Full text: Staatslexikon. Zweiter Band: Eltern bis Kant. (2)

79 
wirtschaftlichen Bevölkerung und außerdem noch 
Konsumvereine in Frankreich ziemlich verbreitet. 
— In Italien wurden Kreditvereine nach Schulze- 
schem Muster in den 1860er Jahren bereits durch 
den späteren Minister Luzatti, dann in den 1880er 
Jahren nach Raiffeisenschem Muster von Wollem- 
borg und seit Beginn der 1890er Jahre mit be- 
sonderem Erfolg in ähnlicher Form durch den 
katholischen Priester Cerruti ins Leben gerufen. 
— Auch die Schweiz, Belgien, Holland, Rumä- 
nien, Serbien haben eine größere Anzahl Ge- 
nossenschaften. Bereits im Jahr 1867 sollt= in 
Paris bei Gelegenheit der dortigen Weltausstel- 
lung ein internationaler Kongreß der Genossen- 
schaften verschiedener Länder stattfinden. Kaiser 
Napoleon verbot aber die Abhaltung des Kon- 
gresses. Dann regte Frankreich im Jahr 1886 
einen Verband der englischen, französischen und 
italienischen Genossenschaften an. Erst im Jahre 
1895 fand in London der erste internationale Ge- 
nossenschaftskongreß statt; auf dem zweiten 1896 
in Paris stattfindenden Kongreß wurde das 
Statut für einen Internationalen Genossenschafts- 
verband festgestellt. Am 1. Jan. 1907 wurde der 
„Internationale Bund der landwirtschaft- 
lichen Genossenschaften“ ins Leben gerufen, wel- 
cher die landwirtschaftlichen Genossenschaftsorga- 
nisationen in Osterreich, Italien, der Schweiz und 
Deutschland umfaßt. Von größter Wichtigkeit ist 
die weitere Ausgestaltung des genossenschaftlichen 
Bildungswesens, worüber Näheres zu lesen in dem 
Werk: „Vorbildung für den Beruf der volks- 
wirtschaftlichen Fachbeamten“ 147/181 (Hey- 
manns Verlag, Berlin). 
Literatur. Parisius-Crüger, Kommentare zu 
dem Genossenschaftsgesetz; Maurer-Birkenbiehl, 
Gesetz betr. E. u. W.; die Jahresberichte der 
verschiedenen Genossenschaftsverbände; Schulze- 
Delitzsch, Ges. Schriften (1909); V. A. Hubers 
ausgewählte Schriften (1894); Raiffeisen, Die 
Darlehenskassenvereine als Mittel zur Abhilfe der 
Not der ländlichen Bevölkerung (1866); Crüger, 
Die E. u. W. in den einzelnen Ländern (1892,; 
ders., Der heutige Stand der E. u. W. (1898); G. 
v. Schulze-Gävernitz, Zum soz. Frieden. Eine Dar- 
stellung der sozial-polit. Erziehung des engl. Volkes 
im 19. Jahrh. (1890); Brentano, Die christlich-soz. 
Bewegung in England (1883); Sidney Webb, Die 
britische Genossenschaftsbewegung (hrsg. von Bren- 
tano, 1893); Zeidler, Gesch. des deutsch. Genossen- 
schaftswesens (1893); Knittel, Beiträge zur Gesch, des 
deutsch. Genossenschaftswesens (1895); Müller, Ge- 
schichtl. Entwicklung des landwirtsch. Genossenschafts- 
wesens 1849,/1900 (1901); Holyoake-Häntschke, 
Gesch. der redlichen Pioniere von Rochdale (1888); 
Kudelka, Das landwirtsch. Genossenschaftswesen in 
Frankreich (1899); Ertl u. Licht, Das landwirtsch. 
Genossenschaftswesen in Deutschl. (1899); Müller, 
Die schweizerischen Konsumgenossenschaften (1896); 
Oppenheimer, Siedlungsgenossenschaft (1896); 
Nostitz, Das Aufsteigen des Arbeiterstands in Eng- 
land (1900); Heiligenstadt, Die preuß. Zentral- 
genossenschaftskasse (1897); Denkschrift über die 
zehn ersten Jahre der preuß Zentralgenossenschafts- 
  
Erythräg — Erziehung. 
  
80 
kasse (1906); Schriften des Vereins für Sozial- 
politik: Der Personalkredit des ländl. Kleingrund- 
besitzes in Deutschland (1896), sowie Der Personal= 
kredit des ländl. Kleingrundbesitzes in Ssterreich 
((1898); Oppermann u. Häntschke, Handbuch für 
Konsumvereine (31904); Taschenb. für Baugenossen- 
schaften von Wohlgemuth u. Schneider (1899); 
Crüger, Anleitung zur Gründung von Handwerker- 
genossenschaften, Rohstoff-, Magazin= u. Werkge- 
nossenschaften (1899); Retzbach, Handwerker u. 
Kreditgenossenschaften (1898); Faßbender, F. W. 
Raiffeisen in seinem Leben, Denken u. Wirken im 
Zusammenhang mit der Gesamtentwicklung des neu- 
zeitl. Genossenschaftswesens (1902); Crüger, Ein- 
führung in d. deutsche Genossenschaftswesen (1907); 
ders., Grundriß des deutschen Genossenschaftswesens 
(1908); Irl, Was hat der Handwerker von einer Ge- 
nossenschaft? (1907); Grabein, Wirtsch. u. soz. Be- 
deutung der ländl. Genossenschaften (1908); Petri, 
Landwirtsch. Genossenschaftswesen (1907); Hugen- 
berg, Bank= u. Kreditwirtschaft des deutsch. Mittel- 
standes (1906); Voßberg, Die deutsche Baugenossen- 
schaftsbewegung (1906); Staudinger, Die Konsum- 
genossenschaft (1908); Lindecke, Genossenschafts- 
wesen in Deutschl. (1908); Pape, E. u. W. (1908); 
Kroidl-Stahl, Handwerkergenossenschaften (1904); 
Wygodzinski, Landwirtsch. Genossenschaftswesen in 
Preußen, in Meitzen „Der Boden“ VIII (1908); 
Berthold, Der Spar= u. Bauverein Blumenthal 
(1896); Grabein, Stand u. Erfolge der genossen- 
schaftlichen Getreideverwertung (1904); Maier- 
Bode u. Neumann, Getreideverkaufsgenossenschaften 
(1902); Plehn, Molkereigenossenschaften (1902); 
Bussen, Landwirtschaftl. Maschinengenossenschaften 
(1905). Eine gute Übersicht über genossenschaftl. 
Bibliographie bietet das von der preuß. Zentral- 
genossenschaftskasse herausgegebene Jahr= u. Adreß- 
buch der E. u. W., Jahrg. 1904 ff (Berlin, Hey- 
mann). Ferner „Allgemeine Genossenschaftsbiblio- 
graphie“ (1906). Zeitschriften sind: Blätter für 
Genossenschaftswesen (Berlin); Deutsche landwirt- 
schaftl. Genossenschaftspresse (Darmstadt); Land- 
wirtsch. Genossenschaftsblatt (Neuwied); Verbands- 
kundgabe (München); Westfäl. Genossenschafts- 
zeitung (Münster); Genossenschaftl. Wegweiser 
(Berlin); Die Genossenschaft (Wien); Österreich. 
landwirtsch. Genossenschaftspresse (Wien): Kon- 
sumgenossenschaftl. Rundschau (Hamburg); Ge- 
nossenschaftl. Korrespondenzblatt (Berlin). Man 
vergleiche auch den Art. Darlehenskassenvereine. 
[Faßbender.]) 
Erythräda, italienische Kolonie, s. Italien u. 
Abessinien. 
Erziehung. LZweck. Moderne und christ- 
liche Auffassung der Erziehung. Stellung des 
Erziehers. Verhältnis des Unterrichts zur Er- 
ziehung. Schulzwang. Schule, Kirche und Staat. 
Unterrichtsfreiheit.) 
1. Zweck der Erziehung. Der Mensch 
tritt in die Welt ein, unentwickelt und hilflos in 
leiblicher und geistiger Beziehung; andere Men- 
schen, zunächst seine Erzeuger, müssen ihn in Hut 
und Pflege nehmen, wenn er sein Leben fristen 
und zur leiblichen und geistigen Entfaltung ge- 
langen soll. Die Tätigkeit nun, die andere, be- 
reits voll entwickelte Menschen auf den noch un-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.