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Reichstages auf die Gesetzgebung beschränkt und
auch in dieser Beschränkung seit den Reichsge-
setzen vom 2. Mai 1877 und 4. Juli 1879 für
die Regel insofern erheblich abgeschwächt, als der
Kaiser hier ganz wie ein Landesherr unter Gegen-
zeichnung des Statthalters Gesetze geben kann,
bei deren Erlaß die Zustimmung des Bundes-
rates und des an die Stelle des Reichstages treten-
den Landesausschusses erforderlich ist, ohne daß
die Zustimmung dieser beiden Faktoren den Kaiser
zum Erlaß des Gesetzes verpflichteten. Bei den
Schutzgebieten vollends ist der Kaiser an die Mi-
wirkung des Bundesrates und des Reichstages, so-
weit es sich nicht um Geldverwilligungen für die
Schutzgebiete handelt, überhaupt nicht gebunden;
hier übt er also im Wesen eine Alleinherrschaft
aus, allerdings im Rahmen des Reichsgesetzes
vom 17. April 1886. — d) Das deutsche Heer
ist Kontingentsheer. Neben der Kokarde des
Truppenteils durfte die Kokarde des Heimats-
staates getragen werden; seit 1897 wird neben der
Kokarde des Heimatsstaats eine deutsche Kokarde
getragen. Kaiserliche Truppen sind entstanden in
den Schutztruppen der deutschen Schutzgebiete
und in dem ostasiatischen Detachement. Außer-
dem sind bei der ostasiatischen Expedition statt
der Kontingentszeichen deutsche Fahnen und Feld-
zeichen geführt worden (s. den Art. Heerwesen).
— e) Der Deutsche Kaiser erhält im Etat
des Reichshaushalts (Reichsschatzamt Kap. 68,
Tit. 1) seit 1873 einen jährlichen Dispositions-
sonds zu Gnadenverwilligungen aller Art, welcher
anfänglich 900 000 M betrug, im Etatsjahr
1886/87 auf 2,4 Mill. M., 1887/88 auf
2,6 Mill. M erhöht wurde und seit 1888/89
sich auf 3 Mill. A beläuft. Am 7. Dez. 1881
wurde sodann dem Kaiser ein Palast in Straß-
burg bewilligt, dessen Baukosten sich auf 2,66 Mill.
AX beliefen und dessen Verwaltungs= und Unter-
haltungskosten jährlich 24 000 M betragen. End-
lich ist dem Kaiser am 10. Jan. 1890 unter dem
Titel eines „Aviso für größere Kommandover-
bände“ eine Jacht für seine Seereisen zur Ver-
fügung gestellt worden, deren Herstellung 4, 5 Mill.
A nebst 329000 M für artilleristische Armierung
kostete.
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