Full text: Staatslexikon. Zweiter Band: Eltern bis Kant. (2)

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Kap Skagen enibehrlich macht. Bei seiner Anlage 
hat man die zukünftige Entwicklung der Größe der 
Schiffe nicht vorausgesehen; so kommt es, daß alle 
Neubauten von Linienschiffen und Kreuzern der 
Rechnungsjahre 1906 und 1907 nicht mehr durch- 
ebracht werden können. Aus diesem Grunde ist 
im Jahre 1908 durch Reichsgesetz eine Erweiterung 
des Kanals angeordnet worden. Die Kosten der- 
selben sind auf 223 Mill. M veranschlagt; als 
Bauzeit sind 7/8 Jahre in Aussicht genommen. 
Das Kanalprofil soll eine Tiefe von 11 m und 
eine Sohlenbreite von 44 m erhalten, während das 
vorhandene Profil nur 9m Tiefe und 22 m Sohlen- 
breite hat. Dadurch wird die Spiegelbreite von 
rund 67 m auf 101,75 m und der wasserführende 
Querschnitt von 413 qm auf rund 825 qm ge- 
bracht. Eine weitere Vergrößerung des Kanals, 
die sich etwa später als nötig herausstellen sollte, 
kann ohne besondere Schwierigkeiten auf 13,5 
bis 14 m vorgenommen werden. 
Im Jahre 1906 betrug die mittlere Dauer der 
Durchfahrtszeiten bei einem Tiefgange bis zu 5,4 m 
9¼ Stunden, bei einem solchen bis zu 6.9 m 
113¾/ Stunden und bei noch größerem 13 Stun- 
den. Schleppzüge wurden durchschnittlich in 17 
Stunden durchgeführt. Der Verkehr hat sich 
auf dem Kanal so entwickelt, daß während der 
Kanal 1896 von 19660 Schiffen mit 1848458 
Registertonnen befahren wurde, 1906: 33 158 
Schiffe mit 5 963 128 R.-T. auf ihm verkehrten. 
Die im Jahre 1906 erhobenen Kanalgebühren 
betrugen 2 861 281,30 M, die Gesamteinnahmen 
2945550,41 M. Diesen standen 2 697 568,08 M 
Ausgaben gegenüber, so daß sich ein Uberschuß von 
247 982,33 M ergab, wobei zu beachten bleibt, 
daß die Zinsen des Anlagekapitals nicht in Rech- 
nung gestellt sind. Das finanzielle Ergebnis ist 
so gering, weil, damit dem Kanal überhaupt ein 
gebührenpflichtiger Verkehr erhalten wird, die Ge- 
bühren (Abgaben und Schlepplöhne) sehr niedrig 
sein müssen. Den größten wirtschaftlichen Nutzen 
hat der Kanal den Nordseehäfen, insbesondere 
Hamburg gebracht, und zwar zum Nachteil Stettins. 
4. Der Kanal von Korinth ist in den 
Jahren 1882/93 mit einem Kostenaufwande von 
ungefähr 25 Mill. Franken gebaut worden. Am 
6. Aug. 1893 wurde er eröffnet. Erist ein Niveau- 
kanal und hat eine Länge von 6,3 km, eine Tiefe 
von Zm und eine Breite von 21 m (an der Sohle) 
bzw. 24,6 m (am Wasserspiegel). Seine wirt- 
schaftliche Bedeutung ist gering, da die durch ihn 
bewirkte Wegabkürzung für aus dem Jonischen 
Meere zu den Dardanellen fahrende Dampfer nur 
20 Stunden beträgt. Finanziell hat das Unter- 
nehmen großes Unglück gehabt. Schließlich ist der 
Kanal am 4./17. März 1907 subhastiert und in 
der Subhastation der Banque nationale de Grece 
für 420000 Drachmen zugeschlagen worden. Im 
Kollokationsverfahren haben die Besitzer der Obli- 
gationen für je eine Obligation à 500 Drachmen 
9,5 Drachmen erhalten. Der Kanal wird einst- 
  
Kanäle. 
  
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weilen von dem früheren Verwaltungsrat für Rech- 
nung der genannten Bank weiter betrieben. Diese 
wird ihn einer neu zu gründenden (dritten) Ge- 
sellschaft abtreten. 
Im Jahre 1907 sind 3185 Schiffe (wovon 
über neun Zehntel griechische waren) mit einem 
Nettotonnengehalt von 720 405 t durch den Ka- 
nal gefahren. Die Gesamteinnahmen betrugen 
389 747,20 Drachmen und 69 803,90 Franken. 
5. Canal des Deux-Mers. Seit Ende der 
1870er Jahre plant man in Frankreich die Ver- 
bindung des Altantischen Ozeans mit dem Mittel- 
ländischen Meere durch einen durch das Tal der 
Garonne und Aude führenden leistungsfähigen. 
Seekanal. Nach dem neuesten Projekt soll derselbe 
von Bordeaux (oder Arcachon) seinen Weg über 
Fourques, Agen, Grenade, Toulouse, Carcassonne 
und Narbonne nehmen. Seine Länge würde von 
Bordeaux nach Narbonne 394 km betragen; dazu 
die Fahrt auf der Gironde von Royan nach Bor- 
deaux mit 98 und von Narbonne zum Hafen von 
La Nouvelle mit 19 km, macht zusammen 511 km. 
Er würde die wirtschaftliche Entfernung zwischen 
dem Atlantischen Ozean und dem Mittelländischen 
Meere um 1800 km verkürzen. Die Baukosten 
sind von der Société anonyme du Canal des 
Deux-Mers auf rund 900 Mill., von der fran- 
zösischen Regierung aber auf 2 Milliarden Franken 
veranschlagt worden. Auf Grund der Annahme, 
daß von den 50 Mill. t, die 1899 die Straße 
von Gibraltar passiert haben, 28 Mill. auf den 
Kanal übergehen würden und daß für die Durch- 
fahrt 3 Franken Abgabe erhoben werden könnten, 
hat der französische Abgeordnete Leygue 1904 in 
seinem Berichte die jährlichen Bruttoeinnahmen auf 
84 und die jährlichen Nettoeinnahmen auf 75 Mill. 
Franken berechnet. Seine Annahme aber ist zu 
günstig, da wegen der vielen (21) Schleusen die 
Zeitersparnis keineswegs der räumlichen Wegab- 
kürzung entspricht. Es würde auch die Tiefe des 
Kanals (9,5 m) nicht genügen, um die modernen 
französischen Kriegsschiffe durchzubringen. Daher 
erklärt es sich, daß die französische Regierung trotz 
des vielen Drängens seitens der genannten Aktien- 
gesellschaft dem Projekte noch immer ablehnend 
gegenübersteht. 
Literatur. Société anonyme du Canal des 
Deux-Mers, Le Canal des Deux-Mers (Par. 1907). 
6. Besonders wichtige Seestichkanäle sind: 
der jetzt für 220 m lange und 24 m breite Schiffe 
mit 9,20 m Tiefgang eingerichtete Nordseekanal 
von Amsterdam nach Ijmuiden, der 8 m tiefe 
Manchesterkanal (1907: 5,2 Mill. R.-T.), der 
6,5 m tiefe Königsberger Seekanal, der 8 m tiefe 
Kanal von Zeebrügge nach Brügge und der 6,5 m 
tiefe Kanal von Brüssel nach Antwerpen (28 km 
Willebroeckkanal, 7 km Rupel und 15.,5 km 
Schelde). Vgl. auch C. I.: Vereinigte Staaten 
und Kanada. 
C. Binnenschiffahrtskanäle. I. Geschicht. 
liches. Frankreichiist der erste unter den großen
	        
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