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field, Newcastle upon Tyne und Glasgow; Bir-
mingham besitzt große Waggonfabriken und bringt
nebst Oldham und London die besten Nähmaschinen
auf den Markt. Die Anfertigung landwirtschaft-
licher Maschinen und Gerätschaften blüht in Lin-
coln, Beverley, Grantham, Ipswich, Leiston,
Bedford und Leeds, die Wagenfabrikation be-
sonders in London, der Lokomotivenbau in Man-
chester, Leeds, Sheffield, Glasgow usw. — Der
Schiffsbau, der bedeutendste der Welt, lieferte
1906 (besonders in Glasgow, den Tynehäfen und
am Wear) 819 Dampfer und 334 Segelschiffe
für heimische Rechnung und 215 Dampfer sowie
132 Segelschiffe für das Ausland. Wissenschaft-
liche Instrumente verfertigen London, Bristol,
Edinburgh und Kew, Musikinstrumente London,
Uhren besonders Coventry.
Die Glasindustrie erzeugt hauptsächlich Spie-
gel-, Kron-, Tafel= und Flintglas (bedeutendste
Fabriken in St Helens, Birmingham, Sunder-
land, London und Newcastle). Steingut-, feuer-
feste und feinere Tonwaren (Wedgwoodgeschirr)
werden seit mehr als 200 Jahren in vorzüglicher
Güte in Staffordshire (Stoke upon Trent und
Burslem im „Pottery distrikt) angefertigt; Por-
zellan liefern Derby, Worcester und London,
Dinassteine Glamorganshire. — Für die Leder-
fabrikation (London, Bristol, Perth, Limerick),
welche vorzügliche Schweins-, Sohl= und farbige
Leder für die Ausfuhr liefert, werden große
Mengen roher Häute eingeführt; Stiefel und
Schuhe bilden einen bedeutenden Ausfuhrartikel
in Northampton, Norwich und Leicester. Die
Industrie in Sattler-, Riemer= und Taschner-
waren blüht in Walsall (Staffordshire), Birming-
ham, London und Glasgow, die Verfertigung
von Galanteriewaren, von Leder= und Wachstuch
in London.
Die Textilindustrie, welche für Großbritan-
nien von der höchsten Bedeutung ist und schon
oft die englische Politik unmittelbar beeinflußt hat,
beschäftigte 1904 an Kindern unter 14 Jahren
31744 (1895: 55 625), davon Mädchen 17176;
unter 18 Jahren 208 003 (238.078), davon
Mädchen 137038 ältere 786 631, davon Frauen
489 329, zusammen 1026 378. — Die Baum-
wollindustrie hat ihren Hauptsitz in Lancashire
(Manchester) sowie in den Grafschaften Chester,
York und Lanark (Glasgow). Lancashire und
Cheshire liefern alle Arten von Garnen, leichten
und schweren Zeugen, Samt usw., Vorkshire meist
gemischte Stoffe, Lanarkshire leichtere Waren. —
Mittelpunkt der gesamten Schafwollindustrie ist der
Bradforddistrikt (Yorkshire). Halifax liefert vor-
zügliche Waren in Kamm-, Leeds in Streichwolle,
Huddersfield nebst Umgebung feine Tuche und
Modestoffe, Trowbridge in Wiltshire Modestoffe
und leichte Tücher, Stroud in Gloucestershire
Scharlach= und andere hellfarbige Tuche. Flanelle
werden in Wales und Halifax, Tweeds, Tartane
und Plaids in Schottland (Glasgow und Paisly),
Großbritannien.
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Teppiche besonders in Kidderminster (Worcester-
shire) und Kilmarnock (Ayrshire) verfertigt. Die
Leinenindustrie ist am ansehnlichsten in den irischen
Grasschaften Antrim (Belfast und Umgebung) und
Armagh, in den englischen Grafschaften York
(Hull) und Lancaster, in den schottischen Graf-
schaften Forfar (weltberühmte Jute-Industrie in
Dundee) und Fife, die Wirkwarenindustrie in den
Grafschaften Nottingham und Leicester, die Ma-
schinenspitzenfabrikation in Nottingham und Um-
gebung, die Seidenindustrie in Cheshire, Man-
chester, Vork, London, Norwich, die Weißstickerei
in Irland und Schotkland, die Schirmfabrikation
in Lancashire und London.
Die britische Papierindustrie (Kent, Lancaster,
Vork, Buckingham, Devon, Edinburgh)h arbeitet
für lebhafte Ausfuhr; die Fabrikation von Tapeten
ist seit länger als einem Jahrhundert einheimisch,
und jene von Papiermachéwaren ist in England
(besonders in Birmingham) zu der größten Blüte
gelangt. — Von der Industrie in Nahrungs-
mitteln deckt die bedeutende Mehl= und Zucker-
erzeugung kaum die Hälfte des Bedarfs; aus-
gezeichnet ist in England die Bereitung des ge-
salzenen und geräucherten Fleisches. Bier wird in
vorzüglicher Qualität und größten Massen (an-
sehnliche Ausfuhr) hergestellt (London, Burton,
Edinburgh, Dublin); Spirituosen liefern Eng-
land (Gin) und besonders Schottland (Whisky)
in großen Mengen, Fleischwürze Vorcester, Käse
Chester, Biskuit Reading. Die Tabakfabrikation
(Liverpool, London, Bristol) ist unbedeutend;
umfangreicher dagegen die chemische Industrie
(Soda in Newcastle upon Tyne, Liverpool, Glas-
gow, Bristol usw., Phosphor in Birmingham,
Borax in Stratford, Parfümerien, Seife und
Kerzen in London und Umgebung). — Erwäh-
nenswert sind endlich die Möbelindustrie in Lon-
don, die Knopffabrikation (in London, Birming-
ham und Sheffield), die Hutfabrikation in Lon-
don, Manchester usw., die Kautschukindustrie in
London, Leicester und Nottingham, die Stroh-
flechterei in Bedford und Hertford.
Großbritanniens Handel, durch die günstige
Lage des Inselreiches und seine großartig ent-
wickelten Verkehrsmittel gefördert und durch die
größte Seemacht der Welt geschützt, führt dem
Vereinigten Königreiche ungeheure Mengen von
Rohstoffen aller Länder zu und verbreitet seine
Fabrikate über die ganze Erde. Seine rasche
Entwicklung in neuerer Zeit hat er der allmäh-
lichen Beseitigung des Protektionismus und der
Annahme sowie „richtig begrenzten“ Durch-
führung der Freihandelsprinzipien zu verdanken.
1842 und 1845 wurden die meisten Einfuhrzölle
ermäßigt oder gänzlich aufgehoben, 1846 die
Kornzölle abgeschafft, 1849 die Navigationsakte
beseitigt; seit 1854 können sich fremde Schiffe
sogar am Küstenhandel beteiligen. Die bestehenden
Zölle sind reine Finanzzölle und beschränken sich
mur auf wenige Artikel, namentlich Tee, Tabak,