Full text: Staatslexikon. Zweiter Band: Eltern bis Kant. (2)

1323 
armee oder der Ersatzreserve zugeteilt ist, vom 
17. bis 40. Lebensjahre der Nationalarmee an. 
Die Bestimmungen über Einjährig-Freiwillige, 
Arzte, Apotheker und Veterinäre sind fast die 
gleichen wie in Deutschland. Rekruten, die bei 
der zweiten Gestellung noch zu schwach sind, treten 
unmittelbar zur Nationalarmee über, diejenigen, 
deren Reklamationen wegen besonderer Familien- 
verhältnisse drei Jahre lang anerkannt werden, 
und Volksschullehrer nach sechswöchiger Ausbil- 
dung. Das Rekrutenkontingent wird alljährlich 
festgesetzt. Die Armee umfaßt 1 Gardedivision, 
17 im Reiche verteilte Div., 1 Div. und 1 In- 
fanteriebrigade in Korea, 1 Div. in der Man- 
dschurei und besondere Truppenteile auf Formosa 
(2 gemischte Brigaden) und Sachalin. Jede Di- 
vision hat 2 Infanteriebrigaden, 1 Kavallerie- 
regiment, 1 Feldartillerieregiment, 1 Genie= und 
1 Trainbataillon; die Infanteriebrigade besteht 
aus 2 Regimentern, jedes mit 3 Bataillonen zu je 
4 Kompagnien. Ein Kavallerieregiment hat 3 Es- 
kadrons, ein Feldartillerieregiment 2 Abteilungen 
zu je 6 Batterien mit je 6 Geschützen; ein Genie- 
bataillon hat 3, ein Trainbataillon 2 Kompag- 
nien. Außerdem bestehen noch 2 selbständige Ka- 
valleriebrigaden (je 2 Regimenter), 2 selbständige 
Artilleriebrigaden (je 3 Regimenter), 1 Eisenbahn-, 
1 Telegraphenbataillon, 6 Regimenter und 3 selb- 
ständige Batterien Festungs= und Küstenartillerie 
und eine Miliz von Tsuschima zur Verteidigung 
der Inseln. Die Gesamtfriedensstärke beträgt etwa 
250 000 Mann (die genauen Zahlen werden ge- 
heim gehalten), die Kriegsstärke an 300000 Mann 
Feldarmee, 200 000 Mann Reserve, 100 000 
Mann Ersatztruppen, ferner den Landsturm. Das 
Oberkommando führt der Kaiser. Die höchste 
militärische Behörde unter ihm ist der 1898 ge- 
schaffene Marschallrat, über dessen Tätigkeit nichts 
näheres bekannt ist. Unter dem Kaiser unmittel- 
bar steht auch der Kriegsrat, der über wichtige 
militärische Fragen Gutachten abgibt und aus den 
Feldmarschällen, den Chefs des Generalstabs, 
Admiralstabs, dem Kriegs= und Marineminister 
und andern vom Kaiser ernannten Offizieren be- 
steht. Für die Divisionen des eigentlichen Japan 
bestehen 4 Armeeinspektionen; in Korea und 
Kwantung üben deren Besugnisse der Ober- 
befehlshaber bzw. Generalgouverneur aus. Für 
diese beiden Gebiete sowie für Formosa und Sa- 
chalin bestehen besondere Kommandostellen. Der 
Generalinspektion des Erziehungs= und Bildungs- 
wesens (seit 1898), die für die gleichmäßige Aus- 
bildung der verschiedenen Waffengattungen ver- 
antwortlich ist, unterstehen auch die Hauptkadetten- 
anstalt und die Kadettenkorps, die Kriegsschule, 
die Toyamaschule mit Lehrbataillon (Schießschule) 
und die Artillerie= und Ingenieurschule. Das 
Militärgerichtswesen ist zurzeit in einer völligen 
Umwandlung begriffen. 
Die Kriegsflotte zählte 1908: 126 Fahrzeuge 
mit einem Gehalt von 505 712 Registertonnen; 
Japan. 
  
1324 
darunter befanden sich 13 Schlachtschiffe 1. Klasse, 
13 Panzerkreuzer 1. Klasse, 10 Kreuzer 2. Klasse, 
8 Kreuzer 3. Klasse, 10 Küstenverteidiger, 6 Ka- 
nonenboote 1. Klasse, 7 Avisos, 2 Transport- 
schiffe und 55 Torpedojäger. Außerdem 16 Tor- 
pedoboote 1. Klasse, 35 Torpedoboote 2. Klasse, 
18 Torpedoboote 3. Klasse und als Hilfsflotte die 
(75) Dampfer der Nippon Busen Kaischa. Die 
Bemannung, deren Zahl im ganzen sich auf 
47723 beläuft, besteht aus 33 662 Matrosen, 
9423 Unteroffizieren und 1016 Kadetten und 
Fähnrichen, 1477 Deckoffizieren, 1179 Offizieren, 
433 höheren Offizieren, 53 Admiralen; in der 
Reserve stehen 9393 Offiziere und Mannschaften, 
das Zivilpersonal beträgt 1016 Mann. Die 
Küstenbefestigung ist auf verhältnismäßig wenige 
Punkte beschränkt. Das heimische Küstengebiet ist 
in 4 Admiralitäten eingeteilt, an deren Spitze je 
1 Admiral als Seepräfekt steht, der unmittelbar 
dem Kaiser untergeordnet ist und dem die Seever- 
teidigungsanlagen, Kriegshäfen, Stützpunkte usw. 
unterstellt sind. Hauptbasis der Flotte bildet der 
zweite Bezirk Kure (Befestigungsgruppe Schimono- 
seki-Modschi, Anlagen von Jura, Befestigungen 
von Tadanoumi). Kriegshäfen sind Jokosuka, Kure, 
Saseho, Maitsuru und Port Arthur; außerdem 
6 befestigte Häfen und Stützpunkte. Stark be- 
festigt ist auch die Einfahrt der Bucht von Tokio 
und die Inlandsee. 
Das Staatswappen des Mikado ist eine ideali- 
sierte Chrysanthemumblüte mit 16 abgerundeten 
Petalen, welche von einem kleinen zentralen Kreise 
ausgehen und an ihren äußeren Enden abgerundet 
und durch 16 kleine Bogen verbunden sind, welche 
einen zweiten Kreis von Blütenstrahlen bilden. 
Die Handelsflagge führt eine rote runde Scheibe 
in weißem Felde; bei der Kriegsflagge laufen von 
der Scheibe 16 rote Streifen strahlenförmig bis 
an den Rand der Fahne. 
Literatur. Allgemeines: Die nichtjapan. 
Literatur ist verzeichnet bei v. Wenkstern, Biblio- 
graphy of the Japanese Empire (2 Bde, Lond. 
1895 u. 1908); v. Siebold, Nippon, Archiv zur 
Beschreibung J.s (1832; kleine Ausgabe in 2 Bdn, 
1897); Rein, JI. nach Reisen u. Studien (2 Bde, 
1881/86, 1 21905); Brinkley, Japan described 
and illustrated by the Japanese (15 Bde, Boston 
1897 ff); Rasche, Land u. Volk der Japaner (1897); 
v. Hesse-Wartegg, China u. J. (21900); Clement, 
A Handbock of Modern Japan (Chicago 1903); 
Brinkley, Japan and China, their History, Arts, 
Sciences, Manners usw. (12 Bde, Lond. 1903 ff); 
Griffith, The Mikado'’s Empire (Neuyork 101903); 
Unser Vaterland J. Ein Quellenbuch, geschrieben 
von Japanern (1904); Munzinger, J. u. die Ja- 
paner (1904); v. Königsmarck, J. u. die Japaner 
(1904); Hearn, Japan (Lond. 1904); Davidson, 
Present-day Japan (ebd. 1904); Dyer, Dai Nip- 
pon, Britain of the East (ebd. 1904); Brownne, 
Japan, Race and People (ebd. 1904); Chamber= 
lain, Things Japanese (Neuyork "1904); Hats- 
horne, Japan and her People (2 Bde, Lond. 1904); 
Knox, Imperial Japan-Country and its People
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.