Full text: Staatslexikon. Zweiter Band: Eltern bis Kant. (2)

1563 
Reichstages auf die Gesetzgebung beschränkt und 
auch in dieser Beschränkung seit den Reichsge- 
setzen vom 2. Mai 1877 und 4. Juli 1879 für 
die Regel insofern erheblich abgeschwächt, als der 
Kaiser hier ganz wie ein Landesherr unter Gegen- 
zeichnung des Statthalters Gesetze geben kann, 
bei deren Erlaß die Zustimmung des Bundes- 
rates und des an die Stelle des Reichstages treten- 
den Landesausschusses erforderlich ist, ohne daß 
die Zustimmung dieser beiden Faktoren den Kaiser 
zum Erlaß des Gesetzes verpflichteten. Bei den 
Schutzgebieten vollends ist der Kaiser an die Mi- 
wirkung des Bundesrates und des Reichstages, so- 
weit es sich nicht um Geldverwilligungen für die 
Schutzgebiete handelt, überhaupt nicht gebunden; 
hier übt er also im Wesen eine Alleinherrschaft 
aus, allerdings im Rahmen des Reichsgesetzes 
vom 17. April 1886. — d) Das deutsche Heer 
ist Kontingentsheer. Neben der Kokarde des 
Truppenteils durfte die Kokarde des Heimats- 
staates getragen werden; seit 1897 wird neben der 
Kokarde des Heimatsstaats eine deutsche Kokarde 
getragen. Kaiserliche Truppen sind entstanden in 
den Schutztruppen der deutschen Schutzgebiete 
und in dem ostasiatischen Detachement. Außer- 
dem sind bei der ostasiatischen Expedition statt 
der Kontingentszeichen deutsche Fahnen und Feld- 
zeichen geführt worden (s. den Art. Heerwesen). 
— e) Der Deutsche Kaiser erhält im Etat 
des Reichshaushalts (Reichsschatzamt Kap. 68, 
Tit. 1) seit 1873 einen jährlichen Dispositions- 
sonds zu Gnadenverwilligungen aller Art, welcher 
anfänglich 900 000 M betrug, im Etatsjahr 
1886/87 auf 2,4 Mill. M., 1887/88 auf 
2,6 Mill. M erhöht wurde und seit 1888/89 
sich auf 3 Mill. A beläuft. Am 7. Dez. 1881 
wurde sodann dem Kaiser ein Palast in Straß- 
burg bewilligt, dessen Baukosten sich auf 2,66 Mill. 
AX beliefen und dessen Verwaltungs= und Unter- 
haltungskosten jährlich 24 000 M betragen. End- 
lich ist dem Kaiser am 10. Jan. 1890 unter dem 
Titel eines „Aviso für größere Kommandover- 
bände“ eine Jacht für seine Seereisen zur Ver- 
fügung gestellt worden, deren Herstellung 4, 5 Mill. 
A nebst 329000 M für artilleristische Armierung 
kostete. 
gien Zu A. Was ist das K.tum ?7 in Hist.= 
polit. Blätter für das katholische Deutschland von 
Phillips u. Görres XXXI (1853) 665; v. Held, 
Das K.tum als Rechtsbegriff (1879). 
Zu B. Mommsen, Röm. Staatsrecht II (1874). 
Zu C. Waitz, Deutsche Verfassungsgeschichte 
(31880/85); Giesebrecht, Geschichte der deutschen 
K.zeit (51881/95); Lancizolle, Die Bedeutung der 
römisch-deutschen K würde nach den Rechtsanschau- 
ungen des Mittelalters (1856); Hery, Krönung der 
K. durch die Päpste (1857); Ficker, Das deutsche 
K. reich in seinen universalen u. nationalen Be- 
ziehungen (1861); v. Sybel, Die deutsche Nation 
u. das K.reich (1862); Ficker, Deutsches Königtum 
u. K.tum (1862); Onno Klopp, Die gothaische 
Auffassung u. der Nationalverein (1862); v. Wr- 
denbrugk, Die deutsche Nation u. das Krreich 
Kaiser. 
  
1564 
(1862); Höfler, K.tum u. Papsttum (1862); 
v. Döllinger, Das K.tum Karls d. Gr. u. seiner 
Nachfolger (1864); Willich, Das römisch-deutsche 
K.reich u. der deutsche Nationalstaat (1868); Bryce, 
Das heilige römische Reich (1873); Hergenröther, 
Kathol. Kirche u. christl. Staat (1872, 2., verkürzte 
Ausgabe 1873); Wernz, Die Klidee des Mittel- 
alters, in Stimmen aus Maria-Laach X (1876) 
198; Janssen, Geschichte des deutschen Volkes seit 
dem Ausgang des Mittelalters I (11878, 161892); 
ders., Drei geschichtliche Vorträge (2. Gustav Adolf 
in Deutschland; 1891); Schmid, Die deutsche K.= 
u. Königswahl u. die röm. Kurie in den Jahren 
1558/1620, in Histor. Jahrbuch der Görresgesell- 
schaft VI (1885) 3 u. 161; Weber, Die K.idee des 
Mittelalters, in Wetzer u. Weltes Kirchenlexikon 
2 VII: „K.tum“", u. Frankfurter zeitgemäße Bro- 
schüren von Raich (1891); Diemand, Das Ze- 
remoniell der K.krönungen von Otto I. bis Fried- 
rich II. (1894); Kampers, K prophetien u. K.= 
sagen im Mittelalter (1895); Glier, Die advocatia 
ecclesiae Romanae Imperatoris in der Zeit von 
1519 bis 1648 (1897); Schwemer, Papsttum u. 
K.tum (1900); Haase, Die Königskrönungen in 
Oberitalien u. die eiserne Krone (1901); Kröner, 
Wahl u. Krönung der deutschen K. u. Könige in 
Italien (1901). 
Zu D. I. Geschichte. Mirus, Diplomatisches 
Archiv für die deutschen Bundesstaaten I, Abt. 1, 
S. 842; Klüber, Akten des Wiener Kongresses 
1 (1815), Hft 1, S. 77 ff; Karl Weil, Quellen u. 
Aktenstücke zur deutschen Verfassungsgesch. (1850) 
141 ff; v. Sybel, Die Begründung des Deutschen 
Reichs durch Wilhelm I. (J u.# 1892/95); Eberstein, 
Kritische Bemerkungen über v. Sybels Begründung 
d. Deutschen Reichs (1890); Maurenbrecher, Grün- 
dung des Deutschen Reichs 1859/71 (31903); R. 
Stillfried, Die Attribute des neuen Deutschen Reichs 
(1872); Gröbl, Preußens protestant. K.idee u. 
Österreichs kathol. polit. Zukunft (21872); Ma- 
junke, Das evangel. K.tum (1881); Allg. Zeitung 
in München vom 25. Juni 1886; Tagebuch des 
Kronprinzen Friedrich, in Deutsche Rundschau 1888; 
Immediatbericht Bismarcks an den K. v. 23. Sept. 
1888, im Reichs= u. Staatsanzeiger v. 27. Sept. 
1888; Gustav Freytag, Der Kronprinz u. die deut- 
sche K. krone (1889); Hans Delbrück, Das Tagebuch 
Kaiser Friedrichs u. Gustav Freytag über K. Fried- 
rich, in Preuß. Jahrb. 1889; v. Eberstein, Ent- 
gegnung gegen Gustav Freytag (s1889); Arendt, 
Gustav Freytag über K. Friedrich (21889); Schra- 
der, Der deutsche K. Friedrich (1889); Töche-Mitt- 
ler, K. proklamation in Versailles (21896); Georg 
Meyer, Die Reichsgründung u. das Großhrzgt. 
Baden (1896); Otto Fürst v. Bismarck, Gedanken 
u. Erinnerungen (1898); Klöppel, Dreißig Jahre 
deutscher Verfassungsgeschichte 1867/97 (1900); K. 
Friedrichs Tagebücher über die Kriege 1866 u. 
1870/71, hrsg. von Poschinger (1901); Ottokar 
Lorenz, K. Wilhelm u. die Begründung des Reichs 
1866/71 (1902); Wilh. Busch, Die Kämpfe um 
Reichsverfassung u. K.tum 1870/71 (1906); v. Ru- 
ville, Bayern u. die Wiederaufrichtung des Deut- 
schen Reichs (1909). 
II. Staatsrecht. Aus den allgemeinen Werken 
über Reichsstaatsrecht: Laband, Staatsrecht des 
Deutschen Reichs 1 ((1901) §§ 24/26; Schulze, 
Lehrbuch des deutschen Staatsrechts (1886) II. Buch,
	        
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