67, 
Hafer 3,1, Bohnen 0,29, Erbsen 0,15, Kartoffeln 
0,55 (1907), Rüben 1,56 Mill. acres; in Ir- 
land 1906 mit Weizen 43 880, Gerste 176 500, 
Hafer 1,08, Kartoffeln 0,62, Rüben 0,28 Mill. 
acres; ständiges Weideland dort (1907) 17,28, 
in Irland 10,1 Mill. acres. Erntemengen 1908: 
19.1 Mill. hI Weizen, 19,88 Gerste, 45,1 Hafer, 
3,2 Bohnen, 1,6 Erbsen, 3,9 Mill. t Kartoffel, 
22,74 Mill. t Rüben; in Irland 1906: 0,64 
Mill. hl Weizen, 2,7 Gerste, 18,7 Hafer, 2,66 
Mill. t Kartoffeln, 4,96 Mill. t Rüben. Von den 
Kondelepflanzen spielt der Hopfen besonders in 
entshire eine große Rolle (46 723 acres). Ge- 
müse= und Obstbau haben eine hohe Vollkommen- 
heit erreicht, decken aber den Verbrauch bei weitem 
nicht. — Die Wälder, welche nur noch in Schott- 
land größere zusammenhängende Komplexe bilden 
und (1905) 3,96 % (5,3 in England, 3,9 in 
Wales, 4,5 in Schottland und 1,5 in Irland) 
des Gesamtareals einnehmen, wurden vor der Er- 
schließung der Kohlengruben für industrielle Zwecke 
rücksichtslos verwüstet. Neuerdings erfreuen sie sich 
größerer Fürsorge und werden wenigstens in Eng- 
land durch Neuanpflanzungen vermehrt; Bau- 
und Brennholz müssen jedoch in großen Mengen 
eingeführt werden. 
Die fetten, ausgedehnten Wiesengründe, die un- 
aufhörlich künstlich erweitert werden (1871/1901 
um 1,76 Mill. ha), haben die Tierzucht zu einer 
besondern Blüte gebracht, doch kann auch sie den 
Bedarf nicht decken. Der Viehbestand war 1907 
im landwirtschaftlichen Betrieb 2 079 376 Pferde, 
11586 901 Rinder, 29931 455 Schafe. 3953 495 
Schweine. — Von bedeutendem Umfange ist die 
Seefischerei, die 1907 mit 24 174 Booten (2594 
Dampfer) und 107076 Mann Besatzung betrieben 
wurde und einen Ertrag von 11,67 Mill. Pf. St. 
abwarf (3/10 des Wertes an der Ostküste). 
Der Bergbau bildet mit dem Hütten= und 
Salinenbetrieb eine Hauptauelle des briti- 
schen Nationalreichtums; das Vereinigte König- 
reich übertrifft in seiner Eisen= und Steinkohlen- 
produktion alle Länder der Welt und steht an 
Menge nutzbarer, im Boden gewonnener Mine- 
ralien nur den Vereinigten Staaten von Amerika 
nach. Die Bodenschätze sind unbeschränktes Eigen- 
tum der Landbesitzer, die sich von den Bergbau- 
unternehmern schwere Mieten zahlen lassen. — 
Die Ausbeute der Steinkohlenfelder, die ein Areal 
von rund 32 000 qkm bedecken (hauptsächlich in 
den Grafschaften Durham, Lancaster, York, Staf- 
ford, Derby, Nottingham, Monmouth, Glamorgan 
und im südlichen Schottland) betrug 1846: 39, 
1860: 80, 1880: 149, 1896: 195,4, 1907: 
267,83 Mill. t im Werte von 120,53 Mill. Pf. 
St., wovon der vierte Teil (24,6 %) ins Ausland 
(nach Frankreich, Italien, Deutschland, Schweden, 
Großbritannien. 
  
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Niederlande, Rußland, Dänemark, Rumänien, 
Spanien usw.) ging; Hauptausfuhrhäfen für 
Kohle sind Cardiff (17,97) und die Häfen am 
Tyne (11,62 Mill. ). — Im Bergbau auf Eisen- 
erze und deren Verhüttung nehmen die nordöst- 
lichen Teile von England (Clevelanddistrikt, Nor- 
thumberland und Durham), ferner die Grafschaften 
Cumberland und Lancaster, in Wales Glamorgan, 
in Schottland Lanark die erste Stelle ein. Die 
Ausbeute von Eisenerzen betrug 1907: 15,73 
Mill. englische t, die von Eisenpyrit 10 194 t, die 
Erzeugung von Roheisen 10,11 Mill. t bei 369 
tätigen Hochöfen. — Der Bergbau auf Kupfer- 
erze (525 t) in den Grafschaften Cornwall, Devon 
und Chester ist gegen früher bedeutend zurück- 
gegangen; Zinn (1907: 17 080 t) findet sich in 
Cornwall und Devon, Blei (32 533) in Durham- 
shire, Northumberland usw., Zinkerze (20 082) 
auf der Insel Man, in Wales usw., feuerfester 
Ton um Stafford und Newcastle, Steinsalz in 
Cheshire, Durham, südlich vom Tyne und in 
Irland (Carrickfergus). Die Südküste von Eng- 
land besitzt einen großen Reichtum an guten Bau- 
steinen, Irland ergiebige Torfstiche. Der Gesamt- 
wert der geförderten Erze betrug 1907: 20,53 
Mill. Pf. St.; die Zahl der im Bergbau be- 
schäftigten Arbeiter 1907: 972200. 
Die gewerbliche Industrie, der wichtigste 
Hebel des britischen Nationalwohlstandes, beschäf- 
tigt in England und Schottland den vierten Teil, 
in Irland aber nur 13.3 % der Bevölkerung. 
Schon 1601 wurde die Beschränkung der freien 
Betriebstätigkeit teilweise abgestellt und später ganz 
abgeschafft (1624 Aufhebung aller Monopole). 
Es bestanden zwar seither in einigen Orten noch 
Zünfte, welche besondere Vorrechte besaßen, doch 
wurden diese 1835 sämtlich beseitigt. 
Die günstige Weltlage und Küstenentwicklung, 
die große Anzahl schiffbarer Flüsse mit ihrer Fülle 
von Wasserkraft, der Uberfluß an Steinkohlen und 
Eisen haben in Verbindung mit dem Kapital- 
reichtum und der uneingeschränkten Gewerbefrei- 
heit Großbritannien zum „ersten Fabrikstaat“ der 
Welt gemacht. 
Die Eisen= und Stahlindustrie be- 
schäftigt etwa ½11 aller Arbeiter. Die mannig- 
fachsten Eisenwaren überhaupt liefern Birming- 
ham, Wolverhampton und Sheffield, Messer- 
schmied= und Schneidewaren Sheffield, Waffen 
(kür die Ausfuhr) Birmingham und London, 
Nähnadeln und Angelhaken Redditch (Worcester- 
shire), Stecknadeln und Stahlschreibfedern Bir- 
mingham. Die letztgenannte Stadt ist auch der 
Hauptsitz der berühmten Messing= und Bronze- 
industrie, mit Sheffield der wichtigste Platz für 
die Fabrikation von plattierten (Britanniametall-) 
und mit Bristol für die von Kupferwaren. Gold- 
und Silberarbeiten werden hauptsächlich in Lon- 
don, echte Juwelierarbeiten ebenda und unechte in 
Birmingham gefertigt. Hauptsitze des Maschinen- 
baues sind Manchester, Leeds, Birmingham, Shef-
	        
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